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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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gesagt?«
    »Ich glaube nicht, dass dort Schiffe in der Straße vor Anker liegen, Mr Barthe«, wiederholte Wickham, wobei er jedoch nur ein wenig lauter sprach.
    »Mr Wickham, entweder werde ich taub oder Sie flüstern beharrlich.«
    Wickham erhob die Stimme. »Dort liegen keine ...«
    »... Schiffe in der Straße vor Anker. Ja, das habe ich verstanden. Ah, Kapitän Hayden.« Der Master tippte an seinen Hut, als Hayden das Vordeck betrat. »Wie es scheint, sind dort keine Schiffe ...«
    »... in der Straße, wie ich schon hörte. Der Ostwind hat zweifellos jeden Ankerplatz unmöglich werden lassen. Die Schiffe haben ihre Anlegeplätze im inneren Hafen gesucht.«
    »Eins habe ich über das verdammte Mittelmeer im Winter gelernt, nämlich dass wir noch etwas von diesem Wetter zu hören bekommen«, meinte Barthe. »Ruhiges Wetter bedeutet doch bloß, dass wir mit Schlimmerem zu rechnen haben. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich uns in den Hafen navigieren kann, Sir. Der Wind könnte im Augenblick nicht günstiger stehen, und noch haben wir genügend Mondlicht.«
    »Wenn Sie es sagen, Mr Barthe. Mit einem weiteren Sturm im Anmarsch und bei diesen verwirrenden Strömungen, die uns mal hierhin, mal dorthin treiben, würde ich heute Nacht lieber sicher vor Anker liegen.«
    »So soll es sein, Sir. Mr Wickham hat sich bereit erklärt, für uns in die Dunkelheit zu spähen, und im Augenblick haben wir genügend Raum zum Navigieren, Sir. Binnen einer Stunde können wir alle ruhig schlafen, Kapitän Hayden. Sie werden es sehen.«
    »Dann ernenne ich Sie zu unserem Lotsen, Mr Barthe – bringen Sie uns hinein.«
    Doch dieses Ziel ließ sich nicht so leicht erreichen, da sich der Ostwind mit den schwer kalkulierbaren Strömungsverhältnissen verbündete. Schließlich flaute der Wind zu einer Brise ab, während die Strömung die Themis weiter ostwärts abtrieb. Sie brauchten eine geraume Zeit, um die Untiefen bei Cap Cépet zu umschiffen, und mussten sogar zeitweilig vor Anker gehen, um nicht gegen die Küste gedrückt zu werden, als der Wind ganz ausblieb. Es war bereits gegen Mitternacht, als eine kleine, aber beständige Brise aus östlicher Richtung heranwehte. Zur selben Zeit schien die hinderliche Strömung nachzulassen, worauf die Themis die Segel setzte und über eine glasartige, dunkle See auf die Hafeneinfahrt von Toulon zuhielt.
    Acht Glasen wurde geläutet, als sie die äußere Straße überquerten, und die Töne fanden ihren Widerhall bei den Glocken aus der nahen Stadt – zwölf Schläge um Mitternacht an Land.
    »Mitternacht«, verkündete Hawthorne. »Bringt der Wind uns nun rein, oder dümpeln wir weiter in der Straße? Was meinen Sie?«
    Hayden zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht der Gott des Meeres, Mr Hawthorne, auch wenn es den Anschein hat. Was der Wind gerade tut oder nicht tut, bleibt mir rätselhaft.«
    Hawthorne gluckste. »Bitte um Nachsicht, Kapitän. Aber in der Dunkelheit habe ich Sie mit Neptun verwechselt.«
    »Das passiert schnell, Mr Hawthorne. Kein Grund, sich zu entschuldigen – abgesehen vielleicht bei Neptun.«
    Eine kleine Gestalt tauchte links von Hayden auf – Rosseau, sein Leibkoch. » Toulon, Capitaine? «
    » Oui, Monsieur. Toulon .«
    »Falls – falls wir in die Hände – unserer Leute fallen, Capitaine «, sagte Rosseau zögerlich auf Französisch, »wären Sie dann so freundlich, ihnen zu sagen, dass ich ein Gefangener bin – und nicht Ihr Koch?«
    »Das werde ich tun, Monsieur «, antwortete Hayden in der Sprache seiner Mutter. »Aber keine Sorge. Toulon ist noch in der Hand von Lord Hood.«
    Im matten Mondlicht konnte Hayden den Franzosen sehen – konnte sogar dessen Furcht spüren. Die Stadtversammlung von Toulon hatte einige Monate zuvor Admiral Lord Hood eingeladen, die Kontrolle über die Stadt und den Hafen auszuüben – und über die französische Mittelmeerflotte, die dort vor Anker lag. Wie in anderen Regionen Südfrankreichs waren die Bürger in Aufruhr. Hayden hatte erfahren, Lord Hood habe von den Stadtvätern verlangt, dass sie den Treueeid auf die Bourbonen leisten, doch das hatten sie nur widerwillig getan. Wie es schien, rebellierten die Bürger von Toulon gegen die Auswüchse des Nationalkonvents und des Wohlfahrtsausschusses. Sie rebellierten also nicht, weil sie die ehemalige königliche Familie bevorzugten.
    Die Bürger von Toulon ließen sich durch dieses Verhalten auf ein gewagtes Spiel ein, aber der Vorteil für die Briten konnte gar nicht groß

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