Die letzte Eskorte: Roman
Position an Bord arrangiert hatte und nun einfach froh war, den Offizier wiederzusehen, der ihn von Beginn an unterstützt hatte.
Auf dem Weg zu seiner Kajüte traf Hayden auf Mr Barthe.
»Kapitän Hayden, Sir«, begann der Master, »haben Sie Ihre Geschütze schon in Stellung bringen können?«
»Noch nicht ganz, Mr Barthe. Ich hoffe, Sie haben nicht auch noch gewettet«, scherzte Hayden. »Sie wissen doch, wie Mrs Barthe darüber denkt.«
Barthe, dessen Wettleidenschaft in der Vergangenheit fast seine gesamte Familie ruiniert hätte, sah mit einem Mal arg verstimmt aus und warf Hawthorne einen wütenden Blick zu. »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr Hayden«, erwiderte er ein wenig verunsichert, »ich werde nicht in alte Sünden zurückfallen. Da habe ich meine Grundsätze.«
Hayden wurde von Unruhe befallen – vielleicht lag es daran, dass Mr Barthe gar nicht leugnete, einst ein Spieler gewesen zu sein. Aber es war nicht Haydens Absicht, den Finger in eine alte Wunde zu legen und den Master im Beisein anderer in Verlegenheit zu bringen. Denn schließlich war es Barthe gelungen, die Schulden zu begleichen, und zwar mit dem Prisengeld der letzten Fahrt. Hayden wäre zutiefst beunruhigt, wenn der Master seine Familie wieder in prekäre Lebensverhältnisse stürzen würde, ganz zu schweigen von dem Umstand, dass Glücksspiele offiziell an Bord der Schiffe Seiner Majestät verboten waren. Hawthorne, so vermutete Hayden jedenfalls, hatte bei dem Wetteinsatz wohl nur einen Scherz gemacht.
Als Mr Archer hinzutrat, informierten er und Mr Barthe den Kapitän über alle Vorgänge der vergangenen Tage an Bord der Themis . Während sie sich unterhielten, meldete sich Griffiths vor der Kajütentür und wurde ebenfalls hereingebeten. Nachdem man sich kurz über das Lazarett ausgetauscht hatte, wurde Portwein gereicht, und die Offiziere waren alle zufrieden, wieder gemeinsam beisammensitzen zu können. Es kam Hayden in den Sinn, den Versammelten mitzuteilen, dass er sich glücklich schätzen dürfe, so ausgezeichnete Offiziere und Kameraden zu haben, worauf alle die Gläser erhoben.
»Wir haben Ihnen noch gar nicht von unserem kürzlich abgereisten Geistlichen erzählt«, sagte Hawthorne und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ist Mr Smosh nicht mehr da?«
»Doch, er ist zum Glück noch an Bord, aber Dr. Worthing – aber das ist wieder eine andere Geschichte.«
Die Männer am Tisch lachten schon jetzt und warteten darauf, dass Hawthorne weitererzählte.
»Unser jüngst abgereister Reverend war noch keine ganze Woche auf der Majestic , als er Ärger mit seinem neuen Kapitän bekam – mit Pool. Briefe wurden an Lord Hood geschickt – sowohl von Worthing als auch von Pool selbst. Der Reverend bat den Admiral, der Kapitän der Majestic solle wegen Unfähigkeit abberufen werden, während Pool Lord Hood anflehte, er möge ihn von diesem lästigen Mann Gottes erlösen.« Hawthorne deutete auf die Decksbalken. »Das alles wissen wir von einem Freund von Ransome, der Leutnant an Bord der Majestic ist. Lord Hood hat sich jedoch geweigert, den Bitten zu entsprechen, und ließ beide Gentlemen wissen, sie sollten ihn fortan nicht mehr mit Kleinigkeiten behelligen.« Hawthornes Grinsen wurde noch breiter. »Ich bedaure nur, dass ich nicht selbst Zeuge all dieser Vorgänge sein kann, denn glauben Sie mir, es wäre mir ein Gefühl der inneren Befriedigung, die Wortwechsel zwischen Worthing und Pool verfolgen zu können.«
»Wenn Sie das alles aus nächster Nähe verfolgen wollten, Mr Hawthorne«, schaltete sich Barthe ein, »dann wären Sie Leutnant der Seesoldaten an Bord der Majestic – und ich weiß nicht, ob Sie das mit Befriedigung erfüllen würde.«
»Gott bewahre!«, erwiderte Hawthorne, immer noch mit einem Lächeln.
Schweigen setzte nun ein – vielleicht gab es so viel zu berichten, dass keiner wusste, wo er anfangen sollte.
In diesem Augenblick trat der neue Zweite Offizier ein und wurde Hayden vorgestellt. Seinem ganzen Benehmen und seiner Artikulation war sofort zu entnehmen, dass Ransome aus besseren Kreisen stammte als alle anderen an Bord der Themis – Lord Arthur einmal ausgenommen. Zwar konnte man Ransome nicht als ausgesprochen gut aussehend bezeichnen, aber mit dem kastanienbraunen Haar, der blassen Haut und den leicht schief stehenden Zähnen, die ihm ein entwaffnendes Lächeln verliehen, bot er dennoch eine nette Erscheinung.
Nachdem er sich dem Kapitän vorgestellt hatte, betrachtete er Hayden
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