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Die letzte Flut

Die letzte Flut

Titel: Die letzte Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Findley
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jetzt«, sagte Noah – und zuckte mit den Schultern.
    Mrs Noyes starrte ihn ungläubig an. » Wir werden also die Arbeitszeit der Bauern einhalten – und ihr diejenige des Hochwürdigsten Herrn Doktor, stimmt’s?«
    »Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Und warum nicht?«
    »Und wann sollen wir uns dann sehen? Wann sollen wir uns zusammensetzen? Wann sollen wir… miteinander reden?«
    »In der Kapelle«, sagte Noah.
    »In der Kapelle? Aber wer kann in der Kapelle reden?«, sagte Mrs Noyes. »Dort tun wir nichts als zuhören, wie du betest, und zuschauen, wie du das Messer führst.«
    Wieder lässiges Schulterzucken, unverbindliches Winken mit der Hand. »Ich habe meine Verpflichtungen, meine Beste. Ich muss mit Gott kommunizieren und ihr müsst horchen und gehorchen. Da Jahwe mich mit der Sicherheit dieser Arche und aller, die darauf fahren, beauftragt hat, scheint es nur logisch zu sein, dass ich das Gespräch mit Ihm führen sollte.«
    »Ich verstehe. Und das bedeutet, dass du nicht mehr mit uns kommunizieren wirst?«
    »Dein Sarkasmus langweilt mich, meine Beste. Ich werde keinen Widerstand dulden. Du hast deinen Platz, und du wirst ihn entweder mit Anstand einnehmen – oder dich weiterhin lächerlich machen: eine Fähigkeit, darf ich hinzufügen, wofür du offensichtlich eine in alarmierendem Maße aktive Begabung hast.« Noah stand auf, und die Katzen, die keine Lust hatten, fallen gelassen zu werden, stapften auf den Tisch und setzten sich hin. »Ich muss auch hinzufügen, dass ich deine andauernden Versuche, mich zum Narren zu halten, nicht mehr hinnehmen werde. Muss ich das wiederholen? Ich habe hier die Führung. Du, meine Beste, hast sie nicht. Du bist jetzt nichts anderes als eine Mitreisende, ohne Stand und ohne Rang. Und ich würde vorschlagen, dass wir die Sitzung jetzt damit beschließen.«
    Mrs Noyes war schon auf den Füßen – sie war wütend.
    »Sitzung!«, schrie sie. »Sitzung? Was soll diese Sitzung} Sind wir in meiner Abwesenheit zu einer Institution geworden?«
    Noah blinzelte.
    »Und wenn schon, meine Liebe – welchen Einwand erhebst du dagegen?«
    »WIR SIND EINE FAMILIE!«, brüllte Mrs Noyes. »KEIN STADTRAT!«
    Emma heulte.
    Selbst Hannah wurde so bleich im Gesicht wie Luci.
    Japeth legte die Hand auf sein Schwert.
    Noah sagte: »Es ist wahr. Wir sind eine Familie. Und ich bin das Oberhaupt dieser Familie.«
    Mrs Noyes grinste höhnisch. »Und ich bin der Fuß. Soll ich es so verstehen?«
    »Du kannst der Teil sein, den du dir aussuchst, meine Beste. Ich nenne lediglich die Tatsachen beim Namen. Gott hat euch in meine Obhut gegeben – und ich muss mich dementsprechend verhalten. Gute Nacht.«
    Noah verließ sofort den Salon und ging in die Kapelle, wo er auf die Knie fiel und um Geduld betete.
    Mrs Noyes blickte von Sem zu Japeth und wieder zu Sem.
    »Wie konntet ihr das nur zulassen?«
    Sem zuckte nur mit den Schultern.
    Mrs Noyes biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. Sie machte kehrt und ging – stolperte über Emma, die noch immer an der Tür kauerte.
    »Verdammt!«
    Ham und Luci gingen ebenfalls – ohne etwas zu sagen –, sie hoben nur Emma auf die Füße und nahmen sie mit in die Dunkelheit und in den Regen zurück.
    Als sie weg waren, fragte Japeth: »Soll ich sie verfolgen?«
    Sem sagte: »Nein. Sie brauchen nicht verfolgt zu werden. Sie sind geschlagen.«
    Aber Hannah dachte: wirklich?
     
     
    Als Mottyl aufwachte, musste sie ihre Notdurft verrichten. Der Schlaf hatte sie erfrischt und sie war angenehm hellwach für alle Geräusche und Gerüche um sie herum. Einen Augenblick kam sie sich sogar richtig geborgen vor.
    Die Kätzchen, alle an ihren Bauch gedrängt, schliefen noch – das Geräusch ihres Herzschlags beruhigte sie. Das Nest aus Heu in der Wiege war vom Duft ihres milchigen Atems imprägniert und die zutiefst behagliche Wärme ihrer Körper an ihrem eigenen verbreitete einen Geruch, den Mottyl nur mit dem Begriff Sicherheit beschreiben konnte. Auch die Dunkelheit um sie herum war ein Trost, da sie ein Versteck bereitstellte, wo nur wenige Geschöpfe, wenn überhaupt, sie finden könnten. Zumindest vorläufig.
    Die Kätzchen hätten wahrscheinlich weitergeschlafen, bis der Hunger sie weckte, aber Mottyl konnte es sich nicht leisten, ihnen das zu gönnen. Das Bedürfnis, den Darm zu entleeren, ließ sich nicht aufschieben – obwohl es Probleme mit sich brachte. Sie konnte ihren Kot nicht einfach unbegraben in einer Ecke der Kajüte liegen lassen,

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