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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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waren mit Handschellen gefesselt. Er trug eine beige Cordhose, einen grünen Pullover und darüber ein braunes Jackett. Seinen Vollbart hatte er wohl mit einer Schere etwas zurückgeschnitten, aber noch immer wirkte er zerzaust. Lehmann und Dengler gingen zu ihm.
    Einer der beiden Justizbeamten stellte sich vor: »Ich bin Heinz Schranz, Leiter des Vorführdienstes hier in Moabit.«
    »Lehmann, ich bin der Anwalt von Professor Voss. Das ist Herr Dengler, Anwaltsgehilfe.«
    Man gab sich die Hand.
    »Der Untersuchungshäftling Voss«, sagte Schranz, »unterliegt der ständigen und unmittelbaren Beaufsichtigung durch die Justizbehörden, also durch mich und meine Männer. Er ist und bleibt ständig gefesselt. Im Behandlungsraum wird er umgefesselt, wenn der behandelnde Arzt das verlangt. Wir haben heute wegen des großen öffentlichen Interesses Verstärkung durch ein Sondereinsatzkommando erhalten. Sie beide fahren mit uns in dem zweiten Variant.«
    »Guten Morgen, Bernhard«, begrüßte Lehmann Voss. »Wir werden dich begleiten und schauen, dass du ordentlich behandelt wirst.«
    »Kann der Untersuchungsgefangene Professor Voss in den Wagen, oder möchten Sie noch mit ihm sprechen?«, fragte ein Justizbeamter.
    »Los geht’s«, sagte Lehmann.
    Plötzlich ging eine weitere Tür auf, und ein Trupp dunkel bekleideter Männer trat in den Hof. Sie trugen Maschinenpistolen um die Schultern und Pistolen in Seitenhalftern. Sie stiegen wortlos in den Ford-Kombi.
    »Der SEK – Leiter heißt Müller«, sagte Schranz. »Mir hat er sich zumindest telefonisch so vorgestellt.«
    ***
    Sie fuhren in einem kleinen Konvoi zum Tiergarten, bogen in die Straße Alt-Moabit ein. Vorne fuhr der VW – Bus mit Voss und zwei Beamten, es folgte der Ford mit dem Sondereinsatzkommando, und dahinter fuhren die beiden Volkswagen der Justizverwaltung. Auf der Rückbank des letzten Autos saßen Dr. Lehmann und Georg Dengler. Die Wagen folgten der Invalidenstraße, fuhren am Hauptbahnhof vorbei und bogen beim Museum für Naturkunde ab, folgten der Luisenstraße und passierten eine beschrankte Pforte. Sie hielten vor einem der zahlreichen roten Backsteinbauten.
    ***
    Die Leitung der Charité hatte den geplanten Weg zu den Behandlungsräumen im ersten Stock bereits durch eigenes Personal räumen lassen, sodass Dengler außer zwei kopfschüttelnden Hausmeistern keinen Menschen bei der Ankunft sah. Der Ford mit den SEK – Polizisten hielt als Erstes, die Männer sprangen heraus und sicherten die Eingangstür.Sie trugen dunkle Kampfanzüge, Helme und ein schwarzes Tuch als Gesichtsschutz. Der Ford fuhr weiter, der betagte VW – Bus hielt an. Schranz und drei weitere Justizbeamte stiegen aus und halfen dem mit Handschellen gefesselten Bernhard Voss beim Aussteigen. Auch Dr. Lehmann und Georg Dengler verließen ihren Wagen und folgten der Gruppe.
    Wie lange das alles her ist, dachte Dengler. Wie lange habe ich schon keinen Einsatz mehr aus der Nähe gesehen? Jetzt empfand er den Aufwand, der betrieben wurde, um einen kranken Mann an der Flucht zu hindern, lächerlich. Vier Justizbeamte hätten als Bewachung völlig ausgereicht. So aber, das beobachtete Dengler, waren alle verunsichert, weil sie sich nicht darüber im Klaren waren, wer hier das Kommando hatte, der SEK – Führer oder sie.
    Ein junger Mann in dem typisch wehenden weißen Kittel eines Mediziners kam auf sie zu. Er ging zu dem SEK – Führer und sprach mit ihm. Die Charité hatte den Platz durch eigene Leute von Publikumsverkehr gesperrt. Ein gelb-schwarzes Absperrband flatterte im Wind. Neugierige gab es nicht, auch keine Presseleute. Offenbar hatten alle Beteiligten dichtgehalten.
    Zwei der Justizbeamten flüsterten miteinander. Dadurch entstand etwas Unruhe. Dann ging einer der Beamten auf den SEK – Leiter zu, der immer noch mit dem Mediziner sprach. Als dieser sah, dass der Justizbeamte auf ihn zukam, sagte er laut zu dem Mann im weißen Kittel: »Gehen Sie voran!« Und dann gab er seinen Leuten ein scharfes Kommando.
    Das Sondereinsatzkommando schaltete auf große Show um. Zwei Mann rückten ein paar Meter vor, rückten die Maschinenpistole schussbereit in die Hüfte. Hinter ihnen nahmen ihre Kollegen Aufstellung, nun auch mit schussbereiten Waffen. Dann schwenkten sie ihre Waffen zur Seite. Der Mann im weißen Kittel sah ihnen irritiert zu, kehrte dann um und betrat das Gebäude.
    Der Justizbeamte fluchte, aber in dem scharrenden Lärmdes SEK verstand Dengler ihn nicht. Der Mann

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