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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zuckte die Schultern. »Nicht mehr, als wenn ich in einem Stratosphärenflugzeug bin. Wenn irgend etwas schiefginge, wäre das Ergebnis in beiden Fällen das gleiche.«
    »Das ist ein vernünftiger Standpunkt, aber es ist erstaunlich, wie wenige Menschen es so ansehen.« Sullivan spielte an den Schaltern seines Mikroskopes, dann warf er Jan einen forschenden Blick zu.
    »Es wird mir eine große Freude sein, Sie herumzuführen«, sagte er, »aber ich muß gestehen: Ich war etwas überrascht, als Rupert mir Ihre Bitte vortrug. Ich konnte nicht begreifen, warum einer von euch Weltraumfahrern sich für unsere Arbeit interessieren sollte. Gehen Sie nicht nach der falschen Richtung?« Er lachte belustigt. »Persönlich habe ich nie begriffen, warum Sie es so eilig hatten, in den Weltraum hinauszukommen. Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis wir in den Ozeanen alles fein säuberlich aufgezeichnet und rubriziert haben.«
    Jan holte tief Luft. Er war froh, daß Sullivan das Thema selbst angeschnitten hatte, denn dadurch wurde seine Aufgabe sehr erleichtert. Trotz jenes Witzes hatten der Fisch forscher und er vieles gemeinsam. Es dürfte nicht zu schwierig sein, eine Brücke zu bauen und sich Sullivans Anteilnahme und Hilfe zu sichern. Sullivan war ein phantasievoller Mann, sonst wäre er nie in diese Unterwasserwelt eingedrungen. Aber Jan würde vorsichtig sein müssen, denn die Bitte, die er vorbringen wollte, war, gelinde gesagt, etwas unüblich.
    Aber ein Umstand beruhigte ihn. Selbst wenn Sullivan sich weigern sollte, gemeinsame Sache mit ihm zu machen, so würde er doch sicherlich Jans Geheimnis wahren. Und hier in diesem stillen kleinen Büro auf dem Grunde des Pazifiks schien keine Gefahr zu bestehen, daß die Overlords, so seltsame Kräfte sie auch besitzen mochten, ihrer Unterhaltung zuhören konnten.
    »Professor Sullivan«, begann er, »wenn Sie sich für den Ozean interessieren, die Overlords Ihnen aber verböten, sich ihm zu nähern – was für ein Gefühl würden Sie dann haben?«
    »Ich würde zweifellos äußerst ärgerlich sein.«
    »Davon bin ich überzeugt. Und angenommen, Sie hätten eines Tages eine Möglichkeit, Ihr Ziel zu erreichen, ohne daß die Overlords es wüßten – was würden Sie dann tun? Würden Sie die Gelegenheit ergreifen?«
    »Natürlich. Und ich würde später dafür eintreten.«
    Nun habe ich ihn in der Hand, dachte Jan. Jetzt kann er nicht zurück – falls er nicht vor den Overlords Angst hat. Und ich bezweifle, daß Sullivan vor irgend etwas Angst hat. Jan beugte sich über den hochbeladenen Tisch und schickte sich an, seinen Fall vorzutragen.
    Professor Sullivan war kein Narr. Ehe Jan sprechen konnte, schürzten sich seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. »Also darauf läuft es hinaus?« sagte er langsam. »Sehr, sehr interessant! Jetzt schießen Sie los und sagen Sie mir, wobei ich Ihnen helfen soll.«
    Ein früheres Zeitalter hätte die Arbeiten Professor Sullivans als kostspieligen Luxus angesehen. Seine Arbeiten kosteten so viel wie ein kleiner Krieg. Tatsächlich konnte er mit einem General verglichen werden, der einen ständigen Kampf gegen einen nie zurückweichenden Feind führt. Professor Sullivans Feind war die See, und sie bekämpfte ihn mit den Waffen der Kälte, der Finsternis und vor allem des Drucks. Er seinerseits trat seinem Gegner mit Klugheit und technischer Geschicklichkeit entgegen. Er hatte viele Siege errungen, aber die See war geduldig. Sie konnte warten. Eines Tages, das wußte Sullivan, würde er einen Fehler machen. Wenigstens hatte er den Trost, zu wissen, daß er nie ertrinken könnte, dazu würde es viel zu schnell gehen.
    Er hatte sich, als Jan seine Bitte vortrug, geweigert, sich sogleich nach irgendeiner Seite festzulegen, aber er wußte, wie seine Antwort sein würde. Hier bot sich die Gelegenheit zu einem höchst interessanten Experiment. Schade, daß er das Ergebnis nie erfahren würde; jedoch das kam in der wissenschaftlichen Forschung oft genug vor, und er selber hatte andere Vorhaben in Angriff genommen, deren Durchführung Jahrzehnte erfordern würde.
    Professor Sullivan war ein tapferer und ein intelligenter Mann, aber wenn er auf seine Laufbahn zurückblickte, war er sich bewußt, daß sie ihm nicht den Ruhm gebracht hatte, der den Namen eines Gelehrten durch die Jahrhunderte trägt. Hier bot sich eine völlig unerwartete und dadurch nur um so reizvollere Gelegenheit, wirklich in die Bücher der Geschichte einzugehen. Diesen Ehrgeiz

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