Die letzte Flut
wollte.
»Ich glaube, er will dich gleich sehen«, sagte Japeth.
Mrs Noyes ging weiter geschäftig hin und her.
»Ich sagte…«, sagte er.
Mrs Noyes drehte sich um. »Und ich sagte«, sagte sie, »nachdem wir gegessen haben.«
Sie machte sich am Herd zu schaffen.
»ER WILL DICH GLEICH SEHEN, MAMA!«
Mrs Noyes blieb abrupt stehen.
»Na gut«, sagte sie. »Ich werde deinen Vater aufsuchen, wenn du die Kartoffelpuffer wendest.« Sie hielt ihm den Holzlöffel entgegen – und blieb provozierend unten an der Treppe stehen.
Japeth schaute den Löffel an und hob das Kinn.
»Männer gehen nicht in die Küche«, sagte er. »Es ist nicht üblich.«
»Gut«, sagte Mrs Noyes – drehte sich wieder auf der Stelle um und marschierte durch den Gang zurück; »dann kannst du ihm sagen, ich komme, wenn wir gegessen haben.«
Japeth holte so tief Luft, dass er fast daran erstickte.
Das Bild seines Vater stieg vor ihm auf. Wütend.
»Na gut«, sagte er. »Ich werde die Kartoffelpuffer wenden.«
»Das klingt schon besser«, sagte Mrs Noyes. »Und wenn du ohnehin dabei bist, kannst du auch den Rosenkohl aufsetzen…«
Im Vorbeigehen stieß sie den Holzlöffel in seine Hand und trat in den Sturm hinaus, der die Tür hinter ihr zuknallte und ihr dabei fast die Finger abschlug.
Japeth musterte den unter ihm liegenden Gang und sah, dass er leer war. Als er die Treppe hinunterging, fing er zu schniefen an, und bis er unten ankam, musste er sich mit dem Handrücken die Wangen abwischen.
Während er im Zickzack durch die Passagen zur Kombüse im Bug lief, schlug er mit dem Löffel gegen alle Wände. Als er am Herd ankam, war der Löffel kaputt. »Geschieht dir ganz recht«, sagte er zu dem Löffel. Und warf ihn ins Feuer.
»Na«, sagte Mrs Noyes. »Was gibt’s?«
Noah stand hinter dem Tisch und las in einem Buch mit dem Titel Berühmte Schlachten der sieben Weltmeere.
»Ich warne dich, meine Beste, in diesem Ton lasse ich nicht mit mir reden«, erwiderte er. »Und wo ist unser Sohn?«
»Er wendet die Kartoffelpuffer«, sagte Mrs Noyes. »Und wenn du möchtest, dass er zurückkommt, sag mir, was du mir zu sagen hast, und lass mich gehen!«
Noah betrachtete seine Frau mit einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung. Sie hatte Mut – und das war nützlich. Aber irgendwie musste er einen Weg finden, ihre Verachtung für ihn zu unterbinden. Das hob er sich jedoch für später auf. In der Zwischenzeit musste er in den sauren Apfel beißen und ihr schmeicheln.
»Meine Beste«, sagte er. »Vielleicht ist es dir bei deinem letzten Besuch in diesem Bereich aufgefallen, dass mir zum Abendessen etwas mit Käse gereicht wurde…«
Mrs Noyes biss sich auf die Zunge und sagte, das hätte sie wohl bemerkt.
»Dann hast du vielleicht auch bemerkt, dass es nicht aufgegessen wurde.«
»Gewiss«, sagte sie. »Und ich habe mich gefragt – da es nicht aufgegessen worden war, warum du uns nichts davon angeboten hast.«
»Es hätte euch nicht geschmeckt, meine Beste. Das war der Grund.«
Mrs Noyes schaute ihren Mann an und musste fast weinen. Es kostete sie viel Mühe, sich unter Kontrolle zu halten – sie wollte weder ihre Erleichterung über das Gehörte noch ihre Vorahnung von dem, was als Nächstes gesagt würde, durchscheinen lassen.
»Willst du damit sagen«, fragte sie, »dass der einzige Grund, warum du uns nichts zu essen angeboten hast, darin bestand, dass… das Essen nicht gut genug war, um es uns anzubieten?«
Noah brachte etwas wie ein Ja hervor, das Wort selbst war nicht deutlich hörbar – nur eine Art in seine Faust genuscheltes Geräusch.
Mrs Noyes strahlte. »Heißt das, du willst uns bitten, mit dir zusammenzusitzen, wenn das Essen mehr nach deinem Geschmack ist?«
Dieses Mal klang das Geräusch hinter der Faust ein bisschen wie »vielleicht« und »unter Umständen«, aber auch wie – »nein – eigentlich nicht«. Mrs Noyes konnte es nicht genau verstehen.
Sie wartete – und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
Noah sagte: »Die Sache mit dem Käsegericht war… ich fürchte, Schwester Hannah hat die Zutaten nicht ganz hingekriegt. «
»Ich verstehe«, sagte Mrs Noyes. »Oh.«
»Ja. Nun… und, siehst du…«
Sie blickte ihn kalt an, während er nach Worten rang, und als er keine fand, sprach sie es für ihn aus.
»Also – du willst, dass ich ihr mein Rezept gebe.«
Er hatte zumindest den Anstand, die Situation peinlich zu finden.
»Nun – verdammt, meine Beste!«, sagte er.
Weitere Kostenlose Bücher