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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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entsann sich seines Zusammentreffens mit Jan Rodricks auf dem Dach von Ruperts Haus und der wenigen Worte, die er mit dem einzigen menschlichen Wesen gesprochen hatte, das erfolgreich dem Verbot der Overlords getrotzt hatte. Nichts im Reich des Übernatürlichen, dachte George, könnte unheimlicher sein als die einfache wissenschaftliche Tatsache, daß, obwohl fast zehn Jahre seit seinem Gespräch mit Jan verstrichen waren, jener weit entfernte Reisende jetzt erst um wenige Tage älter geworden war.
    Das Universum war ungeheuer groß, aber diese Tatsache erschreckte ihn weniger als dessen Geheimnisse. George war kein Mensch, der lange über solche Dinge nachdachte, doch bisweilen kam es ihm vor, als wären die Menschen wie Kinder, die sich auf einem abgeschlossenen Spielplatz belustigten, beschützt vor den harten Wirklichkeiten der Außenwelt. Jan Rodricks hatte sich gegen diesen Schutz empört und war ihm entflohen, niemand wußte wohin. Aber in dieser Sache stand George völlig auf Seiten der Overlords. Er hatte nicht den Wunsch, das zu sehen, was in der unbekannten Finsternis lauerte, jenseits des kleinen Lichtkreises, den die Lampe der Wissenschaft warf.
     
    »Wie kommt es«, beklagte sich George, »daß Jeff immer irgendwo anders ist, wenn ich zufällig zu Hause bin? Wo ist er heute hin?«
    Jean sah von ihrer Strickerei auf, einer vorweltlichen Beschäftigung, die neuerdings mit viel Erfolg wieder aufgenommen war. Solche Moden kamen und gingen auf der Insel ziemlich schnell. Das Hauptergebnis dieser seltsamen Laune war, daß die Männer jetzt alle vielfarbige Pullover geschenkt bekamen, viel zu warm, um sie bei Tage zu tragen, aber nach Sonnenuntergang ganz nützlich.
    »Er ist mit einigen Freunden nach Sparta hinüber«, erwiderte Jean. »Er hat versprochen, zum Essen zurück zu sein.«
    »Ich bin eigentlich nach Hause gekommen, um zu arbeiten«, sagte George nachdenklich, »aber es ist ein schöner Tag, und ich glaube, ich gehe selbst zum Schwimmen hinaus. Was für einen Fisch soll ich dir mitbringen?«
    George hatte nie irgend etwas gefangen, und die Fische in der Lagune waren viel zu schlau, um sich fangen zu lassen. Jean wollte gerade auf diese Tatsache hinweisen, als die Stille des Nachmittags durch einen Ton zerrissen wurde, der noch in diesem friedlichen Zeitalter dazu angetan war, das Blut erstarren zu lassen und einen Angstschauer durch das Gehirn zu jagen.
    Es war das an- und abschwellende Geheul einer Sirene, die ihr Gefahrensignal in konzentrischen Kreisen aufs Meer hinaussandte.
     
    Seit fast hundert Jahren hatte sich hier in der brodelnden Finsternis tief unter dem Grunde des Ozeans der Druck vermehrt. Obwohl die Unterwasserschlucht vor geologischen Zeitaltern gebildet war, hatten sich die gemarterten Felsen nie an ihre neue Lage gewöhnt. Unzählige Male waren die Schichten zerbrochen und hatten sich verschoben, wenn das unvorstellbare Gewicht des Wassers ihr empfindliches Gleichgewicht störte. Jetzt waren sie bereit, sich wieder zu bewegen.
    Jeff untersuchte die Felsbuchten an dem schmalen Strand von Sparta, eine Beschäftigung, die er unendlich interessant fand. Man wußte nie, was für exotische Geschöpfe man hier finden würde. Es war ein Märchenland für jedes Kind, und im Augenblick gehörte es ihm ganz allein, denn seine Freunde waren auf die Berge hinaufgestiegen.
    Der Tag war still und friedlich. Kein Windhauch regte sich, und selbst das ständige Murmeln am Fuß der Klippe hatte sich zu einem dumpfen Unterton gemäßigt. Eine blendende Sonne hing in halber Höhe am Himmel, aber Jeffs mahagonibrauner Körper war jetzt völlig unempfindlich gegen ihre Angriffe.
    Der Strand war hier ein schmaler Sandstreifen, der steil zur Lagune abfiel. Wenn Jeff in das glasklare Wasser hinunterblickte, konnte er die überspülten Felsen sehen, die ihm ebenso vertraut waren wie irgendwelche Felsformationen an Land. Etwa zehn Meter tief wölbten sich die mit Pflanzen bewachsenen Spanten eines alten Schoners zu der Welt empor, die er vor fast zwei Jahrhunderten verlassen hatte. Jeff und seine Freunde hatten das Wrack oft untersucht, aber ihre Hoffnungen, einen verborgenen Schatz zu finden, waren enttäuscht worden. Sie hatten nichts weiter erbeutet als einen mit Muscheln bedeckten Kompaß.
    Da wurde der Strand auf einmal gepackt und bekam einen einzigen plötzlichen Stoß. Die Erschütterung verging so schnell, daß Jeff sich fragte, ob er es sich eingebildet habe. Vielleicht war es ein plötzlicher

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