Die letzte Eskorte: Roman
Truppen an Land zu bringen, da er immer wieder Ausflüchte erfand, die Sache zu verzögern. Das Wetter sei angeblich nicht günstig, der Plan müsse überarbeitet werden, sei man sich überhaupt der Stärke des Feindes bewusst?« Er schüttelte den Kopf. »Aber jetzt sind wir hier an Land. Hoffen wir daher, dass wir unser Vorhaben schnell in die Tat umsetzen können.«
Hayden gewann den Eindruck, dass Kochler bei Moores Worten mehr als besorgt aussah. Tatsächlich zeichnete sich auch auf Moores Gesicht eine tiefe Sorge ab. So gern er es auch gewollt hätte, aber Hayden traute sich nicht, von dem Gespräch zwischen dem Admiral und dem General der Armee zu erzählen, das er zwangsläufig vor der Kajütentür belauscht hatte. Es stellte ihn hingegen zufrieden, dass sowohl Moore als auch Kochler Hoods Einschätzung von Dundas zu teilen schienen.
Als Hayden sich dann zu seinem Schlafplatz aufmachte, wurde ihm bewusst, dass Moore seine Hilfe nötiger denn je hatte. General Dundas hätte seinen Oberst in allen Belangen unterstützen müssen, was er nicht tat. Stattdessen schien er Moores Bestrebungen zu konterkarieren.
Im Morgengrauen marschierten Moore und Kochler mit den Royals, dem 25. und dem 51. Regiment, voraus, sodass es Hayden oblag, für den Transport der Geschütze zu sorgen.
Der Weg, den die Männer der Navy nun nahmen – mithilfe der ortskundigen Korsen –, war nicht mehr als ein Ziegenpfad, der sich durch die Landschaft aus Felsblöcken und knorrigen Bäumen schlängelte. An keiner Stelle war der Weg breit genug, um die Kanonen auf Karren zu transportieren, sodass sich Hayden genötigt sah, seinen Zimmerleuten aufzutragen, schmale Schlitten zu bauen, die dann von Menschenkraft gezogen werden mussten. Gleichzeitig nutzte man die Hebelkraft stabiler Spaken, damit die Last Schritt für Schritt vorankam.
Der Pfad war so verschlungen, dass immer nur ein paar Mann an den Tauen ziehen konnten. Selten konnte man Taljen zum Einsatz bringen, doch hin und wieder schlang man Seile um einen Felsblock und orderte mehr Männer an die schräg weglaufenden Taue, wodurch die kräftezehrende Angelegenheit zumindest kurzzeitig etwas leichter wurde. Einige Männer gingen voraus und schlugen den Weg mit Äxten frei, füllten Senken mit Erde und versuchten, weitere Unebenheiten auszugleichen.
Hayden pendelte zwischen den verschiedenen Gruppen hin und her, gab Befehle und beriet sich bei schwierigen Fragen mit seinen Offizieren, um zu einer Lösung zu finden. Ständig ging ihm durch den Kopf, dass er sich um jeden Preis bewähren wollte, damit der Ruf der Navy keinen Schaden nahm, aber Korsika scherte sich nicht um die Reputation der Navy und legte Hayden buchstäblich Steine in den Weg.
Wann immer der Pfad so schmal wurde, dass nicht einmal mehr die Schlitten zwischen den Felsen hindurch passten, bediente man sich der Faschinen, um Rampen zu formen.
Hayden nahm selbst ein Brecheisen zur Hand und setzte die Spitze unter dem Schlitten an. »Eins, zwei, drei – hebt an!« Das Geschütz rückte drei Zoll vor. »Noch einmal!«
Während sich die Männer an der Kanone zu schaffen machten, brach sich der ferne Donner eines Geschützes an den Felswänden. Kurz darauf waren weitere Salven zu hören.
»Schiffsgeschütze«, sagte einer der Männer. »Sie greifen den Turm von Martello an, schätze ich.«
Wickham schaute zu Hayden hinüber, die unausgesprochene Frage auf den Lippen.
»Ich denke, er hat recht. Aber das hat uns nicht zu kümmern. Wir müssen unsere Aufgabe hier erledigen.«
Später am Nachmittag erhielt Hayden eine Botschaft von Moore, mit der Bitte, zu den Offizieren der Vorhut aufzuschließen. Hayden übergab das Kommando über den Transport der Geschütze Wickham und einem weiteren Leutnant, nahm seine Muskete und sein Marschgepäck und beeilte sich, den Oberst zu finden.
Der Oberst hielt sich indes nicht bei seinen Männern auf, die wie verabredet ihr Lager unweit des Mont Rivinco aufgeschlagen hatten. Stattdessen führte man Hayden zu einer Anhöhe in der Nähe, wo Moore und Kochler mit ihren Ferngläsern die französischen Stellungen an der Fornali-Bucht absuchten.
Doch Haydens Blick fiel nicht sofort auf die beiden Offiziere, denn die Bucht unmittelbar vor dem Steinturm von Kap Mortella erregte seine Aufmerksamkeit.
Dort unten lagen ein Vierundsiebziger und eine Fregatte – die Fortitude und die Juno , wie Hayden glaubte – vor Anker und bestrichen den Festungsturm mit Breitseiten. Das Gegenfeuer des
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