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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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einer Geisha tut es weh, wenn man sie sticht, und rotes Blut fließt raus, kein grüner Saft oder sonst irgendwas. Oder meint jemand gar, daß wir aus lauter Lust und lauter Spaß Geisha sind? Alle wünschen sich das Glück, einmal Braut zu werden. Wozu sind Tsukiko und ich bloß Geisha gewesen? Wenn ein Kind unehelich zur Welt kommt, verachtet man es, und wenn es Geisha ist, nennt man es »schmutzig«. Wer hat das nur eingeführt? Das will nicht aufhören, mich zu wurmen.
    Alte, du Teufelsbrut, und Hi, du Schweinehund, die Vergeltung dafür ist euch sicher! Wer jemanden verletzt, der wird vom Gesetz bestraft. Aber einen Menschen, wenn auch nicht eigenhändig, ums Leben bringen, das darf man! Wer jemanden in den Tod getrieben hat, kriegt keine Strafe. Gibt es denn so was? So eine Ungerechtigkeit! Wer jemandem so was antut, dem sollte das mal selber passieren!
    Ich glaube, Tsukikos Selbstmord war der entscheidende Anlaß dafür, daß ich mich verändert habe. Ich habe damit Schluß gemacht, nur folgsam zu sein und immer nur anderen gefallen zu wollen. – Oder vielmehr, bis dahin hatte ich von der Welt keinerlei Ahnung gehabt und wohl so gelebt, als würde ich, mich mit den Händen vorantastend, durch die Finsternis gehen …
    Ich habe nachgedacht. Es darf doch nicht sein, daß wir, immerzu nur erniedrigt, uns überhaupt nicht zur Wehr setzen dürfen! Sogar mir, die ich bisher an meiner Lage nichts ungewöhnlich gefunden hatte, war es nun von Herzen verhaßt, Geisha zu sein; mir war die ganze Welt verleidet.
    Sich auf diesem Erdenrund Häuser zu bauen und dann festzulegen, das hier gehört mir, und das da gehört dir, sich solche Besitztümer so viele wie möglich unter den Nagel zu reißen, Tränen zu vergießen oder lachender Sieger zu sein, wenn es das nicht gäbe, fand ich, wäre die Welt besser.
    Rache
    Herr Hi, der Bursche, der Tsukiko in den Tod getrieben hat, war der Sohn eines kleinen Fabrikbesitzers in Suwa. Diese ursprünglich kleine Spinnerei war in eine Fabrik für Militärbedarf umgewandelt worden und soll geschäftlich ziemlich florieren. Herr Hi soll an einer Lungenkrankheit leiden undhatte deshalb ein blasses Gesicht. Beim Amüsement spielte er sich gern als großartiger Playboy auf, dieser Armleuchter von Kriegsgewinnler.
    Fünf Tage nach Tsukikos Tod begegnete ich dem Kerl im Flur eines Restaurants. Ich warf ihm einen Seitenblick voller Koketterie zu.
    »Ah, Herr Hi, wir haben uns lang nicht gesehen. Ich würde mich wirklich gern einmal mit Ihnen unterhalten.«
    »Tsuruyo, du mit mir? Du hast dich wohl in der Adresse geirrt?«
    »Ich möchte wirklich gern einmal vor Ihnen meine Kunst zeigen«, sagte ich und eilte schnell davon. Du Blödmann, du glaubst wohl gar, ohne Absicht würde ich mich mit dir einlassen …!
    Auch danach spreche ich ihn jedesmal an, wenn ich ihm begegne, und als ich von Herrn Hi zum Zashiki engagiert werde, trinke ich mit ihm zwei Stunden lang Sake und wende alle Geisha-Tricks zur Verführung an, entziehe mich aber, bevor es zum Letzten kommt. Es heißt, es kommt auf den richtigen Moment an, wenn man Fische angelt; auch für das Angeln von Männern ist der rechte Moment wichtig.
    Um beim Vergleich mit dem Angeln zu bleiben: Während ich es so einrichte, daß ich der Fisch und Herr Hi der Angler ist, beabsichtigt allerdings der Fisch, den Angler zu fangen. Während ich zeige, daß ich zu angeln bin, schnappe ich mir fünf- oder sechsmal den Köder und entwische, woraufhin der Angler, den die bisher verlorenen Köder gereuen, um so eifriger darauf aus ist, jetzt den Fang zu tun. Mit diesem Trick habe ich immer stärker sein Interesse auf mich gelenkt. Dieser Bursche scheint den Typ »kokette Geisha« nicht sonderlich zu mögen. Wenn ich ihm andrehe, was ich vorher an Gesprächen über Hugo und Rodin aufgeschnappt hatte, freut er sich und sagt »du bist intelligent«.
    Ich merke es zum Greifen deutlich, wie er langsam ernstlich auf mich Lust bekommt.
    Bald darauf, an einem Tag kurz vor Ende des Jahres, in dem ich 18 Jahre alt war, wurde ich zu einem Tages-Engagement »von Herrn Hi, in Alltagskleidung« gebeten. Heute ist der Tag, an dem ich meinen lang gehegten Wunsch ausführen will, dachte ich entschlossen, machte mich auf mädchenhaft-anmutige Art zurecht, senkte lieblichst das Köpfchen, legte die Hände zusammen und war ihm etwa eine halbe Stunde lang Gesprächspartnerin, ohne auch nur im geringsten geishahaftes Verhalten zu zeigen.
    Als er das Gefühl bekam, daß uns eine

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