Die letzte Generation: Roman (German Edition)
irgendetwas erinnern!«
»Nein – es ist eine völlige Leere. Ich habe Jans Frage gehört, und dann habt ihr euch alle meinetwegen so furchtbar aufgeregt ... Es war bestimmt eine Art Trance. Schließlich ...«
Sie hielt inne; dann beschloss sie, George nicht zu sagen, dass ihr so etwas schon des öfteren widerfahren war. Sie wusste, wie er über diese Dinge dachte und wollte ihn nicht weiter aufregen – und vielleicht völlig verschrecken.
»Schließlich was?«, fragte George.
»Ach, nichts! Ich frage mich nur, was der Overlord über das Ganze gedacht haben mag. Wir haben ihm wahrscheinlich mehr Material geliefert, als er überhaupt haben wollte.«
Jean erschauderte leicht, und ihre Augen verschleierten sich. »Ich habe Angst vor den Overlords, George. Oh, ich meine nicht, dass sie böse sind, oder wegen eines anderen törichten Vorurteils. Ich bin überzeugt, dass sie es gut meinen und das tun, was ihrer Meinung nach das Beste für uns ist. Ich frage mich nur, was für Pläne sie in Wirklichkeit mit uns haben.«
George rückte unbehaglich auf seinem Platz hin und her. »Das fragen sich die Menschen, seit die Overlords zur Erde gekommen sind«, sagte er. »Sie werden es uns verraten, wenn wir reif dafür sind, und offen gestanden bin ich gar nicht neugierig. Außerdem habe ich mich um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern.« Er wandte sich Jean zu und ergriff ihre Hände. »Was meinst du, ob wir morgen zum Amt gehen und einen Vertrag über ... sagen wir ... fünf Jahre unterzeichnen?«
Jean sah ihn fest an und gelangte zur Überzeugung, dass ihr im Großen und Ganzen gefiel, was sie sah. »Sagen wir ... über zehn Jahre«, erwiderte sie.
Jan wartete einen günstigen Zeitpunkt ab. Er hatte keine Eile, und er wollte nachdenken. Es war beinahe, als würde er sich scheuen, irgendwelche Überprüfungen vorzunehmen, damit die fantastische Hoffnung nicht allzu schnell zerstört würde. Solange er noch im Ungewissen war, konnte er wenigstens träumen.
Außerdem würde er mit der Bibliothekarin des Observatoriums sprechen müssen, wenn er überhaupt etwas unternehmen wollte. Sie kannte ihn und seine Interessen zu gut und würde sicherlich verblüfft auf seine Bitte reagieren. Wahrscheinlich wäre es ohne Belang, aber Jan war entschlossen, nichts dem Zufall zu überlassen. In einer Woche gab es eine bessere Gelegenheit. Er wusste, dass er übervorsichtig war, aber das steigerte seinen schülerhaften Eifer. Jan fürchtete die Lächerlichkeit genauso sehr wie alles, was die Overlords tun könnten, um seine Pläne zu durchkreuzen. Falls er sich auf ein törichtes Unternehmen einließ, sollte niemand je davon erfahren.
Er hatte einen triftigen Grund, nach London zu reisen. Die Vorbereitungen waren schon vor Wochen getroffen worden. Obwohl er zu jung war und noch nicht die Qualifikation zum Delegierten besaß, gehörte er zu den drei Studenten, die es geschafft hatten, in die offizielle Gruppe aufgenommen zu werden, die zum Kongress der Internationalen Astronomischen Union fuhr. Er hatte Ferien, und es wäre eine Schande, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen, zumal er London seit seiner Kindheit nicht mehr besucht hatte. Er wusste, dass nur sehr wenige Vorträge, die vor der IAU gehalten wurden, für ihn von Interesse waren – selbst wenn er sie verstehen würde. Wie jeder Besucher eines wissenschaftlichen Kongresses würde er sich die Vorträge anhören, die ihm wichtig erschienen, und die übrige Zeit damit verbringen, mit anderen Enthusiasten zu sprechen oder sich einfach nur die Stadt ansehen.
London hatte sich in den vergangenen fünfzig Jahren gewaltig verändert. Dort gab es jetzt nur noch knapp zwei Millionen Menschen und hundertmal so viel Maschinen. Es war kein großer Hafen mehr, denn nachdem jedes Land fast seinen gesamten Bedarf selbst erzeugte, hatte sich das System des Welthandels verändert. Es gab immer noch einige Waren, die bestimmte Länder am besten herstellten, aber sie wurden auf dem Luftweg direkt an ihren Bestimmungsort gebracht. Die Handelswege, die einst in den großen Häfen und später auf den Flugplätzen zusammengelaufen waren, hatten sich zu einem komplexen Spinnennetz erweitert, das die ganze Welt umfasste und keine größeren Knotenpunkte besaß.
Doch einiges hatte sich nicht verändert. Die Stadt war nach wie vor ein Zentrum für Verwaltung, Kunst und Studium. In dieser Beziehung konnte keine Hauptstadt des Kontinents mit ihr wetteifern, nicht einmal Paris,
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