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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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eng, und ich habe nicht mal drei Viertel von meinen Sachen …« Trotz ihrer lebhaften Worte spürte
Helen, dass Amanda den Gedanken, vielleicht nie mehr nach Hause zu dürfen, ihr Heim nie mehr wiederaufbauen zu können, zutiefst bestürzend fand.
    Währenddessen veränderte sich das Leben in Großbritannien auch auf andere Weise. Angesichts überschwemmter Straßen, unterbrochener Eisenbahnverbindungen und permanent steigender Benzinkosten war es schwieriger geworden, von einem Ort zum anderen zu gelangen, und das zwang jedermann ein hohes Maß an Anpassung auf. Amandas Kinder gingen auf örtliche Schulen in Buckinghamshire; dort wimmelte es von Londoner Flüchtlingen, auf denen die Einheimischen nur zu gern herumhackten. Amanda pendelte immer noch täglich zu ihrem Büro in London, aber sie legte das letzte Stück des Weges mit einem Flussschiff zurück, das an im Wasser stehenden Wohnhäusern am ehemaligen Themse-Ufer vorbeifuhr. Sie kaufte in Supermärkten in Aylesbury ein, zu denen sie mit dem Bus fuhr, doch das Warenangebot änderte sich täglich, da die Liefer- und Vertriebsketten immer wieder zusammenbrachen. Kleine, unabhängige Läden erlebten ein Comeback, weil sie mit frischen Waren aus regionalen Quellen punkten konnten.
    »Alles ist irgendwie aus der Fasson geraten«, sagte Amanda stoisch. »Manchmal kommt’s mir so vor, als kehrten wir in die Vergangenheit zurück. Örtliche Schulen, Jobs und heimische Nahrungsmittel. Aber noch funktioniert alles, wenn auch nur so gerade eben.«
    Lily brachte ihr Mitgefühl wegen des Wohnwagens zum Ausdruck. »Ich kann mir vorstellen, wie das ist, mit den Kindern da drin eingepfercht zu sein. Schätze, in Garys U-Boot werde ich mehr Platz haben.«

    Das Gespräch wandte sich ihrem Tauchvorhaben zu, seinen Gefahren und Zielen.
    »Gary, Thandie und ihr Team glauben den Behauptungen der Vereinten Nationen einfach nicht, dass der Anstieg des Meeresspiegels begrenzt sein wird«, erzählte Lily.
    Amanda schnaubte. »Vergiss die Wissenschaftler! Frag einfach Benj und Kristie. Im Internet wird pausenlos über diese Dinge gequasselt. Da gibt’s australische Kids, die gesehen haben, wie Bondi Beach verschwunden ist, Inuitkinder haben miterlebt, wie Permafrost-Böden im Arktischen Meer versunken sind - und viele von ihnen messen auf irgendeine Weise, was da vorgeht, wenn auch vielleicht nur durch Kreidemarken an einem Pier. Kristie führt noch immer ihr Sammelalbum über dieses Zeug - erinnerst du dich an das Projekt, Lily? Ich meine, es sind alles bloß Kinder, aber Kinder sind nicht unbedingt dumm, meine jedenfalls nicht, und sie erzählen einander, was sie beobachten. Und sie sind sich alle einig, dass der Anstieg real ist, dass er sich sogar beschleunigt. Also, Lily, du brauchst gar nicht tauchen zu gehen. Sofern es nicht bloß ein Vorwand ist, um dich an diesen Astronauten ranzumachen …«
    »Gordo, meinst du.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt«, meldete sich eine neue Stimme zu Wort.
    In ihrem Bildschirmfenster blickte Lily überrascht auf. »Oh, hi, Piers.«
    Helen sah, wie Lily zur Seite rutschte, so dass er neben ihr Platz nehmen konnte; sie schienen auf dem Rand ihres Hotelbetts zu sitzen. Helen und Michael wechselten einen Blick. Piers hatte es also doch noch geschafft.

    »Du siehst gut aus, Piers«, sagte Helen. »Die texanische Küche scheint dir zu bekommen.«
    Piers brachte ein Lächeln zustande, aber es wirkte angestrengt, und er hatte dunkle Ringe um die Augen. Helen fiel ein, dass es bei ihm schon nach Mitternacht war, und er hatte eindeutig hart gearbeitet. Jetzt wandte er sich Lily zu. »Gordo. Wen du nicht alles kennst.«
    »Morgen zeigt er mir Johnson. Eine private Führung. Ist das nicht cool?«
    »Na ja, es ist gut, dass du das Raumfahrtzentrum noch mal siehst, bevor es ein Museum wird.«
    Piers’ Ton verblüffte Helen. Er hatte natürlich recht - trotz heroischer Anstrengungen war Cape Canaveral stark bedroht; vom Weltraum aus betrachtet, sah Florida aus, als wäre es vom Ozean mittendurch geschnitten worden. Aber die Bemerkung war zu zynisch für Piers, und obendrein persönlich. Zu Lilys vielen Geheimnissen, die sie in Barcelona preisgegeben hatte, gehörte, dass sie, obwohl in Großbritannien aufgewachsen, zur amerikanischen Air Force gegangen war, in der vagen Hoffnung, es bis zur NASA zu schaffen. Das Raumfahrtprogramm war ein alter Traum von ihr, den Piers ihr jetzt um die Ohren schlug. Vielleicht war er erschöpft und ausgelaugt. Oder in

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