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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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zweiten grünen Tür, nachdem er versucht hatte, sie zu öffnen, und nun sicher war, dass sie abgeschlossen war.
    Lehmann trat zurück.
    »Sollen wir nicht rausgehen?«, fragte Dengler leise.
    Er fand es peinlich, bei der ärztlichen Untersuchung anwesend zu sein, doch Lehmann schüttelte den Kopf.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte Schulz.
    Voss nickte mit dem Kopf.
    »Krämpfe«, sagte er. »Unterbauchschmerzen, unterhalb des Bauchnabels rechts.«
    »An der alten Stelle, dem Übergang vom Dünn- zum Dickdarm?«
    Voss nickte
    »Durchfall?«, fragte Schulz.
    »Ständig.«
    »Du bist in einer Stresssituation. Das mag der Morbus.«
    Dann sah er Voss geradewegs ins Gesicht.
    »Wir kennen uns lange genug, dass ich dich das fragen kann. Hast du irgendetwas mit dem zu tun, das man dir vorwirft?«
    »Nein. Nichts. Ich sage mir jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, dass es nur ein Albtraum ist und ich bestimmt bald aufwache.«
    »Gut«, sagte Schulz und wandte sich an Lehmann und Dengler. »Dann erlösen Sie diesen Mann möglichst bald. Er ist nämlich ein guter Arzt. Und davon gibt es nicht allzu viele.«
    Er stand auf und griff zum Telefon.
    »Ich brauche die 312 oder 311 für eine Ultraschalluntersuchung«, sagte er in den Hörer.
    Dann, nachdem er aufgelegt hatte: »Ich gucke mir den Darm jetzt per Ultraschall an. Gehen wir.«
    »Stopp«, sagte Schranz. »Er bekommt wieder die Handfesseln.«
    »Es sind nur drei Meter«, sagte Professor Schulz.
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Hören Sie: Sie werden auf diesen Häftling ohnehin eine Weile verzichten müssen. Ich werde danach sicher eine Darmspieglung vornehmen. Dazu muss der Darm des Patienten geleert werden. Er bekommt drei Liter Flüssigkeit mit Magnesiumsulfat. Der Darm muss sauber sein, sonst sehe ich nämlich nichts. Das dauert drei Tage, und so lange bleibt Voss hier auf dieser Station.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Ich bin der Arzt. Sie können gern eine Wache vor seinem Zimmer aufstellen, aber Voss bleibt hier.«
    »Auf keinen Fall. Wenn weitere Behandlung notwendig ist, werden wir den Häftling ins JVK einliefern.«
    »Ins was?«
    »In das Justizvollzugskrankenhaus Berlin in Plötzensee. Unsere Vorschriften sind eindeutig. Die können den Darm des Häftlings ebenso gut leeren. Dann bringen wir ihn nach drei Tagen wieder her.«
    Jemand schlug von außen gegen die Tür. Müller, der SEK – Leiter, trat ein. Er schloss die Tür sofort wieder hinter sich.
    »Ich muss wissen, wie lange das hier noch dauert. Wir haben gerade eine neue Anfrage reinbekommen.«
    Der Justizbeamte sagte: »Der Häftling wird erst per Ultraschall untersucht, dann wird er in das JVK nach Plötzensee verbracht.«
    »Wieso weiß ich davon nichts?«, brüllte Müller. »Wir haben einen zweiten Auftrag. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit für den Scheißkerl.«
    »Jetzt machen wir erst mal den Ultraschall«, sagte Professor Schulz. »Komm mit, Bernhard. Wir gehen in Raum 312.«
    »Halt. Die Handschellen.«
    »Auf den drei Metern wird er Ihnen schon nicht weglaufen.«
    »Aber wir bleiben direkt bei ihm.«
    »Meinetwegen.«
    Müller sprach in sein Headset. »Ja, wird hier noch dauern. Der Häftling muss dann noch nach Plötzensee verbracht werden. Ich brauche neue Weisung. Hallo. Scheißempfang hier. Hallo?«
    Schulz öffnete die Tür.
    Mit einem ratschenden Geräusch hoben sich ihm sechs Läufe von Maschinenpistolen entgegen.
    »Bewahren Sie Ruhe, meine Herren«, sagte der Professor. »Wir gehen nur zwei Türen weiter zum Ultraschall. Danach kommen wir auch wieder zurück. Behalten Sie also Ihre Fassung.«
    Die Waffen senkten sich wieder. Die SEK – Polizisten atmeten aus.
    Professor Schulz legte einen Arm um Voss und schob ihn durch die Tür. Dengler trat sofort hinter sie.
    »Halt. Moment mal«, rief einer der Justizbeamten.
    Sie gingen einige Schritte im Flur.
    Es war nur eine kleine Chance.
    Voss nutzte sie.
    Er rannte los.

[Menü]
23. Dritte Nacht
    An Schlaf war nicht zu denken.
    Wieso vermisste ihn niemand?
    Dirk Assmuss lag die ganze Nacht über wach und überlegte. Seine Entführung war unbemerkt geblieben.
    Aber das war unvorstellbar!
    Sein Büro müsste doch schon lange die Polizei alarmiert haben. Susan hatte vom Londoner Büro aus sicher Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt.
    Er musste hier raus.
    Er würde kooperieren.
    Er würde alles tun, was Henry wollte, und hoffte, dass sein Entführer Wort hielt und ihn freilassen würde, wenn er erfahren hatte, was er wissen wollte.
    Aber er

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