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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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sein. Natürlich aber sind wir in Bereitschaft, um Hilfe zu leisten, wenn sie von uns angefordert wird.«
    Griffiths betrachtete einen Augenblick lang sein Weinglas, dessen Stiel er zwischen zwei Fingern hielt. Seine Handfläche lag dabei flach auf dem Tisch. Mit einer kleinen Drehbewegung der Hand versetzte er den Wein in kreisende Bewegung, wodurch die Innenseite des Glases benetzt wurde. »Wissen Sie, ich behaupte nicht, dass ich viel von solchen Dingen verstehe, aber ist das wirklich klug?«
    Hayden holte tief Atem. »Ganz sicher ist es das, sofern das französische Schiff allein ist.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann ist es nicht klug.«

K APITEL SECHS
    Hayden stand vor Tagesanbruch auf, nahm ein karges Frühstück ein und ordnete dann die Räumung seiner Kabine sowie die Positionierung der Kanonen an. Chettle und seine Gehilfen kamen und entfernten die Schutzwände der Schotten. Haydens Habseligkeiten wurden von Dienern schnell fortgebracht. »Seien Sie vorsichtig mit dem Tisch dort«, schärfte er den Männern ein. Dann erklomm er eine schwach erleuchtete Leiter zum Quarterdeck. Ein recht frischer Wind, rau und feucht, wehte fast seinen Hut fort. Hawthorne und Wickham standen an der Steuerbordreling und blickten angestrengt in die Dunkelheit. Sie duckten sich hinter dem Schanzkleid und drehten sich um, als sich Gischt über die Reling ergoss, dann richteten sie sich wieder auf.
    »Mr Wickham«, sagte Hayden, »schlafen Sie eigentlich nie?«
    »Verzeihung, Kapitän, wir haben Sie nicht gesehen«, antwortete der junge Mann.
    »In Ordnung. Können Sie Bradley und Pool ausmachen?«
    Wickham schüttelte der Kopf, und sein junges Gesicht war blass vor Sorge. »Es ist zu diesig, Sir. Aber nach und nach müsste es etwas heller werden, und dann weiß ich vielleicht mehr.«
    Archer kam und tippte an seinen Hut. »Alles klar zum Gefecht, Kapitän Hayden. Die Männer sind auf ihrem Posten, und keine Trommel wurde geschlagen, wie Sie angeordnet hatten.«
    »Gut gemacht, Mr Archer. Ich glaube, dieser Franzose wird nach der ersten Breitseite seine Flagge niederholen«, bemerkte Hayden, wobei er sich zwang, Zuversicht in seine Stimme zu legen, »insbesondere wenn er sieht, wie eine Fregatte und auch noch ein Vierundsiebziger plötzlich aus der Dunkelheit auftauchen.«
    »Es scheint, dass unser Sturm schließlich doch noch kommt«, warf Archer ein, den Blick in die Dunkelheit gerichtet. »Das Wetterglas fällt, und der Wind dreht sich weiter. Ich fürchte, dass unsere Transportschiffe nicht auf Kurs gehen können, wenn der Wind auch nur ein wenig auf Süd dreht.«
    »Sie haben recht, das werden sie nicht können. Wir werden auf Pools Signale warten, aber ich denke, wir drehen nach backbord bei. Er wird nicht begeistert sein, aber wir haben kaum eine andere Wahl.«
    Hayden machte einen Rundgang über das Deck, um sich etwas die Beine zu vertreten, aber auch um sicherzustellen, dass sein Schiff für alle Möglichkeiten gerüstet war. Geduckt ging er dann hinunter zum Batteriedeck und sprach mit den Leuten an den Geschützen, um sich davon zu überzeugen, dass genügend Munition und Pulver vorrätig waren. Viele der Leute waren ursprünglich Landratten gewesen und hatten die Karronaden nie feuern hören, sie hatten nur Übungen ohne Munition und Schießpulver mitgemacht. Sie kannten aber die Einzelheiten ihrer Ausbildung, obwohl sie sich von der Ausführung kein Bild machen konnten. Auf jeden Fall herrschte unter den Männern eine Atmosphäre der gespannten Erwartung, obwohl auf ihren Gesichtern in dem trüben Licht ein sachlich-nüchterner Ausdruck zu sehen war.
    »Glauben Sie, dass wir in einen Kampf verwickelt werden, Kapitän?«, fragte Hobson.
    »Ich glaube nicht, Mr Hobson, aber wir müssen bereit sein, wenn unsere Hilfe benötigt wird. Ich denke, eine Fregatte und ein Vierundsiebziger können mit einem französischen Sechsunddreißiger ganz gut fertig werden. Wir brauchen nur zuzusehen und unsere Leute anzufeuern.«
    Hayden sah die Erleichterung bei den Männern, als sie das hörten. Er spürte aber auch, dass sie zugleich etwas enttäuscht waren.
    An Deck schien der Himmel immer noch genauso dunkel zu sein wie vorher, und die Zeit zog sich hin, als ob an dem Tag die Dämmerung überhaupt nicht kommen wollte.
    Dann fing es an zu regnen. In kurzer Zeit prasselte der Regen auf die Planken und die Decks nieder wie Bleikugeln, die aus einem Kasten fallen. Die Stückmeister bedeckten die Sicherungsvorrichtungen an den Karronaden

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