Die letzte Eskorte: Roman
ein Spritzer!«
»Mr Smosh?«, rief Saint-Denis und führte einen Probeschlag aus.
Reverend Smosh stand derweil bei einer Gruppe Matrosen und nahm den letzten Schluck aus einer Weinflasche.
»Sehen Sie? Dr. Worthing steht eine weitere Karriere als Cleek-Erfinder bevor.«
»In der Tat, ich habe schon die ganze Zeit gespannt zugeschaut«, erwiderte der rundliche Geistliche, wobei einige Laute auffällig verschleift wurden. »Ich habe keine Zweifel, dass sich der – äh – Modgeglub an diesem Tag als besonders geeignet erweisen wird. Wann wollen wir denn beginnen?«
»Ja, vergeuden wir nicht diesen perfekten Tag«, stimmte der Leutnant zu. »Dr. Worthing – ich denke, Ihnen sollte die Ehre zuteil werden, zum ersten Schlag auszuholen.«
Tees aus Holz und sogenannte Featheries – Lederbälle mit einer Füllung aus Federn – wurden aus einem Leinensack hervorgeholt und an die Spieler ausgeteilt. Wickham drehte den Ball in der Hand, drückte ihn und warf ihn ein paar Mal in die Höhe, als wolle er das Gewicht oder die Flugeigenschaften testen.
»Ich bin erstaunt, dass Worthing sich die leisten kann«, wisperte Hawthorne.
»Sind die denn teuer?«, fragte Hayden.
»Ziemlich. Und man braucht ja immer mehrere in einem Spiel.«
»Aus welchem Holz sind die Bälle?«
»Das ist kein Holz. Sie sind aus Leder, das mit feuchten Daunen gestopft wird. Wenn die Federn trocknen, dehnen sie die Lederhülle. Die Dinger sind richtig hart und werden bemalt, damit das Leder länger hält.«
Der Platz, fünf Löcher insgesamt, war am Vortag von Wickham und Saint-Denis vorbereitet worden. Die Löcher waren so verteilt, dass fast die gesamte L-förmige Länge der Weide ausgenutzt wurde, die von einer Steinmauer umgeben war. Einige Bäume spendeten vereinzelt Schatten auf der Fläche, die übrigen Bäume wuchsen außerhalb der Mauer, die an vielen Stellen von Ranken überwuchert war.
Worthing suchte sich eine ebene Stelle, auf der kein Kuhdung lag, und drückte das Tee in das kurze Gras. Dann stellte er sich breitbeinig hin, in fast feierlicher Haltung, machte einen steifen Probeschlag, holte dann aus und vollführte den Abschlag. Doch zu seinem Verdruss traf er nicht den Ball, sondern hieb grob in den Boden, sodass eine Grassode über den Platz segelte.
»Verdammt!«, schimpfte er halblaut und versuchte es ein zweites Mal. Er stellte sich wieder genauso hin wie zuvor und ließ den Schläger zunächst konzentriert vor dem opferbereit liegenden Lederball vor- und zurückpendeln. Nach kurzem Zögern zog er den Schläger mit einer halben Drehung des Oberkörpers zurück und war im Begriff, den Schlag zu vollenden, als der Ball von dem Tee plumpste und einen halben Fuß zur Seite rollte.
»Zur Hölle mit diesem Ball!«, ereiferte sich der Reverend.
Dann bückte er sich unbeholfen in seinem engen Mantel, griff nach dem Ball und setzte ihn vorsichtig zurück auf das Tee.
Erneut setzte er an, schob den Bauch ein wenig vor, zog die Schultern ein Stück zurück. Wieder beschrieb er mit dem Schläger einen Halbkreis, hielt einen Moment inne und führte schließlich den Schlag aus. Mit voller Wucht traf der Schläger auf den ahnungslosen Lederball, der keine zehn Fuß über der Grasnarbe segelte und in einem Bogen in Richtung Steinmauer flog. Der Ball schlug auf dem Boden auf, sprang unkontrolliert zur Seite, tippte abermals auf und prallte schließlich mit einem dumpfen Laut gegen die Steinmauer, wo er liegen blieb.
Worthing bohrte seinen Schläger vor Wut ins Gras und fluchte wie ein Matrose. Dann reichte er Wickham den Schläger, der als Nächster an der Reihe war, und stapfte schnaubend zu den anderen.
Da Wickham tags zuvor bei den Vorbereitungen schon einige Tipps von Saint-Denis erhalten und die Gelegenheit wahrgenommen hatte, ein paar Schläge zu machen, konnte er den Platz einschätzen. Nun legte er seinen Ball auf das Tee und nahm die Haltung eines Golfspielers ein. Einige Male ließ er den Schläger hinter dem Ball pendeln, holte aus und vollführte den Abschlag. Äußerste Konzentration zeichnete sich auf seinen jugendlichen Zügen ab. Der Schlag war gewiss nicht so kraftvoll wie der des Geistlichen, dafür aber genauer, denn der Ball sauste von dem Tee los, flog tief über die Weide und landete in einem Winkel, dass er nicht sprang, sondern für gut vierzig Yards rollte, ehe er in einer Distel liegen blieb.
Saint-Denis gratulierte seinem Eleven. Dann erklärte er dem Midshipman, wie er noch an seiner Technik feilen
Weitere Kostenlose Bücher