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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nur kalt an.
    Weitere Kugeln durchbohrten das Schlauchboot, einen treibenden Schatten über ihr, und zischten durchs Wasser wie tauchende Vögel. Und dann sank sie. Sie spürte, wie das Salz ihr in die Augen stach, wie Wasser in ihre Ohren drang und in ihren Mund rann, salzig, blutig. Sie war nicht tief unter der Oberfläche, und das Licht war stark; sie sah, wie ein Plastikdeckel, auf dem ein Softdrink-Logo prangte, sich vor ihrem Gesicht drehte, unzerstörbarer als die Pyramiden, sinnlos und schön. Dies war der Albtraum, den sie gefürchtet hatte, seit sie durch das im Wasser versinkende London geplatscht war, dem zu entrinnen sie Berge erklommen und ein verdammtes Kreuzfahrtschiff bestiegen hatte. Nun hatte das Wasser sie endlich doch erwischt, sie war von ihm umgeben, versank in einem grenzenlosen Ozean.
    Manco … Sie musste ihn finden. Sie schlug um sich und schluckte Wasser, prustete, hustete und schluckte noch mehr.
Sie spürte ein Reißen in ihrer Brust, ein Brennen. Sie strampelte mit Armen und Beinen, versuchte, im Bruststil zu schwimmen, aber Schmerz pulsierte durch ihr verwundetes Bein, als sie es bewegte.
    Etwas stieg an ihr vorbei nach oben, leuchtend orangerot - ein Schwimmgürtel. Sie konnte nicht erkennen, wie weit er entfernt war. Aufs Geratewohl streckte sie die Hand aus und packte ihn. Er zog sie aufwärts, wie ein Ballon. Sie versuchte, nicht noch einmal einzuatmen, blickte zur Oberfläche hinauf, suchte das Schiff. Sie sah es, eine schwarze Wand, die ihr Universum in zwei Hälften teilte. Undeutlich war sie sich der wirbelnden Schrauben bewusst; sie musste sich von ihnen fernhalten, um nicht von ihnen angesaugt und zerschnetzelt zu werden.
    Schließlich durchbrach sie die Oberfläche. Nach Luft schnappend und Wasser spuckend, tauchte sie in einem Tumult von Schüssen und Schreien auf; sie hörte Lammocksons Megafongezeter und das tiefe Rauschen der rotierenden Schrauben. Dann schlossen die Wellen sich abermals über ihrem Gesicht, und sie war erneut unter Wasser. Aber sie kam hustend wieder an die Oberfläche, das Wasser quoll ihr aus dem Mund, ihre Brust schmerzte. Diesmal blieb sie oben und klammerte sich an dem Gürtel fest.
    Sie sah den Seilkordon mit den orangefarbenen Schwimmern. Er war vom Schiff losgeschnitten worden. Sie wälzte sich geduckt darüber hinweg, versuchte trotz der Schmerzen in ihrem Bein, ein paar Schwimmzüge zu machen. Dann erkannte sie einen Körper unter sich, eine kleine Gestalt, die widerstandslos in die Dunkelheit des tieferen Wassers sank. Das musste Manco sein. Sie tauchte, schlug mit den Beinen,
zog sich mit den Armen durchs Wasser, folgte ihm. Es gelang ihr, die Hände unter seine Achseln zu bekommen. Sie zog sein kleines Gesicht an ihre Brust. Er war schlaff und atmete nicht mehr. Sie schlug erneut mit den Beinen und schrie vor Schmerz ins Wasser; der Atem sprudelte ihr aus dem Mund.
    Plötzlich sah sie einen Blitz, tief unter ihr, unter dem Rumpf des Ozeanliners. Sie wusste, was das bedeutete, was Lammockson getan hatte. Sie schlug erneut mit den Beinen, um wegzukommen.
    Dann war die Schockwelle über ihr, eine silberne Wand, die durchs Wasser und über sie hinwegraste, und ein gewaltiger Lärm, der tief in ihre schmerzende Brust drang und jeden Gedanken in ihrem Kopf zu Brei zerquetschte. Das war Lammocksons akustische Mine, seine neueste, als letztes Mittel gedachte Waffe, eine Hochdruckblase aus Plasma, die eine starke Stoßwelle vor sich hertrieb. Der gute alte Nathan! Immer so vorausschauend. Es schien unaufhörlich weiterzugehen, ein Dinosauriergebrüll. Mit den Beinen schlagen und Manco festhalten. Mit den Beinen, den Beinen schlagen …
    Erneut durchbrach Lily die Oberfläche. Sie schnappte nach Luft, das Salzwasser drang ihr in die Augen, ein betäubender kalter Schmerz breitete sich in ihrem Bein aus. Sie war von Unrat umgeben, von treibenden Booten und Leichen, von Kartoffelchipstüten, Kondomen und Windeln.
    Die Arche entfernte sich von ihr, eine graue Wolke. Weiter draußen röhrten die Motorboote umher, schnell und tödlich. Und hinter alledem zog der Sturm herauf. Sie sah Boote davonflitzen, wie Schmutzflecken auf aufgewühltem Teichwasser. Tief in ihrem Innern keimte ein blubberndes
Lachen. Wenn die Bösen sie nicht erwischten, würde der Sturm es tun.
    Eine Welle spülte von rechts über sie hinweg. Sie kam prustend hoch, drückte Manco hilflos an ihre Brust.
    Und da war ein neuer Schatten im Meer, dicht bei ihr: eine riesige schwarze Finne

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