Die letzte Expedition
den gesamten Abend verderben! – Hier, nun nimm doch wenigstens dieses kleine Gläschen einmal in die Hand und stoße mit mir an!“ Dabei öffnete er die krampfhaft verschlossene rechte Hand Esruns und schob ihm das Glas zwischen den Daumen und die restlichen Finger, um danach diese Hand wieder zu schließen und sie ihm samt Schnäpschen unter wahrlicher Kraftanstrengung an den Mund zu führen. „So, mein Kleiner, nun trinke fein den süßen Met!“, sprach er daraufhin zu seinem Bruder wie zu einem Kleinkind. „Auf unser beider Wohl und eine glückliche Heimkehr, Esrun!“
Wie angeekelt und so, als ob das reinste Gift in diesem Gläschen wäre, sträubten sich alle Teile seines Körpers, den überaus „uncromatinischen“ Saft zu schlucken! Manjuc musste ihm das völlig ungewohnte Getränk regelrecht einflößen und mit Druck auf die Kiefermuskulatur den Mund zwangsweise öffnen.
„Und nicht so lange im Mund behalten, sondern gleich hinunterschlucken!“, riet Manjuc seinem Brüderchen. „Schlucken, habe ich gesagt, Esrun, schlucken! – Nun mach schon! Du sollst ihn nicht kauen, der Met ist zum Schlucken da! – Nun mach endlich! Die anderen Gäste gucken schon ganz neugierig, was du hier für eine seltsame Schau abziehst und was für komische Grimassen du dabei schneidest!“
Angewidert und weil es partout nicht mehr anders ging würgte er das grässliche Zeug dann schließlich doch unter den neugierigen Blicken vieler Schaulustiger hinunter. Der Radaroffizier wurde daraufhin erst blass, doch dann verfärbte sich sein Gesicht hochrot und alle Haare an seinem Körper standen zu Berge! Sich schnell mit den Händen frische Luft zufächelnd, versuchte er jedoch vergeblich das Feuer, welches nun in seiner Kehle wütete, irgendwie zu löschen. Um Atem ringend, blickte er mit weit aufgerissenen Augen fragend seinen Bruder an.
„Nun musst du etwas von dem Salzgebäck hier essen, Esrun!“, riet er schließlich dem arg Gepeinigten. „Dann brennt auch der künstliche Alkohol nicht mehr so sehr im Mund.“
Hastig befolgte der Jüngere der beiden Catays diesen Ratschlag und stopfte sich mit den kleinen, runden und am Rand geriffelten Plätzchen regelrecht voll!
„Mann, oh Mann! Du denkst aber auch, viel hilft viel, was, Esrun?“ Der Gemeinte nickte nur heftig mit dem Kopf, denn sprechen konnte er ja vorerst nicht mehr. „Na, dann lass es dir mal schmecken, mein Kleiner! – Lass mir aber bitte noch ein paar Gebäckstückchen übrig, ja?“ Schmunzelnd sah er seinem Bruder beim Mampfen zu. „Als mir die Wikinger damals zum ersten Mal diesen Met zum Trinken angeboten hatten, wollte ich das seltsame Gebräu auch nicht hinterschlucken und sträubte mich mit all meinen Gliedmaßen. Doch Lars und auch sein Vater Ole überzeugten mich schließlich davon, dass ich den Met nicht ewig in meinem Munde lassen konnte und letzten Endes sah ich genau so aus, wie du jetzt aussiehst. – Nur ... die Wikinger hatten kein Salzgebäck, sondern nur solch widerliches eingesalzenes Fleisch, was dann dieses Brennen etwas eindämmen sollte, und außerdem aßen sie Brot dazu. Doch das sähe hier auf dem Tisch ein bisschen zu seltsam aus, wenn wir in der Bar trockenes Brot essen würden!“
Dies aber war Esrun im Moment völlig egal! „Computer! Ein großes Glas Mineralwasser und eine unbelegte Scheibe Brot bitte!“, beeilte er sich schnellstens, dem Tisch-Computer seinen Wunsch vorzutragen.
„Und, Computer, dazu noch ein Gläschen Met und eine kleine Schüssel Salzgebäck bitte!“, vervollständigte Manjuc die ungewöhnliche Wunschliste. „Ich habe nämlich ebenfalls von Lars‘ Vater Ole beigebracht bekommen, dass man auf einem Bein nicht stehen kann.“
„Was haben denn die Beine mit dem ekligen Zeug zu tun?“, wollte Esrun nun natürlich wissen. „Ich sitze doch schließlich.“
„Ach, das ist nur so ein Sprichwort der Menschen“, erklärte der junge Wissenschaftler, „und besagt eigentlich bloß, dass ein Schnaps zu wenig ist, um danach fröhlich zu werden.“
„Also, für meine Begriffe, mein lieber Manjuc, bist du mir schon viel zu sehr ‚fröhlich‘!“, beschwerte sich Esrun bei seinem Brüderchen.
„Welcher Art soll das Brot bitte sein, meine lieben Gäste?“, erkundigte sich zwischendurch die Frauenstimme im Tisch etwas genauer nach der Sorte der Backware.
„Ist mir völlig egal, Computer!“, schimpfte Esrun verzweifelt. „Eine Scheibe ganz normales Brot bitte, Hellkornbrot!“
„Vielen Dank
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