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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hinab als bis zum zehnten Stock.
    »Ich bin dabei, jemanden zu feuern«, sagte Kring.
    »Wie bitte?« Birnbaums Lippen kräuselten sich, als hätte er an etwas sehr Saurem gelutscht.
    »Alice Valenta«, sagte Kring. »Wir haben gerade die Zahlen für das Quartal hereinbekommen. Sie war zu lange im Keller und wird sich nicht mehr erholen. Zeit für neue Herausforderungen. Und Sie wissen, wie ich über so etwas denke, Al. Wenn man Leute feuern muss, sollte man es nicht delegieren. Man sollte den Mumm haben, seinen eigenen Hund zu erschießen, und genauso sollte man es mit seinen eigenen Leuten machen. Das gebietet der Respekt.«
    »Das sehe ich genauso.«
    »Ich weiß«, sagte Kring. »Eins der elementaren Führungsprinzipien.«
    Birnbaum schluckte und nickte und konnte plötzlich gar nichts mehr sagen.
    »Ich bin froh, dass Sie nicht der Anlass waren, dass ich heute hier unten bin, Al«, sagte Kring und beugte sich auf seine unnachahmliche Art zu ihm herab, die vielleicht nur seinen fast zwei Metern Körpergröße geschuldet war. Doch Birnbaum wurde dadurch nachhaltig bewusst gemacht, wie sehr er in dieser speziellen Situation der Beta-Hund war. Er musste sich willentlich anstrengen, den Blick abzuwenden. »So etwas würden Sie mir niemals antun, nicht wahr?«, fragte Kring.
    »Natürlich nicht, Walter«, sagte Birnbaum. Für diese Worte schaltete er tatsächlich seine professionelle Stimme ein, weil seine normale Stimme möglicherweise versagt hätte.
    Kring richtete sich wieder auf und drückte Birnbaums Schulter. »Das höre ich immer wieder gern. Wir sollten mal wieder mittagessen gehen. Es ist schon viel zu lange her.«
    »Das würde mir gefallen«, sagte Birnbaum.
    »Gut. Ich lasse Jason einen Termin machen. Wahrscheinlich irgendwann nächste Woche.«
    »Großartig«, sagte Birnbaum.
    »Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, Al. Nicht jede Unterhaltung, die ich heute führen werde, wird so nett wie unsere sein.«
    Birnbaum nickte, und Kring entfernte sich ohne ein weiteres Wort in Richtung Studio acht, das in Kürze Alice Valentas ehemaliger Arbeitsplatz sein würde.
    Birnbaum wartete, bis Kring außer Sichtweite war, dann atmete er aus und erschauderte gleichzeitig. Er griff in seine Hosentasche, vorgeblich, um seinen Autoschlüssel hervorzuziehen, aber in Wirklichkeit überprüfte er, ob er sich nass gemacht hatte.
    Birnbaums PDA vibrierte und machte ihn auf eine eingehende Nachricht aufmerksam. Sie lautete: Wann treffen wir uns? Birnbaum machte sich daran, eine Antwort zu schreiben, in der es hieß, dass in Anbetracht seiner Terminlage ein weiteres Treffen im Hotel in dieser Woche nicht infrage kam, bis ihm klar wurde, dass der Text gar nicht von seinem neuen Spielzeug gekommen war. Er löschte seine Antwort.
    Wer will das wissen? , schrieb er stattdessen.
    Michael Washington , lautete die Antwort.
    Wie sind Sie an die Nummer meines PDA gekommen? , sendete Birnbaum. Es war sein Privatgerät, und er war bisher davon ausgegangen, dass nur Judith, Ben, Louisa Smart und das neue Spielzeug die Nummer kannten.
    Genauso wie ich wusste, in welchem Hotel Sie mit dieser Frau waren, die nicht Ihre Frau ist , hieß es in der Antwort. Sie sollten sich nicht so sehr auf solche Fragen konzentrieren, sondern darauf, wie Sie Ihren Job behalten, Mr. Birnbaum. Möchten Sie ein Treffen vereinbaren?
    Er tat es.
    Sie trafen sich im Bonner’s. Es war genau die Art von holzgetäfelter Bar, die immer dann in Unterhaltungsprogrammen zum Einsatz kam, wenn sich Politiker mit zwielichtigen Gestalten trafen.
    »Bevor wir irgendetwas anderes tun oder sagen, müssen Sie mir erklären, woher Sie so viel über mich wissen«, sagte Birnbaum ohne Begrüßungsfloskeln, als Washington in seiner Sitzecke Platz nahm. »Sie haben Kenntnisse über meine privaten und professionellen Angelegenheiten, über die niemand sonst auf dieser Welt verfügen sollte.«
    »Louisa Smart weiß sehr viel über Sie«, sagte Washington verhalten.
    »Also haben Sie diese Informationen von ihr? Sie bezahlen meine Produzentin, damit sie mich ausspioniert? Ist es das?«
    »Nein, Mr. Birnbaum«, sagte Washington. »Nach zehn Jahren sollten Sie Ihre Produzentin eigentlich besser kennen.«
    »Dann sagen Sie mir, wie Sie es machen! Arbeiten Sie für die Regierung? Unsere Regierung? Oder eine andere?« Birnbaum verfiel automatisch in seinen rhetorischen Paranoia-Modus, der ihn in der Anfangszeit seiner Karriere sehr berühmt gemacht hatte. »Wie umfassend werde ich

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