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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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im Schein der Lampe genauer. »Sie haben wirklich verschiedenfarbige Augen!«, platzte es aus ihm hervor, was die Männer zum Lachen brachte. Ransome schaute sich betreten in der Runde um. »Tut mir leid, Kapitän. Ich dachte, man habe mich auf den Arm genommen, als man mir sagte, Sie hätten ein blaues und ein grünes Auge.«
    »Nun, man hat Ihnen die Wahrheit gesagt. Möchten Sie auch einen Portwein mit uns trinken?«
    »Es wäre mir eine Ehre.«
    Die Konversation bei Tisch geriet ein wenig ins Stocken und schien nicht recht Fahrt aufnehmen zu wollen.
    »Ich habe gehört, Kapitän Hayden«, sagte Ransome kurz darauf, »dass Sie die Gabe haben, die Franzosen aufzuspüren und im Gefecht zu stellen.«
    Hayden musste lachen. »Jetzt hat man Ihnen aber wirklich einen Bären aufgebunden. Und um ehrlich zu sein, ich sehe es nicht gerade als Glücksfall an, in ein Gefecht zu geraten.« Hayden fragte sich, was seine Offiziere in seiner Abwesenheit noch alles über ihn erzählt haben mochten.
    »Das ist doch gar nicht Ihre wahre Einstellung«, warf Griffiths ein. »Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der bei der Aussicht auf ein Gefecht so zufrieden ist.«
    »Wir sind alle zufrieden, wenn wir das tun können, was uns ursprünglich dazu veranlasste, der Navy Seiner Majestät beizutreten«, entgegnete Hayden, »und das heißt: den Feind stellen. Aber ich glaube, die wirklich glücklichen Kapitäne sind diejenigen, die nie die Gelegenheit haben, den Feind anzugreifen. Bedenken Sie, wie selten sie dann den Familien daheim schreiben müssen, dass der Vater, der Sohn oder der Ehemann aus dem Leben geschieden ist. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich wäre, wenn ich dieser speziellen Pflicht nicht nachzukommen bräuchte.«
    »Ist es nicht seltsam«, stellte Barthe fest, »dass einige Kapitäne ständig in irgendwelche Gefechte verwickelt zu sein scheinen, während andere den ganzen Krieg hindurch nicht ein einziges feindliches Segel durch ihr Fernrohr zu Gesicht bekommen?«
    »Das kann doch nicht nur eine Frage des Zufalls sein«, sagte Ransome und schaute sich Zustimmung heischend in der Runde um.
    »Die Wahrheit ist, Leutnant«, antwortete Hayden, »ich denke, dass man es allein dem Zufall zuschreiben kann.«
    »Aber doch nicht in Ihrem Fall, Kapitän«, widersprach Hawthorne mit einem Mal in ernstem Ton. »Sie kennen den Feind besser als jeder andere, da Sie lange in Frankreich gelebt haben. Vielleicht ist Ihnen das nicht immer bewusst, aber instinktiv wissen Sie, was die Franzosen tun werden, wo sie sich aufhalten könnten. Sie wissen, was in den Köpfen der Franzosen vorgeht.«
    »Oh, Mr Hawthorne«, protestierte Hayden. »Ich weiß zwar, wo sich die Franzosen während der Mahlzeit aufhalten – nämlich am Tisch –, aber im Voraus wissen zu wollen, wo sich ein feindliches Schiff gerade aufhält, ist doch unmöglich. Man kann die Gezeiten berechnen, den Wind und die Wahrscheinlichkeit einer drohenden Gefahr, und wenn Sie dann in Ruhe nachdenken, was für Absichten der Feind haben könnte, dann wüssten Sie genauso gut Bescheid wie ich, was in den Köpfen der Franzosen vorgeht.«
    »Auch wenn Sie noch so sehr widersprechen, Kapitän«, beharrte Hawthorne, » Sie waren derjenige, der wusste, dass die französische Fregatte einem Schiff am Horizont Signale gab, während Pool und Bradley nichts ahnten – was Bradley das Leben kostete. Sie wussten, dass dort im Nebel die feindliche Fregatte und der Vierundsiebziger lauerten und wie man sie aus der Deckung locken konnte – was zur Zerstörung des Vierundsiebzigers führte. Protestieren Sie ruhig, Kapitän, wir wissen es alle besser.«
    Die anderen nickten, was Hayden beunruhigte, denn seine Offiziere schrieben ihm Fähigkeiten zu, die er nicht besaß.
    Hayden wandte sich an Ransome. »Haben Sie sich schon an das Leben an Bord der Fregatte gewöhnt? Hier ist es ein wenig anders als auf der Victory , nehme ich an?« Bei diesem offensichtlichen Themenwechsel lächelten seine alten Offiziere wissend.
    »Oh, mir gefällt es hier, Kapitän Hayden. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass wir wieder einen neuen Einsatzbefehl erhalten?«
    »Die Absichten der Admiralität sind mir oft ein Geheimnis, Leutnant. Ich wurde hierher beordert, um die Themis zu Lord Hood zu bringen, damit er einen neuen Kommandanten für sie findet. Daher erstaunt es mich, dass er noch keinen Ersatz für mich gefunden hat.«
    »Dann stehen Sie unter dem Kommando von Lord Hood?«, fragte Ransome.

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