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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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selbst darum bitten ...« Sie deutete fast zärtlich auf ihre Tochter, und ihre Augen schimmerten. »Aber um meiner Tochter willen bitte ich Sie jetzt darum. Bitte, Monsieur, wenn Sie es in Ihrem Herzen spüren, uns zu helfen, wir ständen für immer in Ihrer Schuld. Ich habe eine Halskette – sicher kein Vermögen, aber es würde reichen, um die Überfahrt nach England zu bezahlen. In London haben wir Freunde, die schon zu Beginn der Unruhen Frankreich verließen. Sie werden uns nicht abweisen, da bin ich mir sicher.«
    Hayden sah Madame Bourdages Tochter an, die mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst in ihrem schönen Gesicht zu ihm aufschaute, dass Hayden ganz verwirrt war.
    Einen Moment lang schwankte er, wägte dies und jenes ab, während die beiden Damen den Atem anzuhalten schienen. »Ich werde Sir Gilbert mitteilen, dass Sie die Cousine meiner Mutter sind.«
    Augenblicklich hob Madame Bourdage seine Hände an ihre Lippen und küsste sie. Die Tränen der Erleichterung strömten ihr über die Wangen. » Oh, Monsieur, Monsieur «, wiederholte sie immer und immer wieder. Auch ihre Tochter war inzwischen aufgestanden und umfasste Haydens rechte Hand in Dankbarkeit.
    » Merci, Monsieur «, sagte sie mit Nachdruck. » Merci beaucoup .«
    Als sich die beiden wieder etwas beruhigt hatten, fragte Hayden: »Das kleine Mädchen – das an Deck mit mir zusammenstieß. Wer war das?«
    »Die Tochter von Monsieur und Madame Mercier«, ließ Héloise ihn auf Französisch wissen.
    »Haben sie genug Geld, um es bis nach England zu schaffen?«
    Mutter und Tochter sahen einander an und zuckten mit den Schultern. »Ich bin mir da nicht sicher«, erwiderte Madame Bourdage, »aber es ist möglich.«
    »Ich werde Sir Gilbert erzählen, dass sie auch mit meiner Mutter verwandt sind – und mit Ihnen, wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Nein, keineswegs.« Sie begriff, worauf Hayden hinauswollte. »Wir sorgen dafür, dass sie in England ankommen, Kapitän Hayden. Auch wenn sie zu fünft sind. Wir werden einen Weg finden.«
    Hayden geleitete die Damen an Deck und brachte sie zur Reling, wo man einen Bootsmannsstuhl an einem Tau befestigt hatte, um den weiblichen Gästen ins Boot zu helfen.
    Madame Bourdage und ihre Tochter überschütteten ihn mit Dankesbeteuerungen, und als Hayden zum Abschied die Hand hob, hatte er das Gefühl, noch nie für eine so gute Sache gelogen zu haben. Danach begab er sich in seine Schwingkoje und war ziemlich stolz auf sich, was er in diesem elenden, Seelen zermürbenden Krieg selten von sich hatte sagen können.

K APITEL VIERZEHN
    Vom Meer aus sah Korsika einladend und grün aus. Die Gipfel der Berge waren von Schnee bedeckt, der die zarten Goldtöne der Morgendämmerung reflektierte. Die Fregatte Lowestoffe hielt bei günstigem Wind auf die Nordküste der Insel zu.
    Hayden stand allein an der Reling und verspürte eine eigenartige Leere im Bauch. In Friedenszeiten würde diese Insel im frühen Licht des Tages idyllisch aussehen, vielleicht sogar romantisch, aber heute wirkte Korsika eher rätselhaft und sogar bedrohlich, wenn man die gegenwärtige Lage berücksichtigte.
    »Nun, was denken Sie, Kapitän Hayden?«
    Moore gesellte sich zu ihm, dessen scharlachrote Jacke zu den Farben des Sonnenaufgangs passte.
    »Mit Schnee hatte ich nicht gerechnet.«
    »Man sagte mir, nur die höchsten Gipfel der Berge im Landesinnern seien schneebedeckt. Das sollte uns nicht weiter kümmern.«
    »Da kann man wohl froh sein.«
    »Haben Sie noch die See- und Landkarten studiert?«
    Hayden nickte. »Da wir einen Ankerplatz suchen, um Ihre Truppen an Land zu bringen, dürfte sich San Fiorenzo in dieser Hinsicht als geeignet erweisen. Die westliche Küste der Bucht ist befestigt und mit Kanonen bestückt, aber sobald die Franzosen von dort vertrieben werden, denke ich, dass die Zitadelle an der östlichen Küste kapituliert, auch wenn sich die Besatzung anfangs zur Wehr setzen wird.«
    Moore nickte zustimmend. »Ja, Bastia und Calvi werden die härteren Nüsse sein, die es zu knacken gilt, aber in San Fiorenzo werden sich See- und Landstreitkräfte zusammentun müssen.« Er zögerte einen Moment lang. »Denken Sie, unsere Vorgesetzten werden sich zusammenraufen, oder wird dieser Einsatz nach gängigem Muster ablaufen, wenn beide Dienste daran beteiligt sind?«
    Der Oberst hatte keiner Partei die Schuld für diese Unwägbarkeiten zugeschoben, was Hayden mit Freude zur Kenntnis nahm.
    »Hoffen wir, dass zumindest wir beide

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