Die letzte Eskorte: Roman
können, selbst wenn er über Jahrzehnte hinweg jeden Penny zur Seite gelegt hätte. Weiß getünchte Decksbalken und die hell gehaltene Decke reflektierten das Kerzenlicht, und die weißen Westen und Manschetten der Offiziere schienen eigens dafür gemacht zu sein, die marineblauen Mäntel der versammelten Gäste hervorzuheben.
Hayden fühlte sich am Tisch etwas unwohl, da er nur einen Platz rechts von Lord Hood entfernt saß, links von ihm folgte bereits der junge Lord Arthur. Viele dienstältere Offiziere hatten weiter unten am Tisch Platz nehmen müssen, und Hayden hatte das Gefühl, dass diese Herren sich fragten, wer der Mann sein mochte, der so hoch in der Gunst des Admirals stand. Eine Situation, die neu für Hayden war.
Zur Linken des Admirals saß Sir Gilbert Elliot, den Hayden am Tag zuvor gesehen hatte, daneben saß General Dundas. Gegenüber von Hayden saß Admiral Hotham, den Hayden noch nicht kennengelernt hatte und nur aus Berichten kannte, obwohl das auf die meisten Herren zutraf, die an diesem Abend mit dem Oberbefehlshaber der Flotte speisten.
Wie man schon an Worthings Abkommandierung auf Pools Schiff gesehen hatte, besaß Hood einen Sinn für sarkastischen Humor, doch er lachte nie über seine eigenen Scherze, sodass die jüngeren Kapitäne bei Tisch oder diejenigen, die nicht mit Hoods trockener Art vertraut waren, oft nicht wussten, ob sie nun lachen durften oder besser schweigen sollten.
»Admiral Hotham«, begann Hood, nachdem man sich bei den entsprechenden Trinksprüchen dem eigentlichen Dinner zugewandt hatte, »hat der junge Offizier, der Ihnen gegenübersitzt, nicht Ähnlichkeit mit jemandem, den Sie kennen?«
Hotham betrachtete Hayden einen Moment lang. »Ich möchte sagen, ja, Lord Hood. Ich kannte einmal einen Mann, vor vielen Jahren. Er war ein vielversprechender junger Offizier, dessen Karriere ein jähes Ende fand. Hoffen wir, dass der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist.«
»Kannten Sie meinen Vater, Admiral Hotham?«, fragte Hayden.
Hotham wirkte vom ganzen Auftreten her sehr ernst und förmlich, aber sobald er den Mund aufmachte, sprach er freundlich und erwies sich als angenehmer Gesprächspartner. Er war der stellvertretende Oberbefehlshaber und an der Einnahme von Toulon beteiligt gewesen.
»In der Tat, Kapitän Hayden. Ich hatte gerade mein Leutnantspatent in der Hand, als Ihr Herr Vater als Midshipman an Bord der alten St. George begann. Ich schätzte ihn wirklich sehr. Aber gewiss hören Sie so etwas laufend.«
»Keineswegs, Sir. Ich hatte schon den Eindruck, dass die Männer, die zusammen mit meinem Vater dienten, alle bereits im Ruhestand sind, so selten treffe ich einen von ihnen.«
Hotham lachte. »Nein, einige von uns wurden noch nicht auf den Strand geschleudert.« Sein Blick wanderte kurz zu Hood und war fast wie ein Zwinkern. »Lord Hood hat mir erzählt, Ihre liebe Frau Mutter ist nach Boston gezogen. Wie kam es, dass es sie so weit in die Ferne gezogen hat?«
»Sie hat wieder geheiratet, Sir, einen bedeutenden Reeder aus Boston.« Hayden war nicht überrascht, dass all die Männer, die seinen Vater kannten, sich auch seiner Mutter erinnerten. Sie war in der Navy für ihren bewundernswerten Charme bekannt gewesen.
»Bitte grüßen Sie Ihre Mutter von mir, wenn Sie sie wieder sehen. Ich wünsche ihr alles Glück dieser Erde, denn ich weiß noch, wie untröstlich sie war, als Ihr armer Herr Vater aus dem Leben schied, glauben Sie mir. Hätte sie nicht einen netten Jungen gehabt, den sie großziehen konnte, dann wäre sie, so fürchte ich, vor Gram vergangen.« Hotham versuchte, Hayden ein Lächeln zu schenken, was ihm jedoch nicht gelang. »Und hier treffe ich Sie nun und sehe, dass Sie Ihren Eltern ähneln, und dabei wird mir warm ums Herz, weil ich dann denke, dass Ihr Herr Vater diese Welt doch nicht ganz verlassen hat.« Nun schwieg er und schaute fast besorgt auf seinen Teller.
In diesem Moment fand ein schlanker Mann in Kapitänsuniform Haydens Blick. Mit dem schmalen Kinn und der leicht fliehenden Stirn erinnerte dieser Mann Hayden an Landry, aber in den Zügen des Kapitäns lag ein so lebhaftes Interesse, dass Hayden nicht umhinkam, das Lächeln zu erwidern.
»Waren Sie das, Kapitän Hayden, dem unlängst in Toulon die Flucht gelang?«, erkundigte sich der Mann.
»Ja, das stimmt, aber ich hörte, dass andere nicht so viel Glück hatten.«
»Richtig, einige Handelsschiffe liefen in den Hafen und wurden beschlagnahmt. Was für ein Pech.
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