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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Eindruck, sich in seinem ganzen Leben noch nie so sehr zum Narren gemacht zu haben.
    Falls sich die anderen ebenso töricht vorkamen, ließen sie sich nichts von ihren Gefühlen anmerken. Nur Jean glühte vor Erregung, aber das konnte auch an den Cocktails liegen.
    »Sind alle bereit?«, fragte Rupert. »Gut.« Er machte eine eindrucksvolle Pause, dann rief er, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden: »Ist jemand hier?«
    George spürte, wie die Scheibe unter seinen Fingern leicht zitterte. Das überraschte ihn nicht, da sechs Menschen gleichzeitig Druck auf die Scheibe ausübten. Sie glitt schlingernd herum und kam im Mittelpunkt wieder zur Ruhe.
    »Ist hier jemand?«, wiederholte Rupert. Im Unterhaltungston fügte er hinzu: »Es dauert oft zehn oder fünfzehn Minuten, bis wir anfangen können. Aber manchmal ...«
    »Still!«, flüsterte Jean.
    Die Scheibe bewegte sich. Sie schwang in einem weitem Bogen zwischen den Karten mit der Aufschrift »Ja« und »Nein« hin und her. Mit einiger Mühe unterdrückte George ein Lachen. Was wäre eigentlich bewiesen, fragte er sich, wenn sie ein »Nein« zur Antwort erhielten?
    Aber die Antwort war »Ja«. Die Scheibe kehrte rasch zum Mittelpunkt des Tisches zurück. Irgendwie schien sie jetzt lebhaft auf die nächste Frage zu warten. Wider Willen fühlte sich George beeindruckt.
    »Wer bist du?«, fragte Rupert.
    Ohne Zögern wurden jetzt die Worte buchstabiert. Die Scheibe schoss wie ein denkendes Wesen über den Tisch und bewegte sich so schnell, dass George zeitweise befürchtete, den Fingerkontakt zu verlieren. Er konnte schwören, dass er nichts zu ihrer Bewegung beitrug. Bei einem schnellen Rundblick konnte er in den Gesichtern seiner Freunde nichts Verdächtiges erkennen. Sie wirkten ebenso gespannt und erwartungsvoll wie er selbst.
    »ICHBINALLE«, buchstabierte die Scheibe und kehrte zu ihrem Gleichgewichtspunkt zurück.
    »Ich bin alle«, wiederholte Rupert. »Das ist eine typische Antwort. Ausweichend, aber anregend. Es bedeutet wahrscheinlich, dass es hier nichts außer unserem kollektiven Geist gibt.« Er hielt einen Augenblick inne, während er offenbar seine nächste Frage überlegte. Dann fragte er wieder in die Luft hinein: »Hast du eine Botschaft für einen der hier Anwesenden?«
    »Nein«, erwiderte die Scheibe sofort.
    Rupert warf einen Blick in die Runde. »Jetzt liegt es bei uns. Manchmal gibt es freiwillig Auskünfte, aber diesmal müssen wir bestimmte Fragen stellen. Möchte jemand beginnen?«
    »Wird es morgen regnen?«, fragte George scherzhaft. Plötzlich bewegte sich die Scheibe zwischen »Ja« und »Nein« hin und her.
    »Das ist eine dumme Frage«, tadelte Rupert. »Denn irgendwo wird es regnen, und anderswo wird es trocken bleiben. Ihr dürft keine Fragen stellen, auf die man keine eindeutige Antwort geben kann.«
    George schämte sich gebührend und beschloss, die nächste Frage einem anderen zu überlassen.
    »Was ist meine Lieblingsfarbe?«, fragte Maia.
    »Blau«, kam sofort die Antwort.
    »Das stimmt genau.«
    »Aber es beweist nichts. Mindestens drei Leute hier haben das gewusst«, bemerkte George.
    »Was ist Ruths Lieblingsfarbe?«, fragte Benny.
    »Rot.«
    »Stimmt das, Ruth?«
    Die Protokollführerin blickte von ihrem Notizbuch auf. »Ja, das stimmt, aber Benny weiß es, und er sitzt im Kreis.«
    »Ich habe es nicht gewusst«, widersprach Benny.
    »Aber ich habe es dir oft genug gesagt!«
    »Unbewusstes Gedächtnis«, murmelte Rupert leise. »Das kommt oft vor. Aber können wir vielleicht etwas intelligentere Fragen stellen? Da es so gut begonnen hat, möchte ich nicht, dass es im Sand verläuft.«
    Seltsamerweise war es gerade die Trivialität des Phänomens, die George immer mehr beeindruckte. Er war überzeugt, dass es keine übernatürliche Erklärung gab. Wie Rupert gesagt hatte, reagierte die Scheibe einfach auf ihre unbewussten Muskelbewegungen. Aber diese Tatsache an sich war überraschend und erstaunlich. Er hätte nie geglaubt, dass man so genaue, schnelle Antworten bekommen würde. Einmal versuchte er, die Scheibe zu beeinflussen, und wollte sie dazu bewegen, seinen Namen zu buchstabieren. Er kam bis zum G, aber das war auch schon alles. Alles weitere war Unsinn. Anscheinend war es wirklich nicht möglich, dass eine einzelne Person die Führung übernahm, ohne dass der übrige Kreis es bemerkte.
    Nach einer halben Stunde hatte Ruth mehr als ein Dutzend Antworten notiert, darunter ein paar recht lange. Gelegentlich gab

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