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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wie die Rückenflosse eines Hais. Wasser strömte von den Flanken. Keine Finne. Ein Kommandoturm. Gestalten kletterten durch eine Luke herauf und standen hinter einem Plexiglasschirm. Eine von ihnen winkte, und eine verstärkte Stimme spülte über sie hinweg. »Hi, Lily. Toller Auftritt, was? Ein deus ex machina wie aus dem Bilderbuch, oder?«
    Die schleppende Sprechweise war unverkennbar. Es war Thandie Jones.
    Die Welt faltete sich zusammen und stürzte davon, und Lily trieb in eine Dunkelheit, die noch tiefer war als das Meer.

84
    JUNI 2038
    Lily erwachte in einem Krankenzimmer.
    Vieles hier war ihr vertraut, das Bett, Möbelstücke, medizinische Überwachungsgeräte: ganz normales Krankenhausinterieur. Aber die Wände waren aus Stahl. Die zerlesenen Taschenbücher auf dem Bord neben dem Bett wurden von einer Holzstange gehalten. Und sie hörte ein konstantes, regelmäßiges Dröhnen, wie von gewaltigen Maschinen.
    Sie wusste nicht genau, wo sie war, aber sie fühlte sich irgendwie beruhigt. Sie driftete wieder in die Bewusstlosigkeit.
     
    Als sie erneut zu sich kam, stand ein Sanitätsoffizier in einem blauen Overall über ihr.
    »Willkommen auf der SSGN New Jersey «, sagte er. Er war um die fünfzig, ein rundlicher, lächelnder, vertrauenerweckender Mann mit breitem texanischem Akzent. Er erklärte ihr, er habe sie in einer Art Privatstation untergebracht. »Ist ein schlichter Lagerraum, wissen Sie. Aber wir schlafen in diesem Boot in Neun-Mann-Kabinen. Glauben Sie mir, Sie wollen sich nicht inmitten einer Horde Soldaten erholen, die sich den hässlichen Kopf wegschnarchen.«
    »Manco …?« Ihre Stimme war ein Kratzen.
    »Der kleine Junge? Dem geht’s gut. Sogar wesentlich besser als Ihnen. Ruhen Sie sich ein bisschen aus.«

    Als sie das nächste Mal erwachte, war Thandie Jones bei ihr.
    Thandie - in ihren Fünfzigern - war immer noch groß und schlank, eine gut aussehende Frau mit langem, ergrauendem, zu einem Knoten zurückgebundenem Haar. Wie der Sanitätsoffizier trug auch sie einen blauen Overall und Sneakers; das schien hier die Standarduniform zu sein.
    Sie beugte sich über Lilys Bett und umarmte sie. »Hi.«
    »Wir sind in einem U-Boot, stimmt’s?«
    »Ja. Bisschen was anderes als die Trieste , nicht?«
    »Der Kaffee ist keinen Deut besser«, flüsterte Lily.
    Thandie lachte.
    Lily hätte sie gern nach der Arche Eins gefragt, was immer das war, und danach, was sie damit zu schaffen hatte, denn darüber hatte sie sich seit Sanjays kryptischen Worten jahrelang den Kopf zerbrochen. Sie hatte das Thema allerdings nie am Telefon erörtern wollen. Und auch dies war nicht der richtige Augenblick.
    Thandie bestand darauf, dass Lily sich ausruhte. »Der Sani sagt, dein Problem sei nicht nur die Schussverletzung, obwohl das eine saubere Wunde war, oder dass du beinahe ertrunken wärst. Du bist über sechzig …«
    »Du bist auch nicht mehr die Jüngste.«
    »Doc Morton sagt, du hattest eine Art Zusammenbruch. Einen Systemabsturz. Du bist erschöpft, Lily. Mit Nathan Lammockson zusammenzuleben, ist wohl ganz schön anstrengend, hm?«
    In der summenden, neonbeleuchteten Ruhe dieses Unterseebootes dachte Lily an die Arche Drei, an die ständig belastete Atmosphäre unter den Schiffsführern, den langsamen Verfall der Bausubstanz des Schiffes, das immer stärker
werdende Gefühl, dass sie sich alle auf einer Kreuzfahrt ohne Ziel befanden. »Anstrengend. Ja, könnte man sagen.«
    »Hör mal, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir haben Kontakt mit Nathan aufgenommen und ihm gesagt, dass mit dir alles okay ist - was übrigens auch für die Arche gilt, wenn du’s wissen willst. Nathan sagt, sie hätten die Piraten ohne größere Verluste abgewehrt.«
    »Was soll er auch sonst sagen.«
    »Tja, momentan kannst du sowieso nichts unternehmen. Wir konnten dich nicht zur Arche zurückbringen, nach dem Piratenangriff und dem Sturm war die Lage ziemlich chaotisch. Wir sind jetzt auf unserem eigenen Kurs, und es wird eine Weile dauern, bis sich unsere Wege wieder kreuzen.«
    »Eine Weile? Wie lange war ich ohnmächtig? Kristie . Meine Nichte. Mancos Mutter. Ich muss mit ihr sprechen.«
    »Ich werd’s arrangieren. Aber sie weiß, dass es Manco gut geht, Nathan hat es ihr gesagt. Schon dich also vorläufig einfach mal.« Thandie stand auf und ging zur Tür. »Schlaf, lies, entspann dich, sieh fern. Du verpasst nichts. Ein Atom-U-Boot ist nicht gerade der aufregendste Ort der Welt.«
    »Kümmere dich ein bisschen um

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