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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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im Keller der Charité erkannt hatte. Der Mord an Voss sei so etwas wie Gerechtigkeit, sagte sogar jemand aus der Staatsanwaltschaft zu ihr.
    Was für eine verrückte Welt. Voss war nicht verurteilt. So lange hatte er als unschuldig zu gelten. Auch, wenn er jetzt tot war.
    Genau das sagte sie auch in der Besprechung mit ihrem Team.
    »Dann nehmen wir das doch einmal an«, sagte Maria Marksteiner. »Gehen wir doch einmal von der Hypothese aus, dass er unschuldig war.«
    »Die Kollegin Marksteiner ignoriert mal wieder souverän alle Fakten«, sagte Schöttle und runzelte die Stirn in gespielter Verzweiflung.
    »Die Fusseln des Jacketts können absichtlich auf den Leichnam von Jasmin angebracht worden sein«, sagte Maria.
    »Und das Sperma?«, fragte Schöttle.
    »Ja, das Sperma. Das spricht dagegen«, gab Maria zu.
    »Ich will noch einmal alle Akten auf meinem Tisch sehen«, sagte Finn Kommareck und beendete die Sitzung prompt.
    »Das Institut von Voss fragt an, ob wir den Computer aus seinem Büro und die beschlagnahmten Akten freigeben«, sagte Peter Dahlheimer.
    »Die brauchen wir nicht mehr«, sagte Schöttle. »Wir haben sowieso nichts Wichtiges darin gefunden.«
    »Du meinst, wir haben ohnehin kaum etwas davon verstanden. Medizinischer Fachjargon.«
    »Soll ich also veranlassen, dass wir das Zeug zurückgeben?«, fragte Dahlheimer.
    »Nein. Noch nicht«, sagte Kommareck. »Wir wissen immer noch nicht, wer Jasmin erschlagen hat. Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt, wer Voss erschlagen hat.«
    »Auf so ähnliche Art und Weise«, sagte Maria.
    »Auch das lässt mir keine Ruhe«, sagte Finn.
    »Mein Gott, das ist Zufall. Wie wollt ihr denn da einen gemeinsamen Täter konstruieren? Wie? Sagt mir das!«
    Schöttle war genervt.
    »Wir schließen nichts aus«, sagte Finn Kommareck.
    »So verzweifelt sind wir also?«, fragte Schöttle.

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47. Schwarzer Donnerstag (2)
    »Ich bleibe hier«, sagte Jakob.
    »Deine Mutter erschlägt mich, wenn ich dich hier nicht rausbringe.«
    »Schrei nicht so. Weißt du, wie alt ich bin?«
    »Allerdings, das weiß ich. Siebzehn. Unmündig bist du. Ein Knecht. Weisungsbedürftig. Komm jetzt.«
    Er nahm seinen Sohn am Arm.
    »In zehn Tagen werde ich achtzehn.«
    »Dann kannst du dich wieder hier hinsetzen.«
    Jakob lächelte plötzlich. Es war ein engelsgleiches Lächeln. Zugewandt, freundlich. Hinreißend, fand Dengler. Dass sein Sohn so lächeln konnte! Dengler war verwirrt. Und stolz. Noch nie hatte Jakob ihm ein solches Lächeln geschenkt. Dann bemerkte er, dass es nicht ihm galt. Es galt dem blonden Mädchen im blauen Anorak, das zwei Reihen vor ihnen saß und sich zu ihnen umgedreht hatte.
    »Hallo, Jakob!«
    Ein offenes Gesicht, schön, ernst, mutig und voller Angst.
    Keine Chance! Er würde Jakob hier nicht wegbekommen. Er war selbst Mann genug, um zu wissen, dass er das nun auch nicht länger von ihm erwarten konnte.
    »Hübsches Mädchen«, sagte Dengler, in der Hoffnung, etwas Näheres zu erfahren.
    In diesem Augenblick schossen die Wasserwerfer erneut. Das blonde Mädchen wurde von dem Strahl getroffen. Sie hatte das Wasser kommen sehen und das Gesicht mit den Händen geschützt, aber ihr Kopf flog nach hinten. Ihren Schrei hörten sie durch das Geprassel des Wassers hindurch. Jakob sprang auf und wurde getroffen. Er klappte zusammen. Dengler zog ihn zu sich heran und legte die Arme um ihn. Das blonde Mädchen, völlig nass, sah sie mit aufgerissenen Augen an. Sie kroch zu ihnen heran.
    »Kann ich erst mal bei euch bleiben? Ist das ok?«
    Dengler und Jakob nickten gleichzeitig.
    Ein Junge, etwa im gleichen Alter wie Jakob, stolperte vorbei. Er hielt sich einen Arm vors Gesicht. Andere liefen auf ihn zu. Eine Frau hob eine Flasche Wasser in die Höhe und zog dem Jungen den Arm weg. Die Augen waren rot und geschwollen. Der Junge weinte.
    Sie setzten Pfefferspray gegen Kinder ein. Dengler spürte, wie er immer wütender wurde. Wütend und verzweifelt. Was war das hier?
    Erneut schossen die Wasserwerfer.
    Das Mädchen zog ihren blauen Anorak aus und legte ihn über ihre Köpfe. Nun saßen sie zu dritt unter dem Anorak, als wäre es ein kleines Zelt.
    Jakob zitterte. Dengler legte ihm einen Arm um die Schulter. Das Zittern hörte auf.
    Das Wasser traf sie erneut mit der Wucht eines Baseballschlägers. Später erfuhr er, dass die Wasserwerfer mit 20 Bar, also mit voller Kraft, geschossen hatten. Er war Polizist gewesen. Er erinnerte sich an die Polizeidienstverordnung PDV

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