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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Stimmt’s, Raumfahrer?«
    »Sie sind ein komischer Typ.«
    Gordo sprach mit seinem üblichen schleppenden kalifornischen Akzent, doch Lily hörte die Anspannung in seiner Stimme. In Houston hatte sie diesen gestrandeten Astronauten gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass das plötzliche Aus des Raumfahrtprogramms und damit das Ende all seiner Starthoffnungen eine offene Wunde von der Größe des Mittelatlantischen Rückens waren. Aber Lammockson war nun einmal so, auch das hatte sie gelernt. Wenn man für ihn arbeitete, versäumte er nie eine Gelegenheit, seine Macht über einen auf die brutalst mögliche Weise auszuüben - und das alles mit diesem überlegenen Gaunergrinsen im Gesicht.
    Sie fuhren jetzt in die Stadt. Die Vororte von Reykjavik wirkten sauber, ordentlich und auf europäische Weise modern - hübsche kleine Häuser mit leuchtend bunten Dächern, jede Menge Beton und Glas. Hin und wieder erhaschte Lily einen Blick auf die glatte, stahlgraue Meeresoberfläche. Hier draußen war der starke Verkehr das einzige Indiz für die Überschwemmung, von der die Küstenstadt betroffen sein musste; der Verkehr war überall auf der Welt schlimm, wie es schien - jedermann umfuhr die Fluten.
    Gordo drehte den Kopf. Er sah gut aus, wie ein grobknochiger Surfer, aber sein Hals war dick, und um Augen und Mund bildeten sich erste Fältchen. Er strahlte Kompetenz aus. »Waren Sie schon mal hier, Lily? In Island?«
    »Nein.«
    »Wir sitzen hier direkt auf dem Mittelatlantischen Rücken. Island ist sogar einer der Berge des Rückens, wenn man’s
genau nimmt. Also ein guter Ort für Thandie Jones und ihre Untersuchungen zur Spreizung des Ozeanbodens.«
    »Nicht nur das.« Lammockson zeigte aus dem Fenster auf ein großes, klotziges Bauwerk, das auf einer kleinen Anhöhe stand, gekrönt von einer Glaskuppel, in der Licht schimmerte. »Sehen Sie das? Ich habe Gordo gebeten, hier entlangzufahren. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das ein erstaunlicher Anblick, und ich versuche, dafür zu sorgen, dass jeder, der hierherkommt, es sich ansieht. Man nennt es ›die Perle‹. Speichertanks für geothermales Wasser. Seit 1930 betreibt die Stadt fast ihre gesamte Zentralheizung mit Erdwärme, dem Dampf, der einfach so aus dem Boden dringt.«
    Lily ahnte, worauf er hinauswollte. »Reykjavik ist also unabhängig von ausländischen Energieträgern. Ölvorräte, Kohle.«
    »Nicht ganz, aber es ließe sich bewerkstelligen«, erwiderte Lammockson. »Erdwärme ist eine unerschöpfliche Energiequelle. Nicht nur das, wir sind hier auf einer Insel. Gut zu verteidigen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Interessanter Gedanke, oder? Dies ist ein fester Punkt, eine Zuflucht vor den Überschwemmungen, ein Ort, wo der Wiederaufbau nach der Sintflut beginnen könnte …«
    Er sprach in energischem, geschäftsmäßigem Ton, als plante er lediglich eine Disaster-Recovery-Option für ein AxysCorp-Computerzentrum. Aber Lily hatte gelernt, dass er so dachte, wie er zu handeln pflegte: entschlossen, weitblickend, rücksichtslos. Diese Island-Operation war insofern typisch für Lammocksons Denkweise, als sie mehreren Zielen zugleich diente: dem Meeresforschungsprojekt sowie der
Schaffung einer möglichen Zuflucht in einer düsteren Zukunft.
    Sie fuhren durch die anonymen Vororte zurück ins Landesinnere.
    »Und wohin geht es jetzt?« Lily war hier, um zur Pilotin von Lammocksons DSV - dem »deep-submergence vehicle«, einem Tiefsee-U-Boot - ausgebildet zu werden, und sie war davon ausgegangen, sie würde zur Küste gebracht werden.
    »Wir haben eine DSV-Simulationsanlage im Landesinnern«, sagte Gordo. »Momentan bin ich unser einziger Pilot, mit Ihnen sind wir dann zwei, obwohl einige der Wissenschaftler ebenfalls in der Lage sind, als Piloten einzuspringen. Wir hoffen, noch ein paar mehr ausbilden zu können. Nathan und Thandie wollen ihre Tauchfahrten rund um die Uhr durchführen. In der gegenwärtigen Form ist es ein Zweipersonenboot - ein Wissenschaftler, ein Pilot -, deshalb brauchen wir eine Mehrfachbesetzung.«
    »Und ihr wollt das einzige einsatzfähige Boot nicht lahmlegen, während ihr Neulinge ausbildet.«
    »Ganz recht. Die Simulation ist ziemlich primitiv, wie Sie sehen werden, aber sie müsste ausreichen. Verglichen mit einem Shuttle oder einer Orion ist die Trieste ein simpler Vogel. Ist eher so, als würde man ein Luftschiff fliegen. Sie werden keine Schwierigkeiten damit haben.«
    »Die Trieste , sagen Sie?«
    Lammockson sah sie

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