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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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auf den Schlips getreten gefühlt, als das Ministerium für Kolonisation seine Idee übernahm, es aber ablehnte, ihn als Leiter der Kolonie einzusetzen. Noch mehr auf den Schlips getreten hatte er sich gefühlt, als er erfuhr, dass wir diesen Job bekommen hatten, zwei Leute, die er nicht kannte und die nicht besonders von ihm beeindruckt zu sein schienen. Aber er war klug genug, um seinen Frust mit allgemeinen
Floskeln zu überspielen, und er verbrachte den größten Teil der Sitzung damit, Janes und meine Autorität auf die möglichst schmeichelhafteste Weise zu unterminieren.
    »Zum Beispiel dieser Rat«, sagte Trujillo und blickte sich am Tisch um. »Jeder von uns ist beauftragt, die Interessen unserer jeweiligen Kolonistengruppen zu vertreten. Ich bezweifle nicht, dass jeder von uns diese Aufgabe bestens erfüllen wird. Aber dieser Rat hat lediglich ratgebende Funktion für die Leiter der Kolonie. Ich frage mich, ob wir auf diese Weise am besten die Interessen der Kolonisten vertreten können.«
    Wir sind noch gar nicht losgeflogen, und er will schon die Revolution anzetteln , dachte ich. Damals, als ich noch einen BrainPal hatte, hätte ich diesen Gedanken an Jane übermitteln können. Doch nun fing sie den kurzen Blick auf, den ich ihr zuwarf, und ich war überzeugt, dass sie auch so einen ziemlich guten Eindruck erhielt, was ich gedacht hatte.
    »Neue Kolonien werden gemäß der Vorschriften des Ministeriums für Kolonisation verwaltet«, sagte Jane. »Diese Vorschriften besagen, dass die Leiter einer Kolonie die alleinige politische Entscheidungsgewalt haben. Es würde eine lange Zeit des Chaos geben, bis wir zur Erkenntnis gelangen, dass es nicht ideal wäre, für jede Entscheidung eine Volksbefragung durchzuführen.«
    »Ich will keineswegs vorschlagen, dass Sie beide Ihre Pflichten vernachlässigen sollten«, sagte Trujillo. »Ich möchte nur darauf hinaus, dass unser Beitrag nicht nur symbolischer Art sein sollte. Viele von uns hatten bereits mit dieser Kolonie zu tun, als sie nur auf dem Reißbrett existierte. Wir können einen enormen Erfahrungsschatz einbringen.«
    »Wohingegen wir erst seit wenigen Monaten damit zu tun haben«, sagte ich.

    »Sie sind vor Kurzem als große Bereicherung in die Angelegenheit involviert worden«, lautete Trujillos aalglatte diplomatische Erwiderung. »Ich würde mir wünschen, dass Sie die Vorteile erkennen, wenn wir in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden werden.«
    »Ich habe den Eindruck, dass die Vorschriften des MfK aus gutem Grund erlassen wurden«, sagte ich. »Das Ministerium hat sich um die Kolonisation vieler Welten gekümmert. Vielleicht wissen diese Leute, was sie tun.«
    »Die anderen Kolonisten kamen aus strukturell benachteiligten Ländern auf der Erde«, sagte Trujillo. »Im Vergleich zu ihnen haben wir viele Vorteile.«
    Ich spürte, wie sich Savitri neben mir anspannte. Die Arroganz der alteingesessenen Kolonien, die von Menschen aus westlichen Ländern gegründet worden waren, bevor die KU die Verwaltung der Kolonisation übernommen hatte, hatte sie schon immer angewidert.
    »Was sollen das für Vorteile sein?«, fragte Jane. »John und ich haben sieben Jahre lang unter solchen ›anderen Kolonisten‹ und ihren Nachkommen gelebt. Savitri ist eine von ihnen. Ich spüre keine nennenswerten Vorteile, wenn ich die hier am Tisch Sitzenden mit unseren ehemaligen Nachbarn vergleiche.«
    »Vielleicht habe ich mich ungeschickt ausgedrückt«, sagte Trujillo und wollte vermutlich zu einem erneuten beschwichtigenden Ausweichmanöver ansetzen.
    »Das mag durchaus sein«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Allerdings ist die Frage ohnehin rein akademisch. Die Vorschriften des MfK lassen uns nicht viel Spielraum, was die Verwaltung der ersten Kolonistenwelle betrifft, und sie nehmen auch keine Rücksicht auf die frühere nationale Zugehörigkeit
der Kolonisten. Wir sind dazu verpflichtet, alle Kolonisten gleich zu behandeln, ganz gleich, woher sie stammen. Ich halte das für eine gute Philosophie, meinen Sie nicht auch?«
    Trujillo hielt einen Moment lang inne. Offenkundig ärgerte er sich über die neue Wendung, die ich dem Gespräch gegeben hatte. »Ja, natürlich.«
    »Es freut mich, das zu hören. Also werden wir uns fürs Erste an die Vorschriften halten.« Bevor Trujillo einen neuen Anlauf nehmen konnte, fügte ich hinzu: »Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?«
    »Einige meiner Leute haben sich über die Zuweisung ihrer Quartiere beschwert«, meldete

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