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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zerfielen. Darum war er genau die Sorte Mann gewesen, zu der Amanda sich an einem solchen Ort hingezogen fühlte. Und sie, eine immer noch schöne Frau mit ausgeprägter sozialer Kompetenz und mit Verbindungen zu Lammockson, die noch in die Zeit vor der Gründung von Project City zurückreichten, war auch für ihn eine nützliche Errungenschaft gewesen. Aber Lily hatte durchaus echte Zuneigung zwischen den beiden gespürt - Amanda hätte es weitaus schlechter treffen können.
    Als das Gespräch ins Stocken geriet, stellte Lily ihren Wein ab. »Ich sollte mich jetzt wohl lieber bedanken und mich auf den Weg machen. Tut mir leid, Amanda, ich weiß, ich habe gesagt, wir würden ein bisschen Zeit miteinander verbringen, aber ich möchte gern noch mit Benj sprechen, bevor ich Kristie besuche.«
    Erneut blitzten Amandas Augen auf.
    Lammockson grinste boshaft. »Warum? Redet der auch nicht mit seiner Mutter?«
    »Er hält sich raus aus dem Streit«, erwiderte Lily. »Deshalb könnte er vielleicht helfen.«
    »Ah«, sagte Piers mit einem verblüffenden Anflug von Bitterkeit. »Genau, so ist Benjamin Caistor. Immer versucht er zu helfen. Und immer gerät er einem dabei in die Quere.«
    Amanda brauste auf. »Er ist ein guter Junge, und das war er schon immer.« Sie warf Villegas einen Blick zu. Anscheinend
war ihr nicht ganz wohl bei dieser Offenlegung komplizierter Familienkonflikte.
    Villegas lächelte sie nur nachsichtig an.
     
    Amanda folgte Lily in die kleine Diele. Ihr Gesicht war eine Maske des Zorns; die Miene, die sie öffentlich zur Schau gestellt hatte, war verschwunden. »Was, zum Teufel, soll das?«, zischte sie. »Ich habe dich hierher eingeladen, um diese Geschichte mit Kristie zu bereden, weil du darauf bestanden hast, wie du dich hoffentlich erinnerst. Und jetzt nimmst du die Sache einfach selbst in die Hand, stimmt’s? Alles genau wie auf Dartmoor.«
    Lily breitete die Hände aus. »So ist das nicht gemeint. Ich wollte nur …«
    »Du willst dich in mein Leben einmischen. Du willst an meiner Beziehung zu meinen Kindern herumdoktern, weil du keine eigenen hast. Das ist alles. Hier geht es nicht um meine Bedürfnisse, Lily, sondern nur um deine. Wie immer.«
    Lily war zutiefst getroffen. »Amanda, um Himmels willen …«
    »Geh einfach«, sagte Amanda. Sie schob ihre Schwester in den Sonnenschein der Anden hinaus und knallte die schwere Haustür zu.

49
    Benj führte Lily durch die Slums von P-ville zum Energiepflanzenfeld. Windschiefe Hütten aus Wellblech- oder Kunststoffplatten - überschüssiges Holz gab es nicht - säumten ihren Weg. Ein paar AxysCorp-Cops, die firmeneigene Blaumänner trugen wie Benj und Lily, begleiteten sie. Im Gegensatz zu den Cops hatte Benj jedoch keine Waffe.
    Das Energiepflanzenfeld war ein offenes Rechteck inmitten der ausgedehnten Hüttensiedlung. Pflanzen, die Lily noch nie gesehen hatte, grüne Blätter an kniehohen Stängeln, wuchsen hier in ordentlichen Reihen. Lily wusste in groben Zügen über dieses Projekt Bescheid. Sie war eine Art Springer in Nathans Organisation, mit unterschiedlichen Aufgabengebieten; unter anderem war sie auch mit der Verwaltung und Logistik derartiger Feldversuche befasst gewesen. Aber diese neuen Pflanzen kannte sie noch nicht.
    Die Narbe der Explosion war deutlich zu sehen, ein geschwärzter Kreis, der einen großen Teil des Feldes einnahm.
    Benj ging mit ihr außen ums Feld herum. An manchen Stellen hatte der Zaun dem Andrang maulwurfshügelartiger Hütten nicht standhalten können und war niedergerissen worden. AxysCorp-Cops patrouillierten mit automatischen Waffen im Arm; sie wirkten angespannt und wachsam, als
rechneten sie mit Ärger - vielleicht wünschten sie sich sogar, es gäbe welchen.
    »Du siehst, wie sie aufs Feld vordringen, die Hütten«, sagte Benj. »Obwohl Nathan dieses Gebiet eindeutig als Grünen Sektor gekennzeichnet hat. Alle paar Monate schmeißen wir sie raus und richten die Zäune wieder auf, aber sie kommen jedes Mal zurück, und wir haben nicht genug Leute, um sie fernzuhalten.«
    »Als würde man gegen die Flut ankämpfen«, erwiderte Lily leise.
    »In Orange ist es noch schlimmer, wie du dir vorstellen kannst …« Die Hände in die Hüften gestemmt, ließ Benj den Blick über das Feld und die Hütten schweifen, aus deren dunklem Inneren Kinder neugierig zu ihnen herauslugten. Er winkte und lächelte den Kindern zu; einige von ihnen winkten zurück. »Bisher haben wir größtenteils Zeug angebaut, das man essen

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