Die letzte Flucht
Polizeifahrzeuge getaucht.
»Stuttgarter Privatdetektiv Doppelmörder?«, fragte Bild online .
Dengler und Olga saßen auf der Terrasse im Café und lasen die Meldungen der Medien auf Denglers iPhone.
»Ich bin fassungslos«, sagte Dengler.
»Du musst verschwinden«, sagte Olga. »Und mach das Gerät aus. Die suchen dich bestimmt auch auf diesem Weg.«
Dengler schaltete das Gerät aus und nahm die Chipkarte heraus.
»Du traust dieser Kommissarin?«
»Sie ist eine gute Polizistin.«
»Gut. Dann musst du dich verstecken, bis sie die Wahrheit herausgefunden hat.«
»Sie wird sich als Erstes fragen, was für ein Motiv ich gehabt haben soll. Es gibt keines.«
»Jemand opfert dich als Sündenbock.«
»Olga, ich muss mich verteidigen! Wenn ich auf der Flucht bin, sieht es so aus, als …«
»Erst mal verschwindest du. Erinnerst du dich an Marta? Meine Freundin, die wir in Berlin getroffen haben.«
»Sicher.«
»Ich werde sie um Hilfe bitten.«
Sie zahlten und gingen die Straße hinauf zur Königsstraße. An einer öffentlichen Telefonzelle telefonierte Olga.
»Marta wird dich verstecken«, sagte sie, als sie das Gespräch beendet hatte. »Aber du musst etwas wissen. Marta arbeitet als Domina.«
»Warum muss ich das wissen?«
»Sie wird dich in ihrem Studio verbergen.«
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56. Fünfter Tag (3)
»Was ich nicht verstehe«, sagte Henry. »Sie müssen diese neuen Medikamente doch irgendwie zulassen. Die werden doch sicher geprüft. Oder nicht?«
Assmuss hatte rotgeäderte Augen. Auch Nase und Wangen waren rot. Der schwere italienische Rotwein wirkte. Er stützte den Kopf in beide Hände.
»Ja sicher. Wir müssen den Nachweis führen, dass das Medikament wirkt. Wenn wir das nachweisen, wird es zugelassen. Die Behörde ist die Europäische Arzneimittelagentur. EMA steht für European Medicines Agency . Sprechen Sie Englisch, Henry?«
»Nicht fließend. Ich kann mich verständigen.«
Wieder eine kleine Information, die dir das Genick brechen wird. Wenn ich erst mal hier draußen bin.
»Wir führen Studien durch. Die EMA prüft sie. Und entscheidet. Das ist ein eingespieltes Verfahren.«
Fragen Sie ihn, wer diese Studien finanziert.
»Wer finanziert diese Studien?«
»Das ist unterschiedlich. Ein Großteil dieser Studien und klinischen Tests wird von uns, also der pharmazeutischen Industrie bezahlt. Andere bezahlt die öffentliche Hand: Universitätskliniken.«
Fragen Sie ihn, ob die Industrie Einfluss auf die Ergebnisse dieser Studien nimmt.
»Nehmen Sie Einfluss auf die Ergebnisse dieser Studien, wenn Sie sie bezahlen?«
»Nun, das ist nicht so einfach. Da gibt es hohe wissenschaftliche Standards, die wir einhalten müssen.«
»Das beantwortet meine Frage nicht.«
»Es gibt ja diese Studie über die Studien. Kennen Sie die?«
»Nein.«
Noch eine kleine Information, die für deine Verhaftung vielleicht wichtig ist, Henry.
»Nun, diese Studie über die Studien besagt, dass die klinischen Tests, die von der pharmazeutischen Industrie bezahlt werden, häufiger zu einem positiven Ergebnis über die zu testenden Medikamente kommen als die Studien, die ohne uns finanziert werden.«
»Und? Wie nehmen Sie Einfluss?«
Assmuss schwieg. Er hatte den Kopf gesenkt. Seine Kiefernmuskeln bewegten sich auf und ab. Es arbeitete in dem schweren Mann.
»Wir können uns morgen weiter unterhalten«, sagte Henry. »Vielleicht brauchen Sie eine Pause.«
Assmuss hob den Kopf und starrte Henry an.
»Ich will hier raus«, schrie er. »Ich brauche keine Pause.«
»Gut. Wie Sie wollen. Also zurück zu den Studien. Wie nehmen Sie Einfluss?«
Assmuss atmete schwer.
»Nun, wir haben da natürlich langjährige Erfahrungen. Die Ergebnisse fallen verschieden aus, je nachdem, was gefragt wird oder was nicht gefragt wird. Wichtig ist die Auswahl der Patienten, welche ein- oder ausgeschlossen werden. Wichtig ist auch, womit verglichen wird.«
»Geht es noch etwas genauer?«
»Wenn wir eine schwache Substanz haben oder eines unserer Nachfolgeprodukte, dann vergleichen wir sie mit einem Placebo. Dann stellt sich eine gewisse Wirkung fast von allein ein, und wir haben den Nachweis, den wir für die EMA brauchen.«
Assmuss schwieg.
Henry sagte: »Also, ich habe keine Lust, Ihnen jeden Wurm einzeln aus der Nase zu ziehen. Entweder Sie reden jetzt oder schmoren weiter hier in Ihrer Höhle. Vielleicht finden Sie’s ja gemütlich hier.«
Assmuss warf ihm einen Blick zu, in dem Henry nur das Weiße von Assmuss’ Augen
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