Die letzte Expedition
Kommandozentrale anwesend sein musste. Da es allerdings erst zwölf Uhr zehn nach cromatinischer Zeitrechnung, also etwa fünfzehn Uhr unserer heutigen Zeit, war und er sich nach den Aufregungen und Abenteuern der letzten Tage etwas entspannen wollte, suchte er seinen Bruder in dessen Quartier zwei Ebenen tiefer auf.
„Hast du Lust, mit mir ein Weilchen in die Bar zu gehen, Esrun?“, überfiel er ihn gleich mit einer Frage, als sich die Tür öffnete. „Ich fühle mich nach den Erlebnissen mit diesen Insekten innerlich richtig aufgewühlt und verstört und brauche unbedingt jemanden, mit dem ich mal ein bisschen sozusagen ‚quatschen‘ kann. – Kommst du mit?“
Esrun überlegte einen Augenblick und schaute dabei zur Uhr. „Zeit habe ich ja noch etwas“, entgegnete er kurzentschlossen, „und außerdem wollte ich schon immer mal aus erster Hand erfahren, wie es dort drüben auf der Raumstation dieser Insektoiden war! – Tja, von mir aus können wir los!“, rief er erfreut, warf alles beiseite, womit er sich gerade beschäftigt hatte und stiefelte als erster, vorbei an Manjuc, hinaus in den Rundflur zum Lift.
„Prima! Dann brauche ich wenigstens keine langweiligen Zwiegespräche mit dem Serviercomputer über das tägliche Speisen- und Getränkeangebot zu führen!“, rief Manjuc ziemlich verdutzt dem an ihm vorbei eilendem Bruder entgegen. „Ähm, Esrun? – Ich komme übrigens auch mit!“ Völlig überrascht von der Entschlussfreudigkeit seines Bruders stapfte er schließlich hinterher.
„Weißt du schon, was du trinken willst?“, erkundigte sich Esrun bereits bei der gemeinsamen Fahrt im Lift. „Also, ich darf ja leider nichts mit synthetischem Alkohol trinken, wie du sicherlich weißt, auch wenn es nicht die Sinne betäubt, denn ich habe nachher Nachtdienst und Janduc, unser Chef, würde dies mit seiner enorm großen Nase schon von weitem, das heißt, schon von seinem Quartier aus riechen!“
Manjuc musste daraufhin leicht lachen. „Ja, ich weiß! Janduc Nicay ist einer der ärgsten Gegner des synthetischen Alkohols!“
„Ja, genau! Und deshalb werde ich nur Sprudelwasser mit Tsjungay-Geschmack trinken, mein Lieber!“, rief Esrun mit erhobenem Zeigefinger und schon war der Lift auf der richtigen Ebene angekommen. „Was hältst du davon, Großer? Wollen wir uns heute vielleicht mal an die Bar setzen, Manjuc? Dort sind diesmal noch etliche Hocker frei!“, schlug er seinem Brüderchen beim Betreten des gemütlichen Etablissements vor.
„Ja, gut. Machen wir das!“, stimmte der Ältere der beiden zu. „Ich habe schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr auf einem solchen Hocker ‚gehockt‘!“
Dann bestellten die beiden erst einmal bei der einzig lebenden Bedienung, die das Lokal zu bieten hatte, dem fleißig hinter der Bar arbeitenden Verwaltungsangestellten, Hendru Miroc, welcher ebenso wie zum Beispiel die Lehrer und Kindergärtner dem zivilen Teil der Besatzung des Raumschiffes angehörte, ihre ausgewählten Getränke. Hendru reichte ihnen außerdem und völlig unaufgefordert ein hohes Glas, gefüllt mit gesalzenen und exotisch gewürzten Knabberstangen. Manjuc bedankte sich und begann schließlich seinem Bruder alle Einzelheiten des Besuches der „Omikron“-Delegation auf der Raumstation der Tauraner zu erzählen.
„Wie habt ihr denn bei solch einem Gestank überhaupt noch klar denken können?“, wollte Esrun zwischendurch von ihm wissen. „Ihr sechs müsst doch einem ständigen Brechreiz ausgesetzt gewesen sein? War euch denn nicht nach ‚Auswurf‘ zumute?“, fragte er ihn neugierig und hängte noch einen kurzen Lacher an.
„Na ja, klar doch! Das war ja vielleicht auch eklig, dieser Gestank!“, schimpfte Manjuc, noch in Erinnerung dessen, was seine arg gebeutelte Nase auf dieser Station alles aushalten musste. „Du kennst doch den Geruch von verfaulenden Eiern, stimmt‘s?“
Esrun nickte.
„Und nun stell dir noch den beißenden Geruch eines dampfenden Ameisenhaufens gemischt mit dem Gestank cromatinischer Exkremente vor! – All das zusammen ergibt in etwa den ‚Duft‘, den wir in dieser tauranischen ‚Atmosphäre‘ vorfanden!! – Unsere beiden Frauen in der Gruppe waren schon ganz grün im Gesicht und kurz vor dem Erbrechen, als endlich dieser Chi erkannte, dass es uns in seiner ‚Luft‘, die nicht einmal diese Bezeichnung verdient hätte, nicht sonderlich gut erging und er dann schließlich vorschlug, die gemeinsame Besprechung für ein paar Stunden zu
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