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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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auszugestalten.“
    „Super!“ Bille nickte zufrieden.
    „Also dann, viel Spaß bei der Arbeit! Du wirst keine Mühe haben, Jacky Boy macht seine Sache schon recht gut. Ich bin im Büro drüben, falls du mich suchst.“ Hans Tiedjen übergab ihr das Pferd und wandte sich zum Gehen. Dann fiel ihm etwas ein, und er drehte sich lächelnd zu ihr um. „Ach ja, Bille, da ist noch etwas. Ich habe das Gefühl, daß du im Augenblick ein kleines Trostpflaster gebrauchen kannst. Eigentlich wollte ich ihm ja noch ein paar Monate Freiheit gönnen, da er nun mal ein Spätentwickler ist, aber ...“, geschickt spannte er Bille mit seiner Pause auf die Folter und genoß ihre Ungeduld.
    „Ja?“ fragte Bille drängend.
    „... nun ja, jetzt habe ich mir überlegt, daß man ihm ein sanftes Training doch schon zumuten kann. Würdest du es dir Zutrauen, Sindbad einzureiten?“
    „Du vertraust mir Sindbad an? Ehrlich? Daddy, das ist ja einfach Spitze!“ Bille sprang noch einmal aus dem Sattel und fiel Hans Tiedjen um den Hals. „Danke! Du weißt, wie er mir ans Herz gewachsen ist!“
    „Eben. Du hast sicher die richtige Hand für ihn.“
    „Und wann darf ich anfangen?“
    „Sobald du willst. Also, bis später.“
    Wie heißt das, dachte Bille, als sie wieder in den Sattel stieg: Pech in der Liebe, Glück im Spiel. Das sollte man eigentlich anders formulieren: Pech in der Liebe, Glück in der Arbeit! Jedenfalls scheint das bei mir so zu sein.
    Kaum konnte sie sich am Nachmittag auf die Besprechung der Feierlichkeiten für Heiner Petersen konzentrieren. Und auch, daß am Abend ein Eilbrief von Simon kam, in dem er sein Bedauern darüber ausdrückte, daß ihr das Wochenende nicht so gut gefallen habe, obwohl alle in Beaumont von ihr begeistert wären, berührte sie nicht sonderlich. Er entschuldigte sich für seine Gedankenlosigkeit, es stürme nun einmal so viel Neues auf ihn ein, er führe ein ganz anderes Leben, als er es gewohnt gewesen sei, und jeden Tag ereigne sich so viel, daß es schwierig sei, daneben noch anderes wahrzunehmen.
    „Dann spar dir die Mühe“, murmelte Bille wütend. „Sag doch gleich, daß du keine Zeit mehr für mich hast, und der Fall ist erledigt! Ich habe jetzt auch keine Zeit mehr für lange Briefe und Telefonate. Und ich habe mindestens so viel um die Ohren wie du!“
    Sie schluckte Bitterkeit und Trauer hinunter und zwang sich, nur noch an den schönen roten Sindbad und die bevorstehende Arbeit mit ihm zu denken. Sie wollte Hans Tiedjen um Erlaubnis fragen, Sindbad für zwei Wochen nach Wedenbruck zu stellen. Dann hatte sie gleich zwei erfahrene Helfer bei ihrer Aufgabe: Mirko und Hannes. So konnte nichts schiefgehen. Am besten war es, wenn sie den jungen Fuchswallach mit Zottel hinüberbrachte. Sindbad liebte das Pony, seit Zottel in den ersten Wochen seines Lebens Kindermädchendienste bei Sindbad getan hatte.
    Und Zottel konnte gut bei der Arbeit mit Sindbad dabei sein.
    Warum habe ich mich in den vergangenen Jahren nicht viel intensiver um Sindbad gekümmert, dachte Bille. Aber die Fohlen und Jungpferde lebten ihr eigenes Leben; sie wurden verkauft oder kamen zur Aufzucht auf andere Höfe, und die, die blieben, tollten auf den Koppeln oder im großen Laufstall herum, Teenager unter sich, und man freute sich nur gelegentlich an ihren Spielen, wenn man an der Koppel vorbeiritt oder sie im Stall versorgte.
    Das wird jetzt anders werden, mein Kleiner, murmelte Bille, schon im Einschlafen. Wir werden viel Spaß haben bei der Arbeit miteinander. Und du wirst ein Spitzenpferd werden, das verspreche ich dir. Jedenfalls soweit es an mir liegt.

Fieberhafte Vorbereitungen

    Die Wochen bis zum Schulbeginn vergingen Bille wie im Flug. Täglich pendelte sie zwischen Groß-Willmsdorf und dem Wedenbrucker Reitverein hin und her, begann morgens um sechs mit der Arbeit und kehrte oft erst gegen Mitternacht heim. Die Mutter versuchte zu protestieren, schließlich hatte Bille ein anstrengendes Schuljahr vor sich, sie würde statt ausgeruht, völlig erschöpft in die neue Klasse kommen. Doch Onkel Paul beruhigte sie.
    „Laß sie, Olga, gegen Liebeskummer ist das nun mal die beste Medizin. Hauptsache, sie ist glücklich bei der Arbeit.“
    „Liebeskummer?“ Mutsch schüttelte zweifelnd den Kopf.
    „Da bin ich nicht so sicher. Ich habe eher den Eindruck, da spielt eine neue Liebe mit.“
    „Der Reitlehrer, meinst du? Von dem sie so schwärmt?“
    „Genau den meine ich. Ich könnt’s ja verstehen, er ist

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