Die letzte Generation
sichere Sache und kann sehr genau dosiert werden. Aber sorgen Sie dafür, daß Sie viel Nahrung bereit haben – Sie werden heißhungrig sein, wenn Sie erwachen, und so schwach wie ein Kätzchen. Wenn Sie nun verhungern müssen, weil Sie nicht die Kraft haben, einen Dosenöffner zu benutzen?«
»Daran habe ich gedacht«, sagte Jan etwas gekränkt. »Ich werde mich auf übliche Weise durch Traubenzucker und Schokolade wieder zu Kräften bringen.«
»Gut. Ich freue mich, daß Sie alles gründlich überlegt haben und es nicht als einen besseren Jux ansehen, aus dem Sie wieder aussteigen können, wenn Ihnen nicht alles paßt. Es ist Ihr Leben, mit dem Sie spielen, aber mir wäre es schrecklich, wenn ich das Gefühl haben müßte, daß ich Ihnen half, Selbstmord zu begehen.«
Er ergriff den Fischschädel und wog ihn gedankenlos in der Hand. Jan hielt den Plan fest, damit er sich nicht zusammenrollte.
»Glücklicherweise«, fuhr Professor Sullivan fort, »ist die Ausrüstung, die Sie brauchen, durchaus normal, und unsere Werkstatt kann sie in wenigen Wochen zusammenstellen. Und wenn Sie doch noch Ihren Entschluß ändern sollten …«
»Das werde ich nicht tun«, sagte Jan.
»Ich habe alle Gefahren, denen ich mich aussetze, erwogen, und der Plan scheint keinen Fehler zu haben. Nach sechs Wochen melde ich mich wie irgendein blinder Passagier. Dann wird – nach meiner Zeit gerechnet – die Reise fast beendet sein. Wir werden im Begriff stehen, auf der Welt der Overlords zu landen. Was dann geschieht, liegt natürlich in ihrer Hand. Wahrscheinlich werde ich mit dem nächsten Schiff nach Hause zurückgeschickt, aber immerhin kann ich erwarten, wenigstens einiges zu sehen. Ich nehme eine Vier-Millimeter-Kamera und ein paar tausend Meter Film mit. Es wird nicht meine Schuld sein, wenn ich sie nicht benutzen kann. Schlimmstenfalls habe ich bewiesen, daß man Menschen auf die Dauer nicht in Quarantäne halten kann. Ich habe dann einen Präzedenzfall geschaffen, der Karellen zwingen wird, irgend etwas zu unternehmen.
Dies, meine liebe Maja, ist alles, was ich Dir zu sagen habe. Ich weiß, Du wirst mich nicht sehr vermissen. Wir wollen ehrlich zugeben, daß wir nie sehr stark miteinander verbunden waren, und nachdem Du Rupert geheiratet hast, wirst Du in Deiner eigenen privaten Welt vollkommen glücklich sein. Wenigstens hoffe ich das.
Also leb wohl und viel Glück! Ich freue mich darauf, Deinen Enkeln zu begegnen. Bitte sorge dafür, daß sie etwas von mir wissen.
Dein Dich liebender Bruder Jan.«
7
Als Jan es das erstemal sah, konnte er sich kaum vorstellen, daß er nicht den Rumpf eines kleinen Luftschiffes vor sich hatte, das zusammengefügt wurde. Das Metallgestell war zwanzig Meter lang, stromlinienförmig und von einem leichten Gerüst umgeben, auf dem die Arbeiter mit ihren Werkzeugmaschinen herumkletterten.
»Ja«, sagte Sullivan als Antwort auf Jans Frage, »wir wenden die übliche aeronautische Technik an, und die meisten dieser Leute kommen aus der Flugzeugindustrie. Es ist kaum zu glauben, daß ein Ding dieser Größe lebendig sein könnte, nicht wahr? Oder daß es aus dem Wasser herausschnellen kann, wie ich es gesehen habe.«
Es war alles sehr fesselnd, aber Jan hatte andere Dinge im Kopf. Seine Augen schweiften über den riesigen Rumpf, um einen geeigneten Platz für seine kleine Zelle, den »Sarg mit Luftloch«, wie Sullivan sie getauft hatte, zu finden. In einem Punkt fühlte er sich sofort beruhigt. Was den Platz anbetraf, so würde hier Raum für ein Dutzend blinder Passagiere sein.
»Das Skelett sieht fast fertig aus«, sagte Jan. »Wann werden Sie die Haut überziehen? Ich vermute, Sie haben Ihren Wal schon gefangen, denn sonst wüßten Sie nicht, wie groß Sie den Rumpf machen müßten.«
Sullivan schien durch diese Bemerkung sehr belustigt zu sein.
»Wir haben nicht die geringste Absicht, einen Wal zu fangen. Übrigens haben Wale kein Häute im eigentlichen Sinn des Wortes. Es wäre kaum möglich, eine Decke aus zwanzig Zentimeter dickem Speck über dieses Gerüst zu spannen. Nein, das ganze Ding wird mit Kunststoff belegt und dann sorgfältig angemalt. Wenn es fertig ist, wird niemand den Unterschied sehen können.«
Dann, dachte Jan, wäre es doch für die Overlords das vernünftigste gewesen, Fotos aufzunehmen und das lebensgroße Modell auf ihrem Heimatplaneten selbst herzustellen. Aber vielleicht kehrten ihre Versorgungsschiffe leer zurück, und ein kleines Ding wie ein zwanzig
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