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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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es orthographische und grammatikalische Fehler in den Sätzen, aber es waren nur wenige. Auf jeden Fall war George jetzt überzeugt, dass er an den Antworten nicht bewusst mitwirkte. Wenn ein Wort buchstabiert wurde, hatte er mehrmals den nächsten Buchstaben vorausgeahnt und damit auch die Bedeutung der Botschaft. Aber jedes Mal hatte die Scheibe eine ganz andere Richtung genommen und ein ganz anderes Wort buchstabiert. Da es zwischen dem Ende eines Wortes und dem Beginn des nächsten keine Pausen gab, ergab die Antwort manchmal erst dann Sinn, wenn Ruth den vollständigen Satz vorgelesen hatte.
    Das Experiment vermittelte George den unheimlichen Eindruck, mit einem zielbewussten, unabhängigen Geist in Verbindung zu stehen. Und doch gab es keinen wirklich schlüssigen Beweis. Die Antworten waren zu trivial, zu vieldeutig. Was sollte man zum Beispiel mit folgendem Satz anfangen? Er lautete:
    »GLAUBTANMENSCHENNATURISTMITEUCH.«
    Aber gelegentlich hörte man auch Andeutungen von tiefen, sogar verwirrenden Wahrheiten:
    »BEDENKTMENSCHISTNICHTALLEINNAHE-MENSCHISTLANDVONANDEREN.«
    Natürlich wusste das jeder, aber konnte man mit Sicherheit annehmen, dass sich die Botschaft nur auf die Overlords bezog?
    George wurde müde. Es war höchste Zeit, dass sie aufbrachen. Das alles war sehr faszinierend, aber es führte zu keinem Ziel, und man konnte von etwas Gutem auch zu viel bekommen. Er blickte in die Runde. Benny sah aus, als würde er ähnlich empfinden. Maia und Rupert hatten beide leicht glasige Augen, und Jean ... ja, sie hatte es die ganze Zeit zu ernst genommen. Ihre Miene beunruhigte George. Es war beinahe, als hätte sie Angst aufzuhören und gleichzeitig Angst weiterzumachen.
    Damit blieb nur Jan übrig. George fragte sich, was er über exzentrischen Schwager denken mochte. Der junge Ingenieur hatte keine Fragen gestellt und keine Überraschung über irgendeine der Antworten gezeigt. Er schien die Bewegung der Scheibe wie ein wissenschaftliches Phänomen zu studieren.
    Rupert entriss sich aus der Lethargie, die ihn befallen zu haben schien. »Wir wollen noch eine Frage stellen«, sagte er, »dann hören wir auf. Wie ist es mit dir, Jan? Du hast noch nichts gefragt.«
    Überraschenderweise zögerte Jan nicht. Es war, als hätte er sich schon lange darauf vorbereitet und nur auf diese Gelegenheit gewartet. Er sah sich flüchtig zum gleichmütig dasitzenden Rashaverak um, dann fragte er mit klarer, fester Stimme:
    »Welcher Stern ist die Sonne der Overlords?«
    Rupert unterdrückte einen verblüfften Pfiff. Maia und Benny reagierten überhaupt nicht. Jean hatte die Augen geschlossen und schien eingeschlafen zu sein. Rashaverak hatte sich vorgebeugt, sodass er über Ruperts Schulter auf den Kreis blicken konnte.
    Und die Scheibe bewegte sich wieder.
    Als sie wieder zur Ruhe kam, gab es eine kurze Pause. Dann fragte Ruth mit verwunderter Stimme:
    »Was bedeutet NGS 549672?«
    Sie erhielt keine Antwort, denn im selben Augenblick rief George besorgt:
    »Helft mir! Ich fürchte, Jean ist ohnmächtig geworden.«

9
    »D ieser Boyce!«, sagte Karellen. »Berichte mir alles über ihn!«
    Der Verwalter bediente sich natürlich nicht tatsächlich dieser Worte, und die Gedanken, die er wirklich ausdrückte, waren viel scharfsinniger. Ein menschlicher Zuhörer hätte eine kurze Folge von raschen Tönen vernommen, nicht unähnlich einem automatischen Morsesender. Obwohl man viele Beispiele der Sprache der Overlords aufgenommen hatte, erwies sich auf Grund ihrer außerordentlichen Kompliziertheit eine Analyse als unmöglich. Die Schnelligkeit der Übertragung sorgte dafür, dass kein Dolmetscher, selbst wenn er die Sprache völlig beherrscht hätte, den Overlords jemals bei ihrer normalen Unterhaltung folgen konnte.
    Der Verwalter der Erde stand mit dem Rücken zu Rashaverak und blickte über die vielfarbige Schlucht des Grand Canyon. In zehn Kilometern Entfernung, aber kaum durch den Abstand verschleiert, fingen die terrassenartig ansteigenden Hänge die volle Kraft der Sonne auf. Ein paar hundert Meter tiefer an der schattigen Bergwand, auf der Karellen stand, bewegte sich ein Mauleselzug in langsamen Windungen in das Tal hinab. Es war seltsam, dachte Karellen, dass so viele menschliche Wesen immer noch jede Gelegenheit ergriffen, sich primitiv zu verhalten. Sie konnten den Grund der Schlucht in einem Bruchteil der Zeit und viel bequemer erreichen, wenn sie wollten. Dennoch zogen sie es vor, auf Wegen, die wahrscheinlich

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