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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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kompliziert.«
    »Inwiefern?«

    Er zögerte. Seine Miene war verschlossen, als würde er sich am liebsten wieder hinter seinen Handtüchern verstecken.
    Lily hielt den Atem an. Sie spürte, wie wichtig dieser Augenblick für Piers war. Auch Gary spürte es über die Distanz des Bildschirms hinweg; er wandte den Blick ab.
    »Hör zu, Lily - dies ist ein ganz neuer Anfang, für uns alle. Wir werden oben in den Bergen ein neues Leben aufbauen, so oder so. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das sein wird, nur, dass es anders sein wird. Und du und ich, nun ja, du hast deine Schwester, aber …«
    »Wir sind beide allein.«
    Es schien ihn eine ungeheure Menge Mut zu kosten, seine Hand auf ihre zu legen. »Kann sein, dass wir uns nie lieben werden. Vielleicht werden wir nie Kinder haben. Gott, es ist schwer, sich eine schlimmere Zeit vorzustellen, um Kinder zu bekommen. Aber …« Er wollte ihr nicht in die Augen sehen.
    Sie glaubte zu verstehen, was ihn dazu gebracht hatte. Wie es auch Lammockson auf seine Weise verstand. Der Druck der Flut war so stark geworden, dass jedermann den Boden unter den Füßen verlor; es gab keine Sicherheit mehr. Piers’ nur drei Jahre alter Rat, sie sollten alle nach Großbritannien zurückkehren, hatte sich inzwischen als falsch erwiesen. Deshalb verlagerte Lammockson seine zentralen Funktionen und sein Personal in eine Enklave in den Anden. Deshalb führten die ehemaligen Geiseln jetzt dieses Gespräch.
    Und darum hatte Piers diese seltsame Erklärung abgegeben. Für ihn war eine Zuflucht nicht so sehr ein Ort, wo man lebte. Für Piers war Lily selbst seine Zuflucht, so wie sie es vielleicht in Barcelona gewesen war.

    Sich jetzt über Piers zu mokieren würde fatale Folgen haben. Sie musste ehrlich sein, und ganz direkt.
    »Ja«, sagte sie.
    Piers sah sie überrascht an. »Ja?«
    »Ja. Ich werde bei dir bleiben.«
    »Dann wäre das ja geregelt.« Garys Stimme klang erfreut. »Gut.«
    Piers blies die Wangen auf. Sein Gesicht rötete sich.
     
    »Und was ist mit dir, Gary?«, fragte Lily. »Kommst du mit, damit wir beschlussfähig sind?«
    »Wie gesagt, ich habe vorher noch was anderes zu erledigen. Ich habe eine Nachricht von Michael Thurley bekommen. Wisst ihr noch, der Bursche aus dem Außenministerium?«
    Lily runzelte die Stirn. »Ich habe nichts mehr von ihm gehört, seit Helen ums Leben gekommen ist.«
    »Nun ja, er hat weiter an dem Fall gearbeitet und Grace aufzuspüren versucht. Zur Ehre der britischen Regierung muss man sagen, dass sie den Druck auf die Saudis aufrechterhalten hat, obwohl sie genug anderes zu tun hatte.«
    Piers nickte. »Die gute alte Regierung Ihrer Majestät. Und was ist passiert?«
    »Said war zwei Jahre lang auf der Flucht, seit dem Staatsstreich. Am Ende hat er Grace gegen eine sichere Zuflucht irgendwo in den Rockies eingetauscht. Und inzwischen ist Grace an Thurley übergeben worden. Er ist in Denver, wo sich derzeit das Außenministerium befindet.«
    »Michael Thurley hat Grace also endlich gefunden.« Lily
schüttelte den Kopf. »Ich glaub’s nicht. Arme Helen! Sie hat ihr Baby nie wiedergesehen.«
    »Aber Thurley weiß nicht, was er mit ihr machen soll. Und Grace ist auch kein Baby mehr, sie ist fünf Jahre alt. Darum hat Thurley Kontakt mit mir aufgenommen. Also, mein Plan ist folgender. Ich muss als Erstes meine Verpflichtungen hier erfüllen. Dann gehe ich nach Denver, treffe mich mit Thurley und Grace und bringe Grace nach Project City. Dort treffen wir uns dann.«
    Piers brummte. »Aber schieb’s nicht zu sehr auf, Gary. Es ist vielleicht nicht mehr lange möglich, eine solche Reise zu unternehmen.«
    Gary nickte ernst. »Ich werd’s mir merken.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wenn wir fertig sind, sollten wir abschalten, diese Verbindung kostet Nathan ein kleines Vermögen. Wisst ihr, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir das letzte Mal persönlich zusammen waren - wir Überlebenden.«
    »Damals konnten wir nicht voneinander wegkommen, jetzt können wir nicht zusammenkommen«, sagte Lily mit einem traurigen Lächeln.
    »Werden wir aber«, erwiderte Gary. »Passt auf euch auf.«
    »Und du kümmere dich um Grace.«
    Er streckte die Hand aus - sie verschwand aus dem Blickfeld des Projektionssystems -, und sein Bild löste sich auf.
    Lily und Piers standen allein nebeneinander.
    »Tja«, sagte sie. »Auf einmal ist es irgendwie peinlich.«
    »Oh, jetzt keine dummen Sprüche, bitte, sonst mache ich einen

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