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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Aber Sie haben das großartig gemacht.« Er erhob sein Weinglas in Haydens Richtung. »Sie müssen eine gute Crew haben, wenn Ihnen das gelungen ist.«
    »Ja, ich muss sagen, dass sich die Männer tapfer geschlagen haben. Nicht einer von ihnen zögerte oder ließ den Einsatzwillen vermissen.« Hayden hatte schon so oft gehört, wie über seine Mannschaft hergezogen wurde – Harts Crew war verleumdet worden –, dass er sich diesem jungen Kapitän nun zu großem Dank verpflichtet fühlte.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Hayden, »aber wir wurden noch nicht miteinander bekannt gemacht ...«
    »Nelson. Horatio.«
    »Von der Agamemnon? «
    Nelson nickte. »Und wer ist dieser junge Midshipman, der zwischen all diesen schrecklichen Kapitänen und Admirälen sitzen muss?«
    »Lord Arthur Wickham, Kapitän, allerdings ist er zurzeit stellvertretender Dritter Leutnant.«
    »Sehr erfreut, stellvertretender Leutnant Lord Arthur Wickham.«
    »Ist mir eine Ehre, Sir«, antwortete Wickham schnell, wahrlich beeindruckt von diesem jungen Offizier. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Kapitän Nelson.«
    Nelson schaute kurz zu Hayden hinüber und fuhr mit einem kleinen Lächeln um die Mundwinkel fort: »Glauben Sie nie all die Geschichten, die Sie in der Navy hören, Leutnant. Wir sind alle furchtbare Lügner, wenn es um unsere eigenen Erfolge geht.«
    Hood schaltete sich in das Gespräch ein. »Kapitän Nelson, verstehe ich das richtig, dass Sie alle Offiziere hier an meiner Tafel als Lügner bezeichnen?«
    »Oh, an diesem Tisch niemanden, Lord Hood. Es ist doch bekannt, dass wir die bescheidensten Gentlemen in der Navy sind und nicht einmal in unseren privaten Journalen von unseren Heldentaten berichten. Nein, Sir, es kommt uns nie in den Sinn, die eigene Sache voranzubringen. Oder haben Sie etwa gehört, dass ich irgendwo meinen jüngsten Erfolg vor der Küste Sardiniens erwähnt hätte?«
    »Nicht öfter als ein Dutzend Mal«, antwortete Hood gewohnt trocken, worauf all die, die in Hoods Nähe saßen, lachen mussten.
    »Sie sehen also, Lord Arthur«, fuhr Nelson mit einem schelmischen Blick fort, »dass es sich nicht schickt, wenn man seine Erfolge mehr als ein Dutzend Mal seinem Vorgesetzten zu Gehör bringt. Vergessen Sie das nicht, und ich versichere Ihnen, dass Ihnen eine große Zukunft in der Navy bevorsteht.«
    »Ich werde Ihren Rat beherzigen, Kapitän«, antwortete Wickham. »All die Details unserer Flucht aus Toulon werde ich für mich behalten, doch meine Rolle in dieser Angelegenheit war eines Ritterschlags würdig. Das behaupteten jedenfalls alle, die dabei waren.«
    Dieser Scherz gefiel Nelson, und im weiteren Verlauf des Abends wurde Wickham nur noch mit »Sir Arthur« angesprochen, was den Jungen freute und gleichzeitig verlegen machte.
    Es war eine gesellige Runde, wenn man bedenkt, dass die Tischgesellschaft erst vor Kurzem aus Toulon vertrieben worden war. Allerdings gab es bei Tisch auch einige Offiziere, die sich der heiteren Stimmung verweigerten. General Dundas zum Beispiel betrieb nur eine steife Konversation mit allen Anwesenden, insbesondere, so schien es, mit dem Gastgeber. Und zu Haydens stiller Freude blickte Kapitän Pool, der ganz am anderen Ende der Tafel saß, mit einer Mischung aus Neid und schlecht verhohlenem Groll immer wieder in Haydens Richtung.
    Bei der Unterhaltung ging es jedoch nicht nur um Angenehmes, da viel von der Evakuierung Toulons und dem Umstand die Rede war, dass der größte Teil der französischen Flotte überlebt hatte, was alle Anwesenden als höchst ärgerlich und beunruhigend empfanden.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass die Dons uns verraten, hätte ich ein Dutzend mehr Schiffe beschossen«, verkündete ein gut aussehender junger Offizier. »Die Spanier werden schon bald Frieden mit den Jakobinern schließen und ihre wahre Flagge zeigen.«
    Hayden entging nicht, wie Nelson den Blick eines anderen Kapitäns einfing. Beide schienen ihren Unmut oder gar ihre Verachtung im Zaum halten zu müssen.
    »Sydney Smith«, flüsterte Hotham, als er Haydens fragenden Blick sah.
    Auch Smith war Hayden bislang nicht persönlich begegnet, Hayden kannte ihn nur dem Namen nach. Bis vor Kurzem war er noch Marineberater des Königs von Schweden gewesen, der ihn dafür in den Ritterstand erhoben hatte. Seither bestand Smith darauf, von allen als »Sir Sydney« angesprochen zu werden. Obwohl eben jener Sir Sydney bekannt war für seinen Mut und seinen Unternehmungsgeist, so war er doch

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