Die letzte Expedition
weinerliche Frau in den Arm nahm und nochmals tröstete, ließ sie die beiden los und in den vor der Vorgartentür wartenden Gravitoner steigen. Die drei zurück gebliebenen Familienmitglieder winkten noch lange dem davonsausenden, an einem leisen Summton erkennbaren Transportgerät hinterher, bis es endgültig ihren Augen im riesigen Häusermeer der fernen Millionenmetropole Ozeanopolis entschwunden war. Manjuc und Esrun jedoch rätselten während der Fahrt unentwegt vor sich hin, was nur heute mit ihrer Mutter los sein mochte.
„Ich kann es mir einfach nicht erklären“, fragte sich Esrun kopfschüttelnd, „wieso unsere Mutter heute so sehr um uns besorgt war? Es ist doch nichts Besonderes an unserer nächsten Reise! – Nur eine normale Expedition wie damals zur Gamma Solaris wird das, und dabei noch nicht einmal so langwierig! Es gibt doch überhaupt keinen Grund, sich deswegen solche Sorgen zu machen, oder sehe ich da irgendetwas falsch, Manjuc? – Vielleicht sind wir ja sogar in einem Vierteljahr oder eher schon wieder zu Hause, wenn sich diese ganze Reise als riesige Luftnummer entpuppt? – Was sollte uns auf einer solch banalen Forschungs-Expedition schon passieren, möchte ich mal wissen? Unsere Mutter ist mal wieder unmöglich!“
„Tja, ich weiß es auch nicht, Esrun!“, antwortete Manjuc mit den Schultern zuckend und dabei ins Leere starrend. „Irgendwie muss doch unsere Mutter etwas Schlechtes geträumt haben? Anders kann ich mir ihr eigenartiges Verhalten auch nicht erklären.“
„Also, ich glaube, Manjuc, ältere Leute werden manchmal ein bisschen sentimental“, schlussfolgerte Esrun. „Ob da etwa was dran ist, was die Forscher so landläufig als futuristische Wahrnehmung im fortgeschrittenen Alter bezeichnen und unsere Mutter wirklich irgendwie ein bisschen in die Zukunft sehen kann?“
„Das weiß ich auch nicht. Mit solch‘ exotischer Forschung habe ich mich im letzten halben Jahr nicht beschäftigt, Esrun“, resümierte auch Manjuc. „Ich bin zwar von Beruf Wissenschaftler, aber in so ein spezielles Thema muss man erst einmal echt tief einsteigen, um es wirklich verstehen zu können. Außerdem waren wir in den letzten zehn Jahren viel zu selten auf der Croma, als dass wir da in die Forschungsakten dieser Wissenschaftsrichtung hätten genaueren Einblick nehmen können. Möglich aber ist vieles davon! – Schließlich entwickeln wir Cromatiner uns ständig weiter und keiner weiß bis heute, wohin die Entwicklung unserer Spezies einmal führen wird? Deswegen werde ich mir darüber auch nicht weiter den Kopf zerbrechen. Dies können ruhig andere für mich tun! – Ich, für meinen Teil, werde ab morgen wieder der Leiter für planetare Forschung sein und mich mit den Planeten des Alpha-Tauri-Systems beschäftigen müssen.“
„Das ist wahr, Manjuc!“, bestätigte Esrun und machte es sich dabei erst einmal so richtig bequem auf seinem Sitz im Gravitoner. „Wir können uns ja eventuell mal damit beschäftigen, wenn wir wieder Heim kommen. Jetzt haben wir andere Sorgen ...“
Satury Itjac saß im Büro des Präsidenten der CORA, Parun Ternac, und nahm die Missionsanweisung für seine neue Expedition, bei der er erstmals selber als Kommandant eines cromatinischen Raumschiffes auftreten konnte, entgegen.
„Du bekommst für diese Expedition den schnellen Raumkreuzer ‚Omikron‘, eines von fünf Schiffen einer nagelneuen Serie, der Baureihe RK-3, und hast die Aufgabe, das System des Sterns Alpha Tauri mit all seinen Planeten zu erkunden, nach belebten, eventuell bewohnbaren oder sogar bereits bewohnten Planeten Ausschau zu halten, mit vielleicht sogar vorhandenen intelligenten Lebewesen Kontakt aufzunehmen und, wenn möglich, auch einen friedlichen Handelsaustausch zu vereinbaren. Solltet ihr jedoch auf diese kriegerischen Wesen treffen, die vor eineinhalb Jahren unsere Croma angegriffen hatten, so verlangt unsere Regierung, dass ihr euch möglichst unbemerkt zurückzieht, vielleicht vorher noch einiges über ihre militärische Stärke in Erfahrung bringt und danach sofort nach Hause zurückkehrt, damit wir eine größere Flotte dorthin entsenden können. Eventuell, und dies hat natürlich Priorität, wäre auch dringend ein Frieden mit denen auszuhandeln, denn kriegerische Aktivitäten im Weltall bringen uns allen nichts außer Tod und Zerstörung!“
„Was ist allerdings, Präsident“, hakte Satury interessiert nach, „wenn wir bereits unterwegs auf solche aggressiv
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