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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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das war van Rybergs Theorie – hatte er nur eine riesige Rechenmaschine befragt, die den Ausgang aller politischen Maßnahmen voraussagen konnte.
    »Ich glaube nicht«, fuhr Karellen fort, »dass die Freiheitsliga und ihre Anhänger zufrieden sein werden, aber es dürfte dazu beitragen, die Spannung zu vermindern. Dieses Gespräch werden wir übrigens nicht aufzeichnen.
    Sie haben mir oft gesagt, Rikki, dass die Menschheit sich bald an uns gewöhnen würde, ganz gleich, wie sehr wir uns körperlich von Ihnen unterscheiden mögen. Das beweist nur Ihren Mangel an Einbildungskraft. Für Sie selbst könnte es sogar zutreffen, aber Sie müssen bedenken, dass der größte Teil der Welt noch kein ausreichendes Bildungsniveau erreicht hat und von Vorurteilen und abergläubischen Vorstellungen bestimmt wird, die erst in Jahrzehnten beseitigt werden können.
    Sie dürften mir darin zustimmen, dass wir einiges über menschliche Psychologie wissen. Wir wissen ziemlich genau, was geschehen würde, wenn wir uns der Welt auf ihrer jetzigen Entwicklungsstufe zeigen. Ich kann nicht auf Einzelheiten eingehen, selbst Ihnen gegenüber nicht, Sie müssen meine Erklärung also auf Treu und Glauben hinnehmen. Wir können jedoch ein definitives Versprechen geben, das Sie einigermaßen befriedigen dürfte. In fünfzig Jahren, also in zwei Generationen, werden wir aus unseren Schiffen kommen, und die Menschheit wird sehen, wie wir sind. «
    Stormgren schwieg eine Weile, während er die Worte des Verwalters auf sich einwirken ließ. Seine Befriedigung war deutlich geringer, als sie es zu früheren Zeiten gewesen wäre. Er war sogar leicht verwirrt über diesen Teilerfolg, und für einen Augenblick wankte sein Entschluss. Die Wahrheit würde sich im Laufe der Zeit offenbaren: Sein geheimes Vorhaben war unnötig und vielleicht sogar unklug. Wenn er dennoch handelte, dann nur aus dem selbstsüchtigen Grund, dass er in fünfzig Jahren nicht mehr am Leben sein würde.
    Karellen musste sein Zögern bemerkt haben, denn er fuhr fort: »Es tut mir Leid, wenn Sie enttäuscht sind. Aber wenigstens unterstehen die politischen Probleme der nahen Zukunft nicht mehr Ihrer Verantwortung. Vielleicht denken Sie noch immer, dass unsere Befürchtungen unbegründet sind, aber glauben Sie mir, wir haben überzeugende Beweise, wie gefährlich eine andere Vorgehensweise wäre.«
    Stormgren beugte sich schwer atmend vor. »Also gibt es Menschen, die Sie gesehen haben?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Karellen rasch. »Ihre Welt ist nicht die Einzige, die wir verwaltet haben.«
    Doch so leicht wollte sich Stormgren nicht abspeisen lassen. »In vielen Legenden wird berichtet, dass die Erde in der Vergangenheit von anderen Lebensformen besucht wurde.«
    »Ich weiß. Ich habe die Berichte der Historischen Forschungsstelle gelesen. Danach sieht die Erde wie eine Straßenkreuzung des Universums aus.«
    »Es kann Besuche gegeben haben, von denen Sie nichts wissen«, sagte Stormgren, der die Hoffnung noch nicht aufgeben wollte. »Obwohl ich das für recht unwahrscheinlich halte, da Sie uns seit Jahrtausenden beobachtet haben müssen.«
    »Allerdings«, erwiderte Karellen auf seine unbestimmte Art. Und in diesem Augenblick fasste Stormgren seinen Entschluss.
    »Karellen«, sagte er unvermittelt, »ich werde die Erklärung aufsetzen und sie Ihnen zur Billigung vorlegen. Aber ich behalte mir das Recht vor, Sie weiterhin in dieser Sache zu belästigen, und wenn ich eine Gelegenheit sehe, werde ich mich bemühen, Ihr Geheimnis in Erfahrung zu bringen.«
    »Das ist mir völlig klar«, erwiderte der Verwalter mit einem leisen Lachen.
    »Und es stört Sie nicht?«
    »Nicht im Geringsten – obwohl ich bei Kernwaffen, Giftgasen oder ähnlichen Dingen, die unsere Freundschaft gefährden könnten, die Grenze ziehen würde.«
    Stormgren fragte sich, wie viel Karellen erraten haben mochte. Aus dem Scherz des Verwalters hatte er eine Spur von Verständnis herausgehört, vielleicht sogar – wer konnte das sagen? – einen ermutigenden Tonfall.
    »Ich freue mich, das zu hören«, erwiderte Stormgren, so ruhig er konnte. Er stand auf und schloss dabei die Aktenmappe. Sein Daumen glitt am Verschluss entlang. »Ich werde die Erklärung sofort entwerfen«, wiederholte er, »und sie Ihnen heute noch per Fernschreiber übermitteln.«
    Während er sprach, drückte er auf den Knopf und wusste, dass all seine Befürchtungen grundlos gewesen waren. Karellens Sinne waren nicht

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