Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
Vom Netzwerk:
dem Lonpari auf. Die Nummer 2 betrieb ein Speisegasthaus im Revier von Shimosuwa.
    ›Wie eine Rapsblüte‹, war der erste Eindruck, den diese Frau auf mich machte, so rein und schön war sie.
    »Ich habe schon gerüchtweise von Ihnen gehört und wollte Sie unbedingt einmal kennenlernen«, lächelte sie gewinnend, mit einer Miene ohne Feindseligkeit. Ich hatte zwar gehört, daß sie eine Schönheit sei, aber so adrett hatte ich siemir nicht vorgestellt. Ich hatte mich schon drauf eingestellt, falls sie mir irgendwas Giftiges sagen würde, ihr zurückzugeben:
    »Sie sind vor mir dagewesen, und ich bin später gekommen; er hat sich mir wohl zugewandt, weil er von Ihnen genug hat. Das ist doch Ihre Schuld!«
    Daß ich das nicht zu sagen brauchte, war fast ein wenig enttäuschend.
    Als der Lonpari sich entfernte, sagte die Frau:
    »Ich muß mich bei Ihnen bedanken. Ihretwegen bin ich den Kerl nämlich seit einiger Zeit los.«
    Ich konnte ihrer Rede keinerlei Rivalität entnehmen, sondern sie sagte es in so aufrichtigem Ton, daß ich schließlich davon eingenommen wurde.
    »Ach, Schwester, Sie mögen ihn also auch nicht? Ich auch nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß und kicherte dazu, so daß sich die förmliche Atmosphäre der ersten Begegnung löste. Wir waren uns beide vollkommen einig, und als ich sie aufklärte, was »Lonpari« bedeutet, klatschte sie vor Lachen die Hände zusammen. Das gemeinsame Leid, das wir in unserem Schatten-Dasein miteinander teilen, ließ uns wohl ohne Worte, ohne Absprache spüren, wenn ich der anderen so was sage, dann wird sie dir gewiß keinen Strick draus drehen.
    Danach habe ich sie immer wieder allein besucht. Sie war eine wirklich begabte Unterhalterin, und schließlich blieb ich für längere Zeit bei ihr und sagte aus Überzeugung: »Soll ich nicht mit Ihnen zusammenwohnen?«
    Da meinte sie:
    »Du, laß das lieber. Der ändert sich wie ein Chamäleon, der Alte. Wenn du ihm nicht soviel wie möglich für dich selbst abluchst, dann stehst du dumm da, wenn es dir so ergeht wie mir. Ich habe dieses Haus und das Grundstück auf meinen Namen gekriegt und kann so ganz gut auskommen, aber wenn du nichts hast, und der findet einen neuen Schwarm, dann bist du übel dran. Wenn du jetzt dafür sorgst, daß er Geld für dich ausgibt, bereut er es, wenn es schlecht investiert wäre, weil die Männer hinterm Geld her sind, und dann gibt er noch mehr für dich aus, und du brauchst keine Angst mehr zu haben, daß er dich sitzenläßt.«
    Dann sagte sie noch:
    »Natürlich bist du jetzt das Kronjuwel des Stolzes deines Herrn und vorerst noch sicher … Mir tut das Herz weh, wenn ich dran denke, so ein liebes Kind wie du …«
    Natürlich verstehe ich mich auch ganz gut auf die Tricks, wie man Männer rumkriegt, aber diese Frau war um die 35 Jahre alt und ich erst 19. Ich habe daher auf sie wohl kindlich gewirkt.
    »Schwester, ein bißchen Fuchsschläue habe ich mir auch schon zugelegt!«
    »O je, du bist mir grad das rechte Füchslein!«
    Wir trennten uns, nachdem wir uns mit solchen Gesprächen köstlich amüsiert und miteinander gelacht hatten, und sie hat mir manchen Dreh beigebracht, wie aus dem Chamäleon soviel wie möglich rauszuholen ist.
    Als das Chamäleon merkte, daß ich die Frau oft besuchte, schimpfte er:
    »Ich weiß nicht, was ihr beide da zusammen am Aushecken seid. Naoko ist eine niederträchtige Intrigantin, die sagt sowieso nichts von Belang. Laß die Besucherei künftig bleiben!«
    Ich lobte sie und lächelte ihn an:
    »Schwester Naoko ist schön, klug und tadellos, denn Sie haben sie ja immerhin losgekauft. Ich bin voll Bewunderung!«
    Da hast du's, das wird dich pieksen und jucken, dachte ich, im Innern vor Häme tanzend.
    Strategien zur Liebe
    In dem Haus, das der Lonpari mir gekauft hatte, lebte ich eine gute Zeit lang, ohne irgend etwas zu tun, und weil ich mich, Tag für Tag da eingeschlossen, einsam fühlte, hatte ich gute Lust, wieder als Geisha aktiv zu werden.
    Die Kriegslage war allerdings kritisch geworden, und es ging das Gerücht um, daß man, wenn man müßig lebe, zu militärischen Hilfsdiensten eingezogen und wer weiß wohin gebracht würde. Ich deutete also dem Lonpari meinen Wunsch an, unter diesen Umständen arbeiten zu wollen. Da der Lonpari mit einem hohen Tier von der Firma Nippon Musen bekannt war, hat er ihn sogleich daraufhin angesprochen, und ab Mai fing ich an zu arbeiten.
    Meine Arbeit bestand darin, Teile für »Grid« genannte Vakuumröhren

Weitere Kostenlose Bücher