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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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ich denke, wie werden diese Zweifler eines Besseren belehren.«
    »Das sehe ich auch so, Sir. Und dann ...«, Hayden sah das Lächeln um Wickhams Mundwinkel, »... müssen wir sie auch wieder nach unten schaffen.«
    Hayden lachte leise. »Sie hätten ein Dandy in der Londoner High Society sein können, Lord Arthur, aber Sie haben sich vielleicht etwas zu vorschnell für die Navy entschieden. Unsere Aufgaben sind promethetisch, unser Lohn nicht greifbar ...«
    »... und unsere Stiefel qualmen.«
    »Oh, verdammt! Schauen Sie, was wir getan haben! Im Dienst für England haben wir unsere Stiefel zum Qualmen gebracht. Was kann man noch mehr von uns verlangen, Mr Wickham? Was, frage ich?«
    Nach dieser Unterredung mit Wickham hatte Hayden kaum ein Auge zugetan, als die Männer schon geweckt wurden. Die Offiziere ließen die Mannschaften antreten, ehe man sich zur Frühmahlzeit setzte. Die Sonne hatte noch nicht viel von ihrer Leuchtkraft gezeigt, als sich die Matrosen auch schon wieder den Geschützen zuwandten und an den Tauen zu ziehen begannen.
    Hayden hatte angesichts des langsamen Vorankommens immer stärker den Eindruck, dass sie von einem Fluch belegt waren und wahrlich vor einer unlösbaren Aufgabe standen. Die Gesichter seiner Männer, mit tief liegenden Augen und verschmiert von Schweiß und Dreck, wirkten geisterhaft im Schein der Fackeln.
    Die Sonne kündigte sich mit zarten Strahlen an und beleuchtete zunächst die Unterseite einer Wolke, die tief über den östlichen Bergzügen hing. Schattierungen von Rottönen wechselten sich ab, ehe ein Lichtstrahl die Wolken über zwei Gipfeln durchbrach.
    »Ein Zeichen des Allmächtigen!«, meinte einer der Männer im Scherz.
    »Wir sollen alle nach Hause zum Tee, Jungs!«, rief ein anderer.
    Das war es, was Hayden an Seeleuten gefiel: Sie machten noch Scherze, bisweilen recht makabre, wenn jeder andere vernünftige Mensch bis ins Mark verängstigt gewesen wäre oder zu erschöpft, um noch einen Ton hervorzubringen. Aber den Matrosen gelang es immer wieder, selbst unter widrigsten Umständen bei Laune zu bleiben.
    Sowie es heller wurde, verließ Hayden den Tross und marschierte zu Wickham, der die andere Abteilung beaufsichtigte. Der erste Achtzehnpfünder, fest auf dem Schlitten verzurrt, war an dem Tau befestigt. Die Männer waren im Begriff, die Böschung hinabzugehen und sich mit ihrer ganzen Kraft in die Taue zu legen, die über die Taljen liefen.
    Wickham stand neben der Kanone, eine Pistole in der Hand.
    »Rechnen Sie mit einer Meuterei, Mr Wickham?«
    »Nein, Sir. Die Männer, die ziehen müssen, sind zu weit entfernt und hören meine Befehle nicht. Daher signalisiere ich mit Schüssen und Flaggen, Sir. Wenn ich schieße, sollen die Männer loslassen und zur Seite treten.«
    »Eine vorzügliche Idee, Leutnant. Aber geben Sie acht, dass Sie niemanden töten.«
    »In der Pistole ist keine Kugel, Sir.«
    »Das war nur ein Scherz, Wickham.«
    »Gewiss, Sir, natürlich.« Ein anderer Midshipman hob eine Fahne, worauf die Männer zu ziehen begannen und die Kanone den vorgesehenen Weg hinaufzerrten. Nach wenigen Schritten erreichte der Schlitten eine Spalte zwischen Felsen, die zu schmal war. Wickham feuerte seine Pulverladung ab. Die Männer ließen los, und der Schlitten kam zum Stillstand.
    »Wir müssen eine Brücke bauen!«, rief Wickham dem Leutnant zu, der in diesem Augenblick den Abhang hinablief.
    »Ich überlasse das dann Ihnen, Wickham«, sagte Hayden zufrieden und machte sich wieder auf den Weg zu seinem Trupp.
    Nach einem kurzen Marsch über den Bergrücken entdeckte Hayden recht bald seine eigene Crew weiter unten. Von hier oben sahen die Männer wie eine Horde Raubtiere aus, die sich um einen Kadaver drängten. Weiter links, dem Verlauf der Anhöhen folgend, konnte Hayden die korsische Miliz und die Männer von Moores 51. Regiment sehen, die dafür sorgten, dass die Franzosen in ihrer Schanze blieben und nicht die Seeleute angriffen – eine Vorstellung, die jedem der Matrosen im Nacken saß.
    Hayden erreichte seine Abteilung nach kurzem Abstieg. »Wie geht es voran?«, wandte er sich an den Bootsmann der Juno , einen stillen, kompetenten Mann namens Germain.
    »Bleiarsch hält uns dauernd auf, aber die anderen bewegen sich ganz ordentlich.«
    »Bleiarsch?«
    Der Bootsmann lachte ein wenig verlegen. »Die Jungs haben den Kanonen Namen gegeben, Sir – haben sie mit Schmutz getauft, wissen Sie? Der Achtzehnpfünder vorn heißt Swift , weil – ja, weil er

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