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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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die Wange. Dabei nahm sie eine türkisfarbene Tsjungay aus dem Korb und biss erst einmal kräftig hinein, dass das darin enthaltene Wasser nur so heraus spritzte.
    „Was ist denn mit dir los, Manlica?!“, fragte Manjuc völlig verdutzt. „Du bist ja vollkommen aus dem Häuschen, mein Mäuschen!“
    Plötzlich hielt Manlica in ihrem Herumhüpfen inne. „Was soll ich sein? Ein Mäuschen?? – Ja, was ist das denn??“, fragte sie ziemlich verwirrt ihren älteren Bruder.
    „Ach so, das kannst du ja gar nicht wissen, meine Kleine!“, entschuldigte sich dieser. „Ein Mäuschen, Manlica, ist ein ganz kleines Nagetier auf der Erde, nur etwa so groß“, und er beschrieb ihr mit seinen Händen die ungefähre Größe dieser irdischen Tiere. „Es treibt sich oftmals in menschlichen Behausungen herum und ist ein ganz possierliches Tierchen, welches aber nur allzu oft die Essensvorräte der Menschen anknabbert.“
    „Und diese Tierchen hüpfen dabei ständig umher?“, fragte Manlica ungläubig und biss noch einmal von ihrer Frucht ab.
    „Nein! – Na ja, nicht immer, aber hüpfen tun sie ab und zu auch mal!“, versuchte Manjuc diese Bezeichnung für seine immer noch überglücklich erscheinende Schwester zu rechtfertigen. „Vor allem sehen sie aber sehr niedlich aus!“
    „Ach ja“, spielte Manlica auf einmal die gekränkte Leberwurst, „so, und knabbere ich etwa andauernd eure Essensvorräte an?“, und wie zum Trotze nahm sie noch eine der größten Tsjungays aus dem Korb der beiden, biss von dieser ein Stück ab und warf es schnurstracks wieder zurück in das fahrbare Behältnis. „Macht so was etwa ein Mäuschen?“, fragte sie keck, griff nach der nächsten Tsjungay und biss auch von dieser wieder ein Stück ab, um weiter mit spitzfindigen Blicken um die beiden Brüder herum zu hüpfen.
    „Manlica, du bist ein kleines, freches und wahrhaft ungezogenes Mädchen!“, schimpfte Esrun im Spaß seine bereits volljährige Schwester aus.
    „Ach was, mein Brüderchen, ich denke, ich bin ein Mäuschen?“, rief sie weiter herumhüpfend, griff sich die nächste Tsjungay, biss davon ab, dass es kräftig spritzte und warf sie wieder zurück in den Korb.
    „Manlica!“, rief Esrun, nun leicht erbost über die nun schon systematische Vernichtung seiner reichhaltigen Tsjungay-Ernte durch seine heute völlig aufgekratzte Schwester. „Jetzt lege ich dich aber gleich übers Knie, du dreistes Mädchen!“
    Aber Manlica rannte nur lachend ein paar Bäume weiter, drehte ein paar Runden drumherum und kam dann langsam wieder auf die beiden zugelaufen.
    „Verstehst du keinen Spaß mehr, Esrun?“, fragte sie, jetzt leider nicht mehr so frohgelaunt wirkend wie vorher. „Lass mich doch auch einmal fröhlich sein! Schließlich habe ich allen Grund dazu, du ewig ernstes Individuum!“
    „Aber nun sag doch mal“, wollte Manjuc nun auch endlich mal wissen, „wieso du heute so aufgekratzt und kaum wieder zu erkennen bist, Manlica, Mäuschen?“
    Die junge Frau neigte ihren Kopf leicht zur Seite und erklärte wie beiläufig: „Na, ich bin deshalb so glücklich, weil mir heute die Medizinische Akademie in Ozeanopolis mitgeteilt hat, dass“, und sie machte eine kleine, die Spannung erhöhen sollende Kunstpause, „dass sie noch einen Ausbildungs-Platz für ein Medizinstudium frei haben und ich in einem Monat aufgenommen werden kann. – Na, wie findet ihr das? Ich kann also endlich Ärztin werden!“
    „Das ist ja wunderbar, Manlica! Ich freue mich ja so für dich!“, rief Manjuc, ging ein paar Schritte auf seine kleine Schwester zu und umarmte sie erst mal ganz doll und brüderlich. Das gleiche tat dann auch Esrun, trotz allen vorherigen Ärgers mit ihr. In solch einer Situation konnte man doch seiner kleinen Schwester nicht wirklich böse sein! Schließlich war sie ja nur vor lauter Freude und Glück so übermütig und so freute auch er sich über den künftigen Studienplatz Manlicas.
    „Von mir aus“, erklärte Esrun nun sogar ganz bereitwillig, „kannst du den gesamten Korb voller Tsjungays, die wir so mühselig gepflückt oder aufgesammelt haben, aufessen! Dieses hast du dir wirklich redlich verdient!“
    Manlica musste erst einmal lachen, zumal sie auch froh darüber war, dass ihr jüngerer Bruder nun nicht mehr so ernst dreinschaute und sogar wieder Witze machte. „Ach, Esrun, ich werde weder die gesamten Tsjungays noch den dazugehörigen Korb aufessen! – Aber trotzdem vielen Dank für dein überaus freundliches

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