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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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verliebt. Das sei so, sie könne und wolle es nicht ändern.
    »Das wird aber auch Zeit«, sagte Jan.
    »Eure Ehe ist ja wohl schon lange dahin«, sagte Lena.
    Assmuss war fassungslos.
    Mit Birgit war nicht zu reden. Sie ging abends aus dem Haus, und Assmuss ertränkte seine Eifersucht in Rotwein. Er sperrte ihre Kreditkarte. Kettelmann gab ihr eine neue.
    Nachts saß er in der Berlin-Bar.
    »Können Sie sich das vorstellen? Aus heiterem Himmel brach das über mich rein …«
    Der Barmann hatte schon schlimmere Geschichten gehört.
    »Hallo! Haben Sie über meine Frage nachgedacht?«, fragte Henry.
    Assmuss sah in das von der Wollmütze verdeckte Gesicht und dachte immer noch an seine Frau.
    »Wir verkaufen Hoffnung«, sagte er leise. »Sieh an. Volltreffer. Ich will wissen, wie Sie das machen – Hoffnung verkaufen.«
    »Wir verkaufen Hoffnung, das ist der Titel eines Vortrages, der unsere Geschäftspolitik neu justiert.« Assmuss’ Stimme war immer noch leise.
    »Haben Sie ein Stück Papier und einen Kugelschreiber, dann kann ich es besser erklären? Ich mache ja sonst alles mit PowerPoint. Aber Papier geht auch.«
    »Gute Idee«, sagte Henry und verschwand.
    Hinter all dem wird doch nicht Birgit stecken, dachte er. Sie wird diesen Henry doch nicht bezahlt haben, um mich zu entführen? Dann würde er doch Geld verlangen oder mich gleich umlegen und nicht mit mir über Firmenstrategien reden wollen.
    Nein, zu diesem Schluss gelangte er: Birgit hatte ihn nicht entführen lassen. Henry war ein Irrer.
    Aber warum vermisst mich niemand?
    Das Londoner Büro, Susan – sie müssten doch schon lange die Polizei alarmiert haben.
    Warum vermisst mich niemand?
    Er konnte sich diese Frage nicht beantworten. Vakuum. In seinem Hirn saugte ein riesiges Vakuum seinen Verstand auf.
    Henry war nach acht Minuten wieder zurück, Assmuss hatte auf die Uhr gesehen. Er legte eine Packung Druckerpapier auf den Tisch. Bluepaper war auf den Umschlag gedruckt.
    Das ist ein wichtiger Hinweis, dachte Assmuss, in einem Radius von vier Minuten gibt es also Bluepaper-Papier zu kaufen. Damit kann die Polizei später vielleicht dieses Versteck lokalisieren. Bluepaper muss ich mir merken.
    Henry riss die Verpackung auf und schob einen Stapel Blätter und einen Kugelschreiber über den Tisch. Assmuss setzte sich.
    »Es ist nicht schwer zu verstehen«, sagte er. Er malte einen Kasten aufs Papier.

    »Hier ist das Geld«, sagte er und schrieb »Geld« in den Kasten.
    Dann malte er einen zweiten Kasten.

    »Meine Aufgabe besteht nun darin, möglichst viel Geld von der einen Seite auf die andere zu transportieren. So also.«

    »Das ist das ganze Geheimnis«, sagte Assmuss und legte den Stift beiseite.
    »Mit Hoffnung hat das aber noch nichts zu tun.«
    »Nein. Die Hoffnung ist die Methode dieses Geldtransfers. Natürlich gibt es noch ein paar kleinere Wegelagerer an der Strecke, denen wir davon Tribut zahlen müssen.«
    »Nämlich?«
    »Pharma-Großhandel und die Apotheken. Beide sind für die Auslieferung zuständig und beißen sich auch was raus.Aber das vernachlässigen wir. Entscheidend ist etwas ganz anderes.«
    Assmuss kam langsam in Fahrt. Er nahm ein neues Papier.
    »Also noch einmal.«

    »Wer steht zwischen diesen beiden?«
    »Der Arzt?«
    »Genau. Sie haben die Sache erfasst. Der Arzt. Er ist die entscheidende Weiche, die den angestrebten Geldfluss steuert.«

    »Der Arzt entscheidet über unser Geschäft. Mit jedem Rezept. Mit buchstäblich jedem Rezept entscheidet der Arzt über Wohl und Wehe der Firma Peterson & Peterson . Er kann ja auch Rezepte für andere Firmen ausstellen, Rezepte für die Medikamente von Bayer , Pfizer , von Novartis oder Boehringer . Das wollen wir nicht. Jedenfalls nicht, wenn es auch ein passendes Medikament von Peterson & Peterson gibt. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Der Patient. Spielt der Patient in Ihren Überlegungen auch eine Rolle?«
    Assmuss sah auf.
    »Der Patient? Natürlich. Der ist wichtig. Ohne den Patienten kein Geschäft.«
    Er malte einen weiteren Kasten auf das Papier. Und zog vier Pfeile.

    »Der Patient gibt Geld. Er zahlt in die Krankenkasse. Der Arzt verfügt darüber. Wir liefern Medikamente. Verstehen Sie, Henry?«
    »Ich verstehe Sie sehr gut.«
    »Bislang konzentrierten wir uns daher immer auf den Arzt in unserem Marketing.«
    »Stimmt es, dass Sie den Ärzten kostenlos Computer, Drucker, Software und dergleichen zur Verfügung gestellt haben?«
    »Das stimmt. Das haben wir

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