Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
»An Land, bei der Schanze, kam es zum Kampf, wir hörten das Musketenfeuer. Ich kann nur vermuten, dass Leutnant Barker diese Schüsse falsch deutete und glaubte, der Kampf um die Minerve habe bereits begonnen. Vielleicht kam er deshalb zu früh in die Bucht.«
    Lord Hood nickte. »Also gut, Kapitän. Bitte nehmen Sie doch Platz.« Er wandte sich an Winter. »Ich bin davon überzeugt, dass Kapitän Hayden seine Pflicht in vorbildlicher Weise getan hat, Kapitän.«
    »In vorbildlicher Weise!«, platzte es aus Winter hervor. »Ich habe fast fünfzig Mann verloren, nur weil dieser Mann gezaudert hat. Das ist nicht meine Auffassung von beispielhaftem Einsatz.«
    Hood schwieg einen Moment lang, fixierte dabei Winter aber mit einem Blick, den man nicht missdeuten konnte. »Ich verstehe, dass es beunruhigend ist, wenn man so viele Männer verliert, Kapitän, aber ich möchte Sie warnen. Kapitän Hayden ist bekannt dafür, stets einen kühlen Kopf zu bewahren, selbst wenn er unter Beschuss steht. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass er vor einem Kampf zurückgeschreckt sein soll.«
    »Es gibt auch Stimmen, die Kapitän Haydens Verhalten anders beschreiben«, entgegnete Winter, jetzt jedoch leiser und ohne hörbare Emotionen.
    Hood, der für seine Wutausbrüche bekannt war, blieb ungewöhnlich ruhig. »Darf ich noch fragen, Kapitän Winter, ob auch Ihre Boote schwarz gestrichen waren?«
    Winter straffte die Schultern ein wenig und verbarg seinen Groll nur unzureichend. »Nein, Sir, und sie waren auch nie schwarz.«
    »Wir haben eben erst abnehmenden Vollmond.«
    »Das ist mir bewusst. Hätte Kapitän Hayden wie vereinbart zuerst angegriffen, wären den Franzosen die Boote der Foxhound nicht aufgefallen. Leutnant Barker wäre nicht entdeckt worden, das ist meine Meinung.«
    »Es ist bedauerlich, dass Ihr Leutnant das Musketenfeuer an Land mit dem Kampf an Bord der Minerve verwechselte. Aber ich möchte betonen, dass Kapitän Haydens Boote durch die ganze Bucht gerudert sind, ohne von den Franzosen entdeckt zu werden. Angesichts des hellen Mondscheins war es eine kluge Entscheidung, die Boote schwarz anzustreichen.«
    Winter schwieg beharrlich.
    »Haben Sie sonst noch etwas dazu zu sagen, Kapitän?«, wandte sich Hood weiterhin an Winter.
    »Nein – nicht, Sir.«
    »Dann will ich Sie nicht länger von Ihren Pflichten abhalten.«
    Winter erhob sich, verbeugte sich kurz vor dem Admiral und schritt dann zur Tür, ohne Hayden noch eines Blickes zu würdigen, obwohl Hayden der Höflichkeit halber gleichzeitig aufgestanden war.
    Hood wandte sich nun Hayden zu. »Wenn Sie noch einen Augenblick Zeit hätten, Kapitän. Ich muss Sie noch in einer Angelegenheit sprechen.«
    Auf eine Geste des Admirals hin setzte sich Hayden wieder, während sich die Tür hinter Winter schloss. Zunächst schwieg der Admiral nachdenklich.
    »Sie haben sich mit Barker getroffen, wie ich annehme«, stellte er dann fest.
    »Ja, Sir.«
    »Ein dreißigjähriger Leutnant – ich fürchte, ich kann ihn in meinem Bericht nicht übergehen, obwohl es mir missfällt, einen Mann in Misskredit zu bringen, der bereits aus dem Leben geschieden ist.«
    »Ich gehe davon aus, dass er den Sturm auf die Schanze mit den Schüssen an Bord der Minerve verwechselte, Sir«, antwortete Hayden und wusste selbst nicht recht, warum er einen Mann wie Barker verteidigte. »Das kann unter diesen Umständen vorkommen.«
    »Ein Fehler von vielen in der Karriere dieses Mannes, aber diesmal bezahlten für diesen Irrtum fünfzig Mann mit ihrem Leben. Das muss auch Winter bewusst sein. So dumm kann er nicht sein.«
    Hayden war sich da nicht so sicher, hatte jedoch nicht die Absicht, dem Admiral in diesem speziellen Punkt zu widersprechen.
    »Wie es scheint, ist die Minerve wieder fahrtüchtig. Meinen Glückwunsch, Mr Hayden.«
    »Danke, Sir.«
    Hood suchte bewusst Haydens Blick. »Sie haben Kapitän Winter mitgeteilt, dass Sie Ihre Boote schwarz streichen würden?«
    Hayden zögerte. »Das habe ich, Sir.«
    »Dachte ich mir. Sie wollten nicht, dass Winters Boote entdeckt werden, während Ihre sozusagen unsichtbar waren. Winter scheint noch immer nicht zu begreifen, dass die Farbe der Boote aller Wahrscheinlichkeit nach der Grund war, warum so viele aus seiner Crew starben. Hinzu kommt Barkers Inkompetenz.« Hood dachte einen Moment lang nach. »Wie ich hörte, wurde Mr Ransome verwundet?«
    »Ja, Sir, aber Dr. Griffiths berichtete mir, dass die Wunde sich nicht entzündet hat. Daher

Weitere Kostenlose Bücher