Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
Vom Netzwerk:
gezwungen worden zu sein. Wenn das immer schon Brauch gewesen wäre, wäre Sams Mutter ja nicht als uneheliches Kind auf die Welt gekommen.
    “Worauf wartest du noch?”, rief Rosie Hinkle.
    “Ich denke nach”, erwiderte Annie.
    “Tu das nach der Trauung”, riet Sam ihr, der vor dem Altar wartete. “Komm her, dann haben wir es bald hinter uns.”
    “Oh, wie romantisch du bist!” Sie verschränkte die Arme. “Und wenn ich nicht will?”
    Sam stöhnte gereizt und kam ihr entgegen. “Ist es dir lieber, wenn sie mich durchlöchern?”
    “Vielleicht.”
    “Ach, wie nett!” Er fasste sie bei der Hand und zog sie den Gang entlang. Unterdrücktes Gelächter erklang von den Bänken her. “Na los, Annie, wir heiraten doch nur.”
    Sie stemmte sich mit aller Kraft dagegen, weitergezogen zu werden. “Ich heirate erst, wenn ich dazu bereit bin.”
    Sam ließ sie so plötzlich los, dass sie das Gleichgewicht verlor und sich unsanft auf den Boden setzte. Rasch zog sie den Rock wieder zurecht und funkelte wütend ihre staubigen Zehen an. Wer hätte gedacht, dass sie, Sankt Annie, zu einer Hochzeit gezwungen werden würde? Sam hielt ihr die Hand hin und half ihr aufzustehen.
    “Wir müssen nicht heiraten, nur um den Anstand zu wahren”, erklärte Annie leise.
    “Und was ist mit den drei ‘Musketieren’? Wenn du mich heiratest, gebe ich meinen Rachefeldzug gegen sie auf und zahle es nicht mal demjenigen heim, der mich damals verprügelt hat.”
    “Du könntest sie ebenso wenig verletzen wie mich. Das bringst du nicht übers Herz.”
    Plötzlich sah Sam so kalt und rücksichtslos aus, dass ihr der Atem stockte. “Ach nein? Dann stell mich auf die Probe.”
    “Was gedenkst du zu tun, falls ich das Jawort verweigere?”, wollte Annie wissen.
    “Das kannst du dir denken.” Unverwandt sah er ihr in die Augen. “Jedenfalls wirst du es bereuen, das versichere ich dir.”
    Er schaffte es wirklich immer wieder, sie so zu wütend zu machen, dass sie das genaue Gegenteil von dem tat, was ihr der gesunde Menschenverstand riet. Diesmal allerdings nicht. Nein, jetzt war sie klüger geworden. “Dann bereue ich es eben”, erwiderte sie und wandte sich um.
    Leise schimpfend packte Sam sie und hob sie hoch. “Wenn deine Antwort Nein ist, dann sag es, wenn der Pfarrer dich fragt. Deinetwegen möchte ich mich nicht erschießen lassen.” Er trug sie zum Altar, begleitet von Gelächter und aufmunternden Rufen, und stellte sie auf die Füße.
    Annie versuchte, Würde zu bewahren, und strich sich das Kleid glatt. Dabei fiel ihr auf, dass sie das Oberteil falsch zugeknöpft hatte, was jetzt aber auch schon egal war. Sie wandte sich den uneingeladenen Hochzeitsgästen zu. “Ihr werdet doch nicht gestatten, dass diese Farce fortgesetzt wird, oder?”
    “Aber sicher wird mit der Zeremonie weitergemacht”, rief Rosie. “Du hast doch immer gesagt, wir müssen den jungen Leuten mit gutem Beispiel vorangehen. Und nachdem du mit Sam die Nacht verbracht hast, verlangt es die Schicklichkeit, dass du ihn auch heiratest.”
    Annie versuchte es ein letztes Mal. “Aber wir haben doch nichts getan! Ich bin immer noch Jungfrau — wahrscheinlich die letzte hier, die über achtzehn ist!”
    “Da muss ich dir widersprechen”, erwiderte Rosie empört. “Meine Tochter Alice ist auch ein braves Mädchen.”
    “Mein Sohn Pete behauptet aber etwas anderes”, mischte sich der Bürgermeister ein.
    Rote Flecke breiteten sich auf Rosies Gesicht aus. “Was?” Sie wandte sich ihrer Tochter zu. “Du hast doch behauptet, nur deswegen so spät nach Hause gekommen zu sein, weil euch das Benzin ausgegangen sei. Und du hast mir versichert, es sei nichts passiert.”
    “Aber Mom, Pete und ich lieben uns”, jammerte Alice. “Wir wollten es dir sagen, sobald er einen Job gefunden hat, und dann möchten wir heiraten.”
    “Du gehst jetzt sofort nach Hause, junge Lady! Und Sie und Ihren Sohn erwarte ich heute Abend bei uns zu einem klärenden Gespräch, Bürgermeister Pike.”
    “Möchtest du noch mehr Staub aufwirbeln, Annie?”, fragte Sam bedeutsam. “Oder kann die Show beginnen?”
    Tränen brannten ihr in den Augen, und das machte sie wütend. “Wieso sollten wir uns zwingen lassen? Wir haben doch nichts getan.”
    Seine Augen funkelten. “Das werden wir demnächst nachholen.”
    Ich muss es ihm sagen, bevor ich den Mut völlig verliere, dachte Annie. “Sam, es gibt da etwas, was du vorher unbedingt wissen musst.” Sie blickte den Pfarrer

Weitere Kostenlose Bücher