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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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immer lauter wurde.
    Es war ein Saugen oder Gurgeln, als würde ein Fluss durch einen engen Kanal strömen. Es war die Stimme der widerstrebend zurückweichenden See, die zornig darüber war, auch nur für einen Augenblick ihr rechtmäßiges Territorium aufgeben zu müssen. Durch die Zweige der anmutigen Korallen, durch die verborgenen Unterwasserhöhlen strömten Millionen Tonnen Wasser aus der Lagune in die Weiten des Pazifiks.
    Sehr bald und sehr schnell würden sie zurückkehren.
     
    Eine der Rettungstrupps fand Jeff Stunden später auf einem großen Korallenblock, der zwanzig Meter über den normalen Wasserstand hinaus geschleudert worden war. Jeff schien nicht besonders verängstigt zu sein, aber über den Verlust seines Fahrrads war er sehr aufgebracht. Außerdem war er sehr hungrig, da die Zerstörung des Dammes ihn von zu Hause abgeschnitten hatte. Als er gerettet war, überlegte er, ob er nach Athen zurückschwimmen sollte, und wenn sich die Strömung nicht völlig verändert hätte, wäre er zweifellos ohne große Mühe hinübergekommen.
    Jean und George hatten den gesamten Ablauf der Ereignisse verfolgen können, als der Tsunami die Insel traf. Obwohl die tiefer gelegenen Teile von Athen schwer beschädigt waren, hatte es keine Verluste an Menschenleben gegeben. Die Seismographen hatten nur fünfzehn Minuten vorher eine Warnung geben können, aber dieser Zeitraum hatte ausgereicht, alle aus der Gefahrenzone zu bringen. Jetzt leckte die Kolonie ihre Wunden und sammelte zahlreiche Legenden, die in den kommenden Jahren immer haarsträubender würden.
    Jean brach in Tränen aus, als man ihren Sohn zurückbrachte, denn sie war überzeugt gewesen, dass er ins Meer gerissen worden war. Sie hatte entsetzt beobachtet, wie sich die schwarze, schaumgekrönte Wasserwand brüllend vom Horizont herangewälzt hatte, um die Felsen von Sparta in Gischt zu tauchen. Es schien unglaublich, dass Jeff sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben konnte.
    Es war kaum überraschend, dass er keinen sehr vernünftigen Bericht über das Geschehene geben konnte. Als er gegessen hatte und im Bett lag, standen Jean und George neben ihm.
    »Schlaf jetzt, mein Schatz, und vergiss das Ganze«, sagte Jean. »Jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
    »Aber es hat Spaß gemacht, Mami«, widersprach Jeff. »Eigentlich habe ich gar keine Angst gehabt!«
    »Das ist gut«, sagte George. »Du bist ein tapferer Junge, und es ist gut, dass du vernünftig warst und rechtzeitig davongelaufen bist. Ich habe schon öfter von solchen Flutwellen gehört. Viele Leute ertrinken, weil sie auf den freigelegten Strand hinausgehen, um nachzusehen, was geschehen ist.«
    »Das habe ich auch getan«, gestand Jeff. »Ich würde gerne wissen, wer mir geholfen hat.«
    »Wie meinst du das? Du warst allein. Die anderen Jungen waren oben auf dem Berg.«
    Jeff sah verwundert aus. »Aber jemand hat mir gesagt, dass ich weglaufen soll!«
    Jean und George warfen sich leicht beunruhigte Blicke zu. »Du meinst ... du hast dir eingebildet, etwas zu hören?«
    »Ach, lass ihn jetzt«, sagte Jean besorgt und etwas zu hastig.
    Aber George blieb hartnäckig. »Ich möchte der Sache auf den Grund gehen. Erzähle mir, was geschehen ist, Jeff.«
    »Also, ich war unten am Strand, neben dem alten Wrack, als die Stimme sprach.«
    »Was sagte sie?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau, aber es war so etwas wie: ›Jeffrey, lauf so schnell du kannst auf den Berg. Du ertrinkst, wenn du hier bleibst.‹ Ich weiß genau, dass die Stimme mich Jeffrey nannte, nicht Jeff. Es kann also keiner gewesen sein, den ich kenne.«
    »War es eine Männerstimme? Und wo kam sie her?«
    »Sie war ganz nahe bei mir, und es klang, als würde ein Mann sprechen ...« Jeff zögerte.
    »Weiter!«, drängte George. »Stell dir vor, dass du wieder dort am Strand stehst, und erzähl uns genau, was geschehen ist.«
    »Nun, die Stimme war nicht ganz so, wie die Leute normalerweise sprechen. Ich glaube, es war ein sehr großer Mann.«
    »War das alles, was die Stimme gesagt hat?«
    »Ja ... bis ich auf den Berg stieg. Da passierte noch etwas Komisches. Du kennst den schmalen Pfad, der nach oben führt?«
    »Ja.«
    »Den habe ich genommen, weil es so am schnellsten geht. Ich wusste, was geschehen würde, denn ich hatte die große Welle kommen sehen. Sie machte einen furchtbaren Lärm. Und dann sah ich, dass auf dem Pfad ein großer Felsblock lag. Er war vorher nicht da gewesen, und ich konnte nicht daran

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