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Die letzte Flut

Die letzte Flut

Titel: Die letzte Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Findley
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wahr.
    »Ich verbrenne deine Kleider. Das siehst du doch!«
    »Aber – das kannst du nicht! Das darfst du nicht! Nicht mein Tuch! Meine Mutter hat es für mich gemacht…«
    Sie brach in Tränen aus.
    »Emma.«
    Emma biss sich auf die Lippe – und das Tuch fiel ins Feuer.
    Als Nächstes – und Letztes – hob Hannah mit Hilfe eines Stocks Emmas dreckigstes Kleidungsstück – ihre Schürze – auf und hielt sie den Flammen entgegen.
    »Nicht meine Schürze! NEIN!«
    Aber sie war schon verschwunden. Und mit ihr Emmas gesamte Federnsammlung.
    Emma war halb aus dem Zuber geklettert und eines ihrer dicken kurzen Beine hing über den Rand. »Meine Federn…«, sagte sie. All die Federn, die sie so geduldig bei dem ihr aufgebürdeten Füttern der Vögel gesammelt hatte – die Federn, aus denen Emma in ihren Tagträumen Flügel machte. Flügel für Mrs Noyes. Flügel für Ham und Luci. Flügel für Mottyl und Flügel für das Einhorn – damit sie alle eines Tages mit Krähe abheben und losfliegen und die Arche für immer verlassen könnten.
    Emma sank zurück – ihr Bein plumpste hilflos über den Rand ins Wasser.
     
     
    Nach dem Bad stand Emma ganz schweigsam da – sie dachte an ihre Schürze und ihr Tuch –, während Hannah sie überall abtrocknete.
    Endlich setzte sich Hannah auf einen dreibeinigen Melkschemel und zog das Mandelöl aus ihrer Rocktasche.
    »Komm her und stell dich hin!«, sagte sie.
    Emma stellte sich vor ihre Schwägerin.
    »Halt die Hände über den Kopf!«, sagte Hannah.
    Emma tat wie befohlen – in der Annahme, sie würde jetzt nach etwaigen überlebenden Läusen abgesucht, so wie ihre Mutter die Kinder nach dem Baden immer untersucht hatte –, sie faltete die Hände über dem Kopf zusammen und hielt sie an großen Haarbüscheln fest. Sie machte auch die Augen zu.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Sei nur still und beweg dich nicht!«, sagte Hannah, deren Stimme seltsam aufgeregt klang.
    Mandelduft stieg in Emmas Nase und sie fühlte, wie Hannahs Finger ihre Brüste seitlich berührten.
    »Oh«, sagte sie. »Oh…«
    Hannahs Finger konnten viel zärtlicher sein, als Emma vermutet hätte. Sie waren überall – sie verteilten das Öl auf ihren Brüsten und dazwischen und darunter, liebkosten sie mit Öl und arbeiteten sich – ganz langsam – auf die Brustwarzen zu.
    »Oh«, sagte sie. »Oh…«
    Emma bewegte sich heftig.
    Hannah hörte auf.
    Emma machte die Augen auf – aber Hannah goss nur noch mehr Mandelöl in ihre Handflächen und rieb die Hände aneinander, bereitete sich auf eine weitere Attacke vor.
    »Sei still!«
    »Ich kann nicht still sein. Ich weiß nicht, was du tust…«
    »Kümmere dich nicht um das, was ich mache! Sei einfach still!«
    Emma hielt die Hände erneut über den Kopf und wartete. Wo würden die Finger sie als Nächstes berühren? Das war ganz anders als bei Japeth, dessen Hände nur aus Fingernägeln und Fäusten und Daumen bestanden.
    Die Finger setzten auf – leicht wie Schmetterlinge – und fingen an über ihren Bauch hinunter und ihre Oberschenkel hinauf zu wandern.
    »Sei nur still! Sei einfach still!…«, flüsterte Hannah. Aber das war unmöglich.
     
     
    Als Emma zu Noah zurückgebracht wurde, trug sie eines von Hannahs Hemdkleidern und sie befand sich fast in Trance. Ihr Haar war getrocknet und gebürstet und locker und mit einem einzigen Band am Nacken zusammengebunden.
    »Nanu«, sagte Noah. »Wen haben wir denn da?«
    »Von vorn bis achtern sauber«, sagte Hannah.
    »Alles?«
    »Alles.«
    Noah richtete sich im großen Sessel auf, beugte sich nach vorn, und seine Augen funkelten. Als er sprach, war seine Stimme – soweit Emma sich erinnern konnte – anders als jede, die er jemals gebraucht hatte: belegt, feucht und leicht bebend.
    »Komm hierher, stell dich vor mich hin, Kind!«
    (Er war wieder dazu übergegangen, sie Kind zu nennen. Warum nannte er sie immer anders? Einmal »Du bist kein Kind mehr«, und dann: »Komm hierher, Kind…«)
    Als Emma zu ihm hinschlurfte und dabei Angst hatte, über das Hemdkleid zu stolpern, ging Hannah hinüber und setzte sich an die andere Seite des Tisches; ein Arm ruhte auf ihrem Bauch. Ihre Haare waren vom langen Aufenthalt im Bad feucht geworden und sie sah sehr schön aus, wie sie so im Licht der Lampe dasaß, nach außen hin ganz ruhig.
    »Nun will ich«, sagte Noah – und er zupfte mit seinen Fingern an Emmas Hemd. »Ich will, dass du das über die Hüften ziehst.«
    Emma starrte ihn nur an.
    »Hoch,

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