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Die letzte Flut

Die letzte Flut

Titel: Die letzte Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Findley
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sich vom Fleck zu rühren. So waren Luci und Emma auf der Treppe eingeschlossen, und Ham oben.
    »Könnte bitte jemand eine Laterne anzünden?«, fragte Emma. »Ich habe im Dunkeln wirklich Angst.«
    Ham zündete ein Streichholz an.
    »Danke«, sagte Emma.
    Das Streichholz erlosch.
    »Weiß jemand, wo eine Lampe ist?«, fragte Ham und tastete im Dunkeln herum.
    »Ja«, sagte Luci. »Hier ist eine.«
    Ham spürte, wie eine metallene Laterne in seine Hände gedrückt wurde.
    »Komisch«, sagte er. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass…«
    »Ich habe sie mitgebracht«, sagte Luci – und unterband damit weiteres Spekulieren. »Mir hat sie gefallen – also habe ich sie geklaut.«
    Die Laterne war aus »modischem Messing«, wie Luci es nannte, statt aus dem gewöhnlichen Schmiedeeisen, wie die anderen Laternen im Laderaum. Sie brannte sehr hell, und wie sich herausstellte, hatte Luci auch ein paar von Noahs erstklassigen Kerzen mitgehen lassen. »Docht aus Wolfram«, erklärte sie. »Brennt ewig. Viel heller als irgendeine alte Schnur …«
    »Seltsam«, sagte Ham – er musste die Augen beschirmen, um die Kerze näher anzuschauen. »Ich kann mich an gar kein Wolfram erinnern.«
    »Natürlich nicht«, sagte Luci. »Du weißt eben nicht alles, weißt du.«
    »Ja«, sagte Ham. »Aber das hätte ich gewusst. Ich meine…«
    »Warum hältst du nicht einfach das Maul?«, sagte Luci zuckersüß. »Warum gibst du dich nicht einfach mit dem schönen, hellen Licht zufrieden – und hältst einfach den Mund?«
    Ham ging die Treppe hinunter; er warf Luci einen wortlosen Blick zu.
    Mrs Noyes ließ sich allerdings nicht so leicht abfertigen.
    »Was bedeutet das?«, fragte sie. »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass wir hier unten alleine sind«, sagte Luci. »Das bedeutet es. Wir und die Tiere. Und wenn ihr meine Meinung hören wollt: Es ist mir völlig egal. Lieber alleine hier unten als ›zusammen‹ da oben mit der Hochnäsigen Hannah. Übrigens…«, sie stieg um die immer noch auf der Treppe sitzende Mrs Noyes herum und folgte Ham den Durchgang entlang, »ich habe immer die Tiefe vorgezogen.«
    »Warum?«, fragte Emma, die ihr folgte.
    »Weil es dort wärmer ist«, sagte Luci. »Merkst du es nicht? Gemütlich wie an einem offenen Kamin…«
    Emma blieb abrupt stehen und warf ihren Umhang zurück.
    »Ja – du hast Recht!«, sagte sie. »Stimmt. Viel wärmer.«
    »Das ist nur wegen der Tiere«, sagte Ham. »Sie geben Wärme ab…«
    »Wie brennende Kohlen«, sagte Luci.
    »Oder Dochte aus Wolfram«, sagte Ham. »Diese Lampe ist heiß!«
    Luci, Ham und Emma gingen weiter zu den Kajüten – und Mrs Noyes saß immer noch auf ihrer Stufe.
    »Was bedeutet das?«, sagte sie. »Ich verstehe es nicht. Wir waren doch eine Familie…«
     
     
    Ham entdeckte als Erster, dass Mottyl nicht in der Wiege lag.
    Aber Mrs Noyes – die inzwischen nachgekommen war – sagte, Mottyl habe sich höchstwahrscheinlich nur ein Plätzchen gesucht, um ihre Notdurft zu verrichten.
    »Nun gut – «, sagte Ham, »wir sollten jetzt wohl am besten den Tieren ihr Abendfutter geben. Und Mama…« Ham wandte sich an Mrs Noyes. »Vielleicht könntest du uns etwas zu essen geben.«
    »Ja«, sagte Mrs Noyes, mit ihren Gedanken ganz woanders. »Ja. Ich fange gleich an.«
    Luci gab jedem eine Wolframkerze und einen Augenblick später wurden die unteren Decks von tanzenden Aureolen beleuchtet, da jeder im Dunkeln eine andere Richtung einschlug.
    In der Wiege regten sich die Kätzchen; sie waren fast wach. Auch sie hatten Hunger – und wollten gefüttert werden.
     
     
    Japeth kam noch einmal. Er blieb oben an der Treppe stehen, schwenkte seine Laterne und hielt sein Schwert. »Mutter!«, brüllte er, wobei sich seine Stimme überschlug. »Mutter!«
    Mrs Noyes – die bei jedem Rufen ihrer Kinder alarmiert war, vor allem, wenn sie Panik oder Schmerz heraushörte – kam den Gang entlanggesaust, einen Holzlöffel in der Hand, und fragte: »Was ist los? Hast du dich verletzt oder was?«
    Japeth sagte: »Natürlich nicht. Ich bin nur gekommen, um dich zu holen, mehr nicht. Er will dich wieder…«
    »Wer?«, fragte Mrs Noyes – so barsch wie nur möglich.
    »Papa. Er will dich was fragen.«
    Mrs Noyes sagte: »Sag ihm, dass ich gerade das Abendessen mache. Ich komme, sobald wir gegessen haben.« Und sie wandte sich ihrer Kombüse zu, wo sie eben ein paar Kartoffelpuffer in eine Pfanne gelegt hatte und gerade den Rosenkohl in kochendes Wasser geben

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