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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie spien mehr Wasser aus, als sie schluckten.
    Als sie unter der Waterloo Bridge hindurchhastete - das Riesenrad namens »Eye« war ein hübscher Kreis am gegenüberliegenden Ufer -, sah sie weit vorn, jenseits der Biegung des Flusses, den hellen Sandstein des Palace of Westminster. Der Fluss toste immer noch, seine wogende Oberfläche war von Wellen mit weißen Schaumkronen gesprenkelt. Helen passierte den Cleopatra-Obelisken und lief unter der Hungerford-Eisenbahnbrücke hindurch. Es fuhren keine Züge, die Menschen flüchteten zu Fuß in beide Richtungen über die Brücke und ergossen sich auf die Straße. Überall starrten Leute auf die Bildschirme ihrer Handys, tippten auf der Tastatur herum, schrien panisch in die kleinen Geräte hinein. Andere, die unbedingt Nachrichten hören wollten, drängten sich um die stehenden Autos, deren von den Batterien mit Strom versorgte Radios häufig noch funktionierten. Autos, Handys, rennende Menschen, dazu der wogende Fluss und der unaufhörliche Regen.
    Schließlich erreichte Helen das Battle-of-Britain-Denkmal. Dort hielt sie inne und blickte sich hilflos um. Das Denkmal war eine bronzene Gedenktafel, die die Tapferkeit
der britischen Piloten und Bodenteams im Zweiten Weltkrieg illustrierte. Helen war vor sechs oder sieben Jahren hier gewesen, um es sich anzusehen; damals konnte sie nicht älter als achtzehn gewesen sein. Ihre Eltern hatten es spöttisch als arme Kunst abgetan, aber seine Direktheit und Emotionalität hatten Helen sehr berührt. Jetzt, vom Regen gepeitscht und mit schlammigen Pfützen zu seinen Füßen, wirkte es völlig belanglos.
    Und da war auch Michael Thurley. Er trat hinter dem Denkmal hervor und kam auf sie zu.
     
    Er war um die vierzig und im Vergleich zu den meisten anderen um ihn herum ziemlich vernünftig gekleidet: Er trug einen Serge-Anzug mit Gummistiefeln und einen robust wirkenden, knallroten Parka. Aber der Regen fiel ihm auf die Brille, so dass er nicht richtig sehen konnte; zwanghaft wischte er die Gläser wieder und wieder ab.
    »Mr. Thurley.« Sie war so ungeheuer froh, ihn zu sehen, dass sie ihn am liebsten geküsst hätte, doch man küsste keine Beamten des Außenministeriums. »Sie haben meine Nachricht erhalten.«
    »Ja«, erwiderte er trübselig, »aber ich wünschte, ich hätte sie nicht bekommen. Reichlich blödsinniger Treffpunkt unter diesen Umständen, Miss Gray, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.« Er sprach in knappen, energischen Worten und hatte den unverkennbaren Akzent eines Privatschulund Universitätsabsolventen.
    »Mir ist nichts Besseres eingefallen - ich kenne mich in London nicht aus. Jedenfalls sind Sie gekommen!«
    »Ich konnte Sie ja nicht einfach hier stehen lassen, nicht
wahr?« Er zog die Kapuze seines Parkas nach vorn, um sein Gesicht besser zu schützen; er musste schreien, um das Rauschen des Regens und das Tosen des Flusses zu übertönen. »Wir im Außenministerium haben durchaus Verantwortungsgefühl. Und Ihr Freund Nathan Lammockson hat einige Hebel in Bewegung gesetzt, um sicherzustellen, dass wir etwas unternehmen. Aber ich muss Ihnen sagen, dass Whitehall schon weitgehend geräumt worden ist. In der gegenwärtigen Notlage bin ich New Scotland Yard - der Polizei, verstehen Sie - als Verbindungsmann zugeteilt worden. Ich arbeite an Protokollen zur Evakuierung diverser ausländischer Würdenträger aus London. Aber auch Scotland Yard ist inzwischen geräumt und in die Polizeihochschule von Hendon verlegt worden, und ich sollte eigentlich dort sein und dringend …«
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie meinetwegen hiergeblieben sind.«
    »Ja. Aber es ist ein schreckliches Chaos, nicht wahr? Sie sehen ja, wie die Dinge stehen - dies ist leider kein guter Tag, um Ihre Angelegenheit zu verfolgen. Die saudische Regierung und die spanische Polizei haben uns jedoch versichert, dass Ihrem Baby nichts geschehen ist …«
    »Das haben Sie mir gestern schon erzählt.« Kraftlos ließ Helen den Kopf sinken. Auf einmal waren ihr der Regen, die vorbeieilenden Leute, das Wasser um ihre Füße völlig egal. Es war niederschmetternd, erkennen zu müssen, dass sie nach all den Anstrengungen, die es sie gekostet hatte, hierherzugelangen, keinen Schritt weitergekommen war.
    Thurley trat etwas näher an sie heran. »Unter den gegebenen Umständen konnten wir leider nicht mehr tun. Ich verstehe
Sie ja. Das heißt, eigentlich glaube ich nicht, dass ich Sie verstehe oder jemals verstehen kann. Ich habe keine Kinder.

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