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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Manco, bitte.«
    Thandie grinste. »Mach ich - obwohl es nicht nötig sein wird.«
     
    Lily verlor den Überblick, wie viele Tage sie verschlafen hatte.
    Sie versuchte, auf dem großen Plasma-Bildschirm an der Wand ihrer Kabine fernzusehen. Alte Spielfilme konnte sie immer noch nicht ertragen. Aber die Besatzung produzierte eine Art Bordfernsehen, das die Möglichkeit bot, den Leuten bei diversen Beschäftigungen wie Ringen oder Poker zuzusehen,
ihre Blogs zu lesen oder sich ihre Comics und andere künstlerische Ergüsse anzuschauen. Dabei handelte es sich jedoch weitgehend um unverständliche Insiderwitze einer Crew, die größtenteils aus Männern mittleren Alters zu bestehen schien, die einander sehr gut kannten, doch kaum Neuigkeiten über die Welt draußen zu berichten wussten. Lily konnte nichts damit anfangen.
    Sie sah sich die Bücher auf dem Bord neben ihrem Bett an. Es waren zumeist Romane in vergilbenden Taschenbuchausgaben. Die zeitgenössische Belletristik ergab jedoch keinen Sinn mehr, weil »zeitgenössisch« die letzten paar Jahrzehnte vor der Flut umfasste und sich jede einzelne in diesen Büchern enthaltene Annahme über den Fortgang der Welt als falsch erwiesen hatte. Aber Lily entdeckte ein paar historische Romane, Berichte von Welten, die noch vor ihrer eigenen verschwunden waren, sowie einige ältere Klassiker. Sie stieß auf einen Charles-Dickens-Sammelband und vertiefte sich eine Weile in verwickelte Geschichten aus einem verschwundenen England.
    Es gab auch einen astronomischen Almanach mit Tabellen von Sterndeklinationen sowie Sonnen- und Mondfinsternissen bis zum Ende des Jahrhunderts. Das Buch eines Seemanns. Manches Mal fand Lily die Beschäftigung mit der bedeutungslosen astronomischen Präzision der Ephemeriden sogar noch tröstlicher als Dickens.
    Die Maschinen brummten, das Licht flackerte nie. Sie fühlte sich geborgen. Wenn sie döste, spürte sie hin und wieder, wie ihr Bett kippte; das ganze Boot neigte sich bei seinen Manövern. Deshalb also war das Bücherbord mit einer Stange gesichert.

    Manco kam sie besuchen. Wie sich herausstellte, war er während der ersten paar Tage nach ihrer Rettung bei der schlafenden Lily geblieben. Nach so langer Zeit auf der Arche jagten ihm neue Gesichter eine Heidenangst ein, und er klammerte sich an das, was er kannte. Das Sanitätsteam hatte sein Problem verstanden, ihm ein Kinderbett in Lilys Kabine gestellt und sogar eine kleine chemische Toilette installiert, damit er nachts nicht hinausmusste.
    Aber er hatte sich längst wieder beruhigt. Der Aufenthalt in einem U-Boot bereitete ihm keine fundamentalen Probleme. Er war das Leben auf See, in einer maschinell hergestellten Umgebung, gewohnt. Und die Besatzung nahm sich seiner an. Der Smarting nähte ihm eine Kinderausgabe des blauen Standard-Overalls zusammen und gab ihm eine rote Baseballkappe mit der Aufschrift »SSGN New Jersey «. Lily erfuhr, dass normalerweise nur der Kapitän Anspruch auf so eine vornehme rote Kappe hatte, also war es eine echte Ehre.
    Nach etwa einer Woche ließen die Sanitäter Lily aus ihrem Käfig. Sie bekam Sneakers und einen eigenen blauen Overall, und Thandie unternahm vorsichtige Spaziergänge mit ihr.
    Das Innere des Bootes bestand praktisch nur aus Gängen, hell erleuchtet von Neonleisten. Die Krümmung der Druckhülle war nicht zu übersehen. Die Decke war ein Gewirr aus Leitungen, Rohren und Kabeln, die Wände waren mit Instrumentenkästen vertäfelt. Und laut war es hier: Die Stimmen der Besatzungsmitglieder hallten von den Stahlwänden wider, überlagert vom Schnarren einer Lautsprecheranlage, die Befehle weitergab, die Lily meist nicht verstand. Zu ihrer Überraschung waren die meisten Türen rechteckig und sahen
ganz normal aus, anders als die gekrümmten, mit Rädern zu öffnenden und zu schließenden Lukendeckel in den U-Boot-Filmen ihrer Kindheit. Thandie sagte, es gebe nur eine Handvoll wasserdichter Türen im Boot - sie trennten die großen Abteilungen -, und diese Türen seien kreisrund, nicht oval.
    Die New Jersey war hundertsiebzig Fuß lang, und ihre größte Breite betrug zweiundvierzig Fuß - die US Navy arbeitete noch mit Fuß und Zoll. Demnach war sie also ein großes Boot, aber man konnte in wenigen Minuten der Länge nach hindurchgehen. Trotz einiger kunstvoller Malereien wurde man ein Gefühl der Klaustrophobie nicht los, vergaß nie, dass man sich im Bauch einer Maschine befand.
    »Ich hoffe, Manco macht hier unten keine

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