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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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Instinkten herab lasse und dieses minderwertige Gesöff trinke?!“, ereiferte sich der Jüngere der beiden Brüder. „Lieber betrinke ich mich mit einem richtigen Glas heimischem Rotwein, als mit dieser furchtbaren Art von ‚Wikingischem Rachenputzer‘!“
    Manjuc musste unwillkürlich bei dieser ausdrucksvollen Umschreibung des hochprozentigen Lieblingsgetränks der Wikinger erst einmal lauthals lachen. „Ach, nun komm, Esrun, und hab dich nicht so! Du zierst dich ja wie eine Zicke am Strick!“
    „Ähm ... wie WAS ziere ich mich, bitteschön?!“, stutzte der Radaroffizier, der ja natürlich auf Grund seiner ständigen Tätigkeit damals an Bord der „Rezuerk Snie“, als diese acht Jahre um die Erde kreiste, nicht wissen konnte, was eine „Zicke“ überhaupt ist! Dies wusste nur Manjuc, der monatelang mit Lars und Yonka zusammen war und so von ihnen allerhand irdische Sprichwörter gelernt hatte.
    „Also“, begann Manjuc mit erheitertem Schmunzeln seine Erklärung, nachdem er den ersten Schluck Met genommen hatte und danach mächtig husten musste, mit ganz langsam vorgetragenen Worten, „also, eine ‚Zicke‘ ist ein weibliches Haustier der Menschen, ungefähr so groß“, und er zeigte dabei mit der rechten Hand knapp unter die Höhe des Tisches, an welchem sie gerade saßen, „hat solche gebogenen und recht dicken Hörner, läuft auf allen Vieren, hat Hufe statt Hände oder Füße, frisst hauptsächlich nur Gräser und Wiesenpflanzen und dient in erster Linie dazu, Milch für die Menschen zu produzieren.“
    Esrun hörte sich dies alles mit ungläubigen Blicken an, machte aber trotzdem keinerlei Handbewegung in Richtung auf das vor ihm stehende Glas.
    „Des weiteren“, setzte Manjuc unterdessen seine Erklärung fort, „wird sie meistens mit einem Strick an einem Holzpflock festgemacht, damit sie nicht fortlaufen kann und macht ab und zu solch komische Geräusche, die sich in etwa so anhören: ‚Mäh-ä-ä-ä-ä‘!“
    Dieses seltsame tierische Geräusch, welches Manjuc dabei unglücklicherweise verursachte, zog natürlich sofort und unweigerlich die Blicke aller in der Astronauten-Bar gemütlich sitzenden und sich unterhaltenden Besatzungsmitglieder auf sich, welche dabei allerdings nicht so recht wussten, was sie wohl davon halten sollten. Esrun hingegen wäre am liebsten vor unendlich großer Peinlichkeit, die Manjuc mit seinem Geräusch verursachte, im Fußboden der Bar versunken, so sehr blamiert kam er sich selbst dabei vor! Der ältere von den beiden blickte jedoch nur fragend zurück und war sich dabei nicht einmal der geringsten Schuld bewusst.
    „Du kannst mir ruhig glauben, mein kleines Bruderherz, genau solche Geräusche machen diese Tiere wirklich und wahrhaftig!“, versicherte der ehemalige Schutzbefohlene der beiden Menschenkinder. „Jedenfalls hat mir das Lars damals, als wir die beiden in diesem Wikinger-Dorf abgeliefert hatten, so ausführlich anhand eines lebenden Beispielobjektes in Form einer solchen Zicke erklärt. – Du kannst es mir ruhig glauben!“
    Esrun aber saß nur noch mit gesenktem Kopf da, damit er um Himmels Willen bloß nicht erkannt werde, und schüttelte diesen vor lauter Peinlichkeit. „Deswegen musst du doch aber nicht solche schwachsinnigen Laute von dir geben, Manjuc!“, zischte er ihn vorwurfsvoll und hinter vorgehaltener Hand an. „So etwas Unanständiges lässt sich doch auch ein bisschen anders erklären, oder etwa nicht?“
    „Etwas ‚Unanständiges‘? – Dies waren nur die ganz normalen Tiergeräusche! – Tut mir leid, Esrun, wenn du es falsch verstanden hast!“, entschuldigte Manjuc sein für ihn eigentlich normales Benehmen. „Ich habe es nur so wiederzugeben versucht, wie es mir Lars damals erklärt hatte.“ Dabei konnte er sich aber ein Schmunzeln doch nicht ganz verkneifen. „Und du dachtest wohl schon, diese Geräusche machen die Zicken beim Melken?“ Esrun nickte, immer noch peinlich berührt. „Komm, nun trink doch erst mal einen kleinen Schluck! So schlecht schmeckt ja dieser künstliche Met gar nicht. Wir können meinetwegen nachher noch ein Glas von dem Echten aus dem Fass in meinem Quartier probieren, einverstanden?“
    „Nein, nein, nein!“, wehrte Esrun rigoros ab. „Dieses Zeug kommt mir nicht in meine Kehle und erst recht nicht in meinen Magen! – Nie und nimmer!!“
    „Ach, Esrun, alter Junge, nun hab dich doch nicht so!“, flehte Manjuc mit gefalteten Händen seinen jüngeren Bruder an. „Du kannst einem ja

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