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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Leute darin bestärken, zu Hause zu sitzen und fernzusehen, Nathan.«
    »Ganz recht. Ich bestärke sie aber auch darin, sich Bewegung zu verschaffen und Gemüse zu essen. Was nicht heißt, dass ich’s selbst tun muss.« Lammockson leerte sein Glas und hielt es dem Butler hin.
    Lily kannte die Theorie. Cusco war überfüllt, und es gab offen gestanden nicht viel zu tun, aber es verfügte auch niemand über die Kraft dafür. Lammockson hatte bewusst den Trend gefördert, zu Hause zu bleiben, Spielfilme, Unterhaltungssendungen und Gameshows auf großen, hochauflösenden Bildschirmen zu konsumieren und miteinander zu chatten, zu mailen, zu bloggen - also ein elektronisch mobiles, aber physisch immobiles soziales Leben zu führen. »Batteriemenschen« hatte er seine zusammengepferchten, miteinander vernetzten Bürger einmal genannt.
    »Und ich«, sagte Lily zu ihm, »bin hergekommen, um mit meiner Schwester über Kristie zu sprechen. Ich wusste gar nicht, dass Sie sich so für unser Familienleben interessieren, Nathan.«
    Er grunzte. »Sie wissen, dass ich mich immer für euch Barcelona-Leute interessieren werde. Aber Sie haben recht.«
Er grinste selbstironisch. »Ich bin nicht sonderlich gut in Mädchengeplauder.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lily trübselig. »Also, warum sind Sie hier?«
    »Ich musste mit Juan reden. Kann sein, dass wir ein Problem haben.«
    »Ein diplomatischer Zwischenfall«, sagte Villegas etwas glattzüngiger.
    »Die Prince of Wales ist nach Amazonien gedampft«, erklärte Lammockson. »Sie ist dem alten Flussverlauf vom Atlantik landeinwärts gefolgt. Momentan liegt sie irgendwo über Iquitos vor Anker. Es heißt, die Briten kämen an Land und sprächen mit den Indios im Nebelwald.«
    Die Prince of Wales war einer der beiden britischen Flugzeugträger der CVF-Klasse, in aller Eile ausgerüstet, während das Wasser stieg, neun Decks, vierzig Flugzeuge, fünfundsechzigtausend Tonnen demonstrativer militärischer Macht. Nachdem Großbritannien im Gefolge des Tsunamis von 2019 praktisch aufgegeben worden war, hatte die britische Regierung im kanadischen Labrador ihren Exilsitz aufgeschlagen. Die Amerikaner hatten ein großes Tamtam veranstaltet, weil die alte Kolonialmacht nun wieder auf ihrem Kontinent saß, doch in einer immer bedrohlicheren Welt hatte für die Kanadier die Verlegung eines erheblichen Teils von Großbritanniens militärischem Bestand über den Atlantik letztendlich den Ausschlag gegeben, sie aufzunehmen. Und da die Amerikaner zu sehr mit ihren eigenen Prob le men beschäftigt waren, konnten sie nicht viel dagegen tun.
    »Es ist ein bemerkenswerter Aspekt der neuen Geografie«,
sagte Villegas gewandt, »dass ein Schiff von der Größe der Prince jetzt von der ehemaligen Atlantikküste aus auf dem Seeweg tief in den südamerikanischen Kontinent hineinfahren kann, bis nach Peru.«
    »Ich bin sicher, das Eindringen der Prince ist nur ein Test«, erwiderte Piers ebenso gewandt. »Die Welt ändert sich, und die Regierungen müssen neue Dispositionen prüfen.«
    Lammockson grunzte. »Sollen die Briten doch die Disposition von jemand anderem prüfen. Soweit es mich betrifft, sind Regierungen jetzt ein Teil des Problems und nicht der Lösung. Jedenfalls fliege ich später über die Berge, um Admiral Nelson loszuwerden. Vielleicht sollten Sie mitkommen, Piers.«
    »Dann können Sie mich nach Titicaca mitnehmen«, sagte Lily aus einem spontanen Impuls heraus. »Dort kann ich Kristie besuchen.«
    Amanda sah Lily scharf an.
    »Das liegt nicht gerade auf dem Weg«, entgegnete Lammockson. »Aber … ach, zum Teufel, warum nicht? Wir fliegen um vier.«
    »Dann bin ich so weit«, versprach Lily.
    Das Gespräch wandte sich wieder den Briten zu. »Ich bin sicher, wir finden eine vernünftige Lösung«, erklärte Villegas.
    Lily glaubte, dass ihm das gelingen würde. Obwohl ihm Piers’ Erfahrung und auch dessen scharfe Intelligenz fehlten, strahlte er enorme Kompetenz aus. Amandas neuester Mann war ein echter Kontrast zu Wayne aus Dartmoor. Juan Villegas war Witwer, kinderlos und siebenundvierzig Jahre alt. Bei den Einheimischen war er als criollo bekannt, ehemals einer der Reichsten der Reichen in Lima mit einer Familie,
die angeblich von den Konquistadoren abstammte. War er bei der Geburt vom Glück begünstigt gewesen, so hatte er in seinem späteren Leben auch die richtigen Entscheidungen zu treffen gewusst, indem er Nathan Lammockson unterstützte, als Perus staatliche Einrichtungen

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