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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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aber?!“, bohrte die junge Frau mit kriminalistisch anmutender Mimik weiter, die Antwort scheinbar bereits auf den Lippen habend.
    „Um diese Frage zu beantworten, Morina, mache ich mich wohl besser aus dem Staub!“, erklärte Esrun, dabei schon wieder recht hintergründig vor sich her grinsend, erhob sich von seinem Hocker und bot diesen dann schließlich der heimlichen Freundin seines Bruders an. „Es wird Zeit, dass ich mich auf meinen Nachtdienst vorbereite. – Tschüss dann, ihr beiden!“ Kichernd und mit lange noch nach den beiden Ausschau haltenden Blicken verließ er schließlich die Bar.
    „Also, dein herzallerliebster Bruder, Manjuc, das ist doch einer der frechsten, dreistesten und hintergründigsten Cromatiner, die mir bisher jemals begegnet sind!“, beschwerte sich Morina mit einem leicht ironischen Unterton. „Als ob ich etwa eine Trinksüchtige oder wir sogar ein Liebespaar wären ...?!“ Dabei schielte sie schelmenhaft zu Esruns Brüderchen, dessen Schmunzeln immer verlegener wurde und dessen Wangen sich zunehmend röteten. „Na ja“, seufzte sie, „nun ist er ja endlich weg, dieser Schlingel, und der Platz hier neben dir ist doch sicherlich jetzt frei, nicht wahr, Manjuc?“
    „Na klar, Morina!“, erklärte Manjuc leicht verlegen. „Setz dich ruhig hin, bevor vielleicht noch ein anderes nerviges Mitglied der Familie Catay kommt und mir den Abend mit dir verdirbt!“
    „Wieso?? Sind denn noch andere Angehörige aus deiner Familie hier an Bord, von denen ich nichts weiß?!“, wollte die junge Frau etwas erschrocken wissen. „Ich dachte immer, ihr zwei Catays seid die beiden einzigen eurer Spezies auf dieser Mission?“
    „Sind wir ja auch!“, bestätigte Manjuc gedankenverloren beim Anblick dieses traumhaft schönen Mädchens. „So lange meine Schwester Manlica in ihrer Klinik in Ozeanopolis arbeitet, meine Eltern zu Hause auf Esruns und meine Rückkehr warten und wir zwei beide hier nicht hei... – ach, was rede ich denn da nur schon wieder?!“, und dabei gab er sich selbst schnell eine Ohrfeige! „Esrun und ich, wir beide sind wirklich die einzigen Catays hier an Bord! Meine Eltern wohnen am Rande von Ozeanopolis auf einer klitzekleinen Obstplantage und meine kleine Schwester macht zurzeit ein Medizinstudium an der Uni dort und arbeitet auch noch nebenbei als Arzthelferin im Zentralklinikum von Ozeanopolis.“
    Inzwischen hatte Morina auf Esruns Barhocker Platz genommen und schmunzelte genüsslich über den kleinen Verplapperer in Manjucs familiärer „Verlegenheits-Erklärung“. „Ich wusste ja noch gar nicht, dass du auch eine Schwester hast? – Erzähle mir mehr von ihr! Ist sie wie du eine Forschernatur oder eher wie Esrun ein Draufgängertyp?“
    Manjuc, sichtlich überrascht, dass Morina seinen fast herausgeplatzten Versprecher vom Heiraten doch überhört zu haben schien, fing natürlich sofort an, er war ja vor allem auch ziemlich stolz auf seine kleine Schwester, alles über sie zu erzählen.
    „Also, Manlica, meine Schwester, sie ist eigentlich eher wie ich, so eine ‚Forschernatur‘, wie du so schön sagtest. Sie kann aber auch manchmal ganz schön bissig und wütend werden, wenn man zum Beispiel ihre Fragen nicht oder nicht gleich zu ihrer Zufriedenheit beantwortet. – Tja, und was gibt es sonst noch? – Ach ja! Sie ist zurzeit fünfzehn Jahre alt, cromatinische Jahre versteht sich, und übt im Augenblick ein Medizinstudium mit späterer Doktorarbeit an der Universität von Ozeanopolis aus. Nebenbei arbeitet sie allerdings noch als Arzthelferin am Zentralklinikum unserer Stadt.“
    „Wieso sagst du ‚cromatinische Jahre‘? Gibt es etwa noch andere, nach denen ihr rechnet?“, fragte Morina leicht verdutzt.
    „Ach so, das kannst du ja eigentlich nicht wissen!“, entgegnete leicht lachend der junge Wissenschaftler. „In meinen etwas über fünf cromatinischen Jahren, welche wir mit dem Raumschiff ‚Rezuerk Snie‘ unsere Forschungen auf dem Planeten Erde betrieben, rechneten wir natürlich immer öfters auch mit den dort üblichen Jahren, die wir mit eins Komma fünf acht teilen mussten, um auf die Länge unserer cromatinischen Jahre zu kommen. Die Jahre auf dem Planeten Erde bestehen nämlich nur aus dreihundertfünfundsechzig Komma zwo fünf Tagen, anstatt wie bei uns aus fünfhundertachtzig, und dementsprechend sprachen wir immer von cromatinischen, wenn wir unsere Jahre meinten.“
    „Aha, deshalb ...“, meinte Morina leicht hintergründig.

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