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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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unter Spannung. Wir warpen gleich nach achtern.«
    »Aye, Sir. Die Leinen zum Einholen sind so weit. Ich brauche aber noch Männer am Gangspill, wenn es geht, Kapitän.«
    Hayden suchte rasch ein paar weitestgehend unverletzte Männer und schickte sie ins Batteriedeck.
    »Du da!«, rief er einen Mann weiter vorn an. »Du darfst nicht mit der Laterne unter Deck gehen! Du jagst uns alle in die Luft. Mr Hawthorne, ich hatte Wachen unten an den Leitern aufgestellt. Kein offenes Licht unter Deck!«
    »Aye, Sir.«
    In all dem Trubel befürchtete Hayden, dass er die Wachen zu weit unten aufgestellt hatte. Jeder arbeitete nun im Dunklen auf dem Kanonendeck, denn obwohl das Pulverfass längst über Bord gegangen war, mussten noch das Öl, das Fett und die Pulverspuren beseitigt werden. Ein offenes Licht könnte das Schiff nach wie vor in Brand setzen.
    »Mr Madison. Schicken Sie Männer mit Pützen nach oben. Wir werden die Segel und das Rigg nass machen, auch das Deck. Wenn der Wind noch einmal dreht, regnen bald brennende Splitter von der Fortunée auf die Minerve.«
    Hayden stand nun im Mondschein an Deck, hielt sich an der kühlen Reling fest und blickte hinüber zum dunklen Küstenstreifen, ehe sein Blick auf die gespannte Trosse an achtern fiel. Er konnte die Hitze des brennenden Schiffes im Rücken spüren.
    Eine ganze Weile wartete er vergebens auf Bewegungen des Schiffes. Er war schon im Begriff, die Männer am Warpanker auf eine andere Position zu beordern, als er merkte, dass die Minerve Heckfahrt aufnahm. Die See war so spiegelglatt, dass die Bewegungen kaum wahrnehmbar waren.
    Langsam glitt die Fregatte nach achtern, leise gurgelte das Wasser am Ruderblatt. Hayden konnte das Vorwärtskommen nur dann abschätzen, wenn er sich am Feuerschein orientierte. Nach kurzer Zeit lief die Fregatte auf Grund. Hayden rief dem Mann an der Leiter zu: »Sagen Sie Mr Wickham, dass wir auf Grund gelaufen sind. Gott sei Dank!«
    »Aye, Sir.«
    »Mr Madison. Sobald das Deck ordentlich nass ist, schicken Sie die Männer ins Unterdeck. Lassen Sie aber ein paar Wachen an Deck.« Falls die Fortunée doch noch explodierte, wollte Hayden seine Crew in Sicherheit wissen.
    In diesem Augenblick war von der Fortunée ein dumpfes Donnern zu hören: Ein Gutteil des Quarterdecks wallte auf, als der Druck der Explosion die Planken durch die Luft wirbelte.
    Das war ein Magazin, dachte Hayden, und viel Pulver war es nicht. Während er das brennende Schiff weiter im Auge behielt, fielen die Mastspitzen und die Rahen in sich zusammen und stürzten krachend an Deck. Fetzen der brennenden Takelage segelten durch die Nacht. Inzwischen driftete die Fregatte, auf der ein wahres Inferno wütete, in Richtung offene See, da auch die Ankertrossen versengt waren. Langsam drehte das ehemalige Kriegsschiff nach backbord ab, der Flammenschein tänzelte auf dem ruhigen Wasser. Der Kreuzmast stürzte auf die Heckreling, der Großmast taumelte und fiel nach backbord. Nach kurzer Zeit trieb die Fortunée aus der Bucht, umrundete die Landspitze und erleuchtete den Nachthimmel wie ein riesiges Glühwürmchen.
    Hayden ließ den Blick über die Bucht schweifen. Die Hügelkette in Küstennähe verdeckte die tief am Himmel stehenden Sterne. Nach wie vor konnte man das grelle Zucken am Mündungsfeuer der Musketen sehen.
    Die Franzosen zogen sich weiter nach Fornali zurück, ohne Zweifel verfolgt von rachsüchtigen Korsen. Selbst als Traubengeschosse durch die Luft sirrten, spürte Hayden, wie ihn eine angenehme Ruhe überkam. Der Brief, den er an Henrietta geschrieben, aber noch nicht abgeschickt hatte, konnte warten. Er würde ihr einen anderen schreiben und davon berichten, dass sie eine Fregatte erobert hatten – den erbarmungslosen Kampf um das Schiff würde er indes mit keinem Wort erwähnen, auch die Toten auf beiden Seiten würde er verschweigen. Nun atmete er tief die Nachtluft ein und spürte, wie ein seichter Wind die Hügel hinab zum Wasser strich.
    Neben ihm an der Reling tauchte eine Gestalt auf.
    »Ah, da sind Sie ja, Mr Gould. Sind die Verwundeten auf dem Weg zur Themis?«
    Hayden erahnte, dass der Junge in der Dunkelheit nickte. Seine Aufregung war verpufft, und nun schien er seine Tränen zurückhalten zu müssen.
    »Alle bis auf einige Franzosen«, erwiderte er mit belegter Stimme, »die nicht zu schwer verletzt sind. Ich schicke sie los, wenn das Boot zurückkommt.«
    »Und Sie? Sind Sie unverletzt?«
    »Kratzer und Prellungen, Sir.«
    »Dann haben Sie

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